Siegen. . Am St. Marien-Krankenhaus in Siegen soll Menschen, die an Multiplem Myelom leiden, mit autologer Stammzelltransplantation geholfen werden.

  • Das St. Marien-Krankenhaus Siegen möchte Krebspatienten mit autologer Stammzelltransplantation helfen
  • Neuer Chefarzt Prof. Dr. Ralph Naumann will Angebot langfristig sichern
  • 1. Siegener Patiententag zum Thema Multiples Myelom am 24. Mai

Patienten mit Multiplem Myelom, einer Krebserkrankung des Knochenmarks, stellt der neue Chefarzt der Medizinischen Klinik III (Hämatologie/Medizinische Onkologie/Palliativmedizin) am St. Marien-Krankenhaus mehr Lebensqualität in Aussicht. Prof. Dr. Ralph Naumann, Ende April vom Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein in Koblenz nach Siegen gewechselt, kündigt mit der autologen Stammzelltransplantation eine Behandlung an, die „im Umkreis von 60 bis 70 Kilometern ein Alleinstellungsmerkmal“ sei.

Die Krankheit

Nach Angaben des St. Marien-Krankenhauses erkranken in Deutschland jährlich etwa 3000 Männer und 2700 Frauen neu an Multiplem Myelom. Die Krankheit schädigt Knochen, Knochenmark und Nieren. Heilbar ist sie bisher nicht, „aber die Therapie hat sich in den vergangenen 15 Jahren deutlich verändert“, sagt der Chefarzt. „Unser Ziel: zu einer chronischen Krankheit machen, was früher ein Todesurteil war“. Und: Dabei sei eine durchaus gute Lebensqualität zu erreichen.

Die Behandlung

Die autologe Stammzelltransplantation kommt – unter bestimmten Voraussetzungen – in Verbindung mit einer Hochdosis-Chemotherapie zum Einsatz. Bei letzterer werden durch das sechs- bis 13-fache der üblichen Wirkstoffdosis zwar die Tumorzellen effektiv angegriffen – aber auch gesundes Gewebe geschädigt. Vor der Hochdosisbehandlung werden dem Patienten darum eigene Stammzellen entnommen (deren Produktion zuvor angeregt wird), eingefroren und relativ kurz nach der Behandlung über einen Zentralkatheter wieder in den Organismus gebracht.

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Die Regeneration wird dadurch massiv beschleunigt. „Die meisten Patienten fühlen sich lediglich zwei bis drei Tage schlapp, schwere Komplikationen sehen wir selten“, sagt Naumann. Die Transplantation eigener Stammzellen kurbelt deren Produktion im Körper an – und sorgt dafür, dass schneller wieder weiße Blutkörperchen, die Leukozyten, gebildet werden und das Immunsystem wieder in Gang kommt. Ohne diese Unterstützung dauert das ungleich länger. Idealerweise können Betroffene etwa nach vier Wochen das Krankenhaus wieder verlassen.

Die Voraussetzungen

Infrage kommt das Verfahren allerdings nur für Patienten, die vom Multiplen Myelom abgesehen fit sind, weil die Hochdosis-Therapie sonst eine zu große Belastung sein könnte. Darum steht vorher eine Rundum-Check an: Selbst zum Zahnarzt müssen die Kandidaten vorab, um beispielsweise unentdeckte Entzündungen auszuschließen.

Die Perspektiven

Autologe Stammmzelltransplantation gab es im St. Marien-Krankenhaus schon einmal ab dem Jahr 2008. Sie wurde ausgesetzt, weil wegen formaler Vorgaben eine Mindestanzahl von 25 Behandlungen pro Jahr erforderlich ist. Mit dem Chefarztwechsel ist ein Neustart möglich. Naumann will das Angebot langfristig sichern: „Es ist wichtig, dass wir das vor Ort machen können.“ Angesichts der Entwicklungen sei es entscheidend, für die Patienten Zeit zu gewinnen, damit sie die Chance auf neue Behandlungsmethoden erleben.

>>>>INFO

Das St. Marien-Krankenhaus richtet am Mittwoch, 24. Mai, ab 16 Uhr den 1. Patiententag „Multiples Myelom“ aus – im Gebäude an der Kampenstraße 51, Neuer Hörsaal im 5. Obergeschoss.

Experten stellen Therapien, Diagnostik und Wege zur Bewältigung der psychischen Folgen der Erkrankung vor. „Es gibt viele neue Therapiemöglichkeiten“, sagt Chefarzt Prof. Dr. Ralph Naumann. „Es ist sehr wichtig, dass Patienten gut informiert werden.“

Es ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Krankenhauses, des Vereins Myelom Deutschland und der Multiples Myelom Selbsthilfegruppe nördliches Rheinland-Pfalz. Deren Mitglieder möchten am Aktionstag auch Anstoß zur Gründung einer Selbsthilfegruppe in Südwestfalen geben.

Der Eintritt ist frei. Info gibt es unter 0271/231-13 02. Online-Tipp von Prof. Naumann: www.onkopedia.com

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