Grafschaft. In Grafschaft sorgt die geplante Windenergie für Unmut. Dort stehen erstmals Sauerländer bereit, um zu bauen. Das sind ihre Probleme.
Das Thema Windkraft rund um Schmallenberg ist weiterhin ein heißes Thema. In Bödefeld wurde Widerstand laut, genauso in Fleckenberg und Jagdhaus; jetzt formiert sich auch der Widerstand in Grafschaft. Dort allerdings stehen lokale Investoren bereit, doch es wird nicht einfach.
Zu spät sei man informiert worden, beschwert sich Johannes Wilmes. Er ist Landwirt aus Grafschaft - und direkt betroffen, sollten auf der „Bauernalmert“ Windräder gebaut werden. Sein Bio-Bauernhof befindet sich genau an der 1000-Meter-Grenze. „Beim Hochsauerlandkreis hat man mir gesagt, dass ich sowohl den Lärm als auch den Schattenwurf abbekäme, wenn dort das erste Windrad gebaut wird“, erklärt er. „Das kann doch nicht angehen, dass man unsere Natur so zerstört.“
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Er macht sich Sorgen: Schließlich sei Grafschaft ein Luftkurort, und auch das Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft könne von den Windkraftanlagen betroffen sein. Erst kurz vor Ende des Beteiligungsverfahrens sei die Möglichkeit der Beteiligung im Ort bekannt geworden, ärgert er sich - wie viele sich tatsächlich dagegen wehrten, weiß Johannes Wilmes nicht.
Wertschöpfung in der Region halten
Und angeblich würden sich Menschen schon durch die Sauerländer Wälder bewegen, um Flächen auszumessen und Gutachten von ihnen anzufertigen, die noch gar nicht als Windvorrangzonen ausgewiesen seien. Wilmes vermutet dahinter eine Gruppe von Menschen, allen voran Landwirte, die im Windenergiebereich Windkraftanlagen bauen wollen. Unterstützt werden sollen sie, so Wilmes, von einem Projektierer aus Soest.
Matthias Quast und Ingo Brunert sind die Gesellschafter einer neuen GbR, einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die dem Ratschlag des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes folgen wollen: Besser selber machen, als dass Projektierer von außen den Gewinn aus der Region abschöpfen. Auch der Kreis verfolgt mit seiner neuen Gesellschaft EEH (Erneuerbare Energien Hochsauerlandkreis) genau dieses Ziel. Brunert und Quast wollen sich auf Nachfrage der Redaktion zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht öffentlich äußern.
Fläche vergrößern
Bürgermeister Burkhard König bestätigt aber, dass die GbR auf einer Fläche zwischen Grafschaft, Almert und Schanze Windräder bauen will. Sogar mehr, als eigentlich möglich sind. Das heißt: Sie würden gern die Fläche vergrößern. Ein Bauantrag dazu liege der Stadt aber dazu noch nicht vor. „Aber es gab Vorgespräche.“
„Im Rahmen der Windenergiebereiche muss sich auch die GBR bewegen. Der Beschluss ist von Februar, ich wüsste nicht, warum wir den jetzt schon ändern sollten.“
Doch eine Vergrößerung der Fläche dürfte schwierig werden. König verweist auf den klaren Beschluss des Stadtrates zu Windkraft vom 1. Februar. Darin hatten sich die Politiker darauf verständigt, dass keine Windräder über die vom Regionalplan vorgesehenen hinaus auf Schmallenberg Gebiet gebaut werden dürften. „In diesem Rahmen muss sich auch die GBR bewegen“, sagt König. Andere Flächen-Vorstellungen werde man zurückweisen. Auch eine Planänderung durch einen neuen Ratsbeschluss sehe er nicht. „Der Beschluss ist von Februar, ich wüsste nicht, warum wir den jetzt schon ändern sollten.“
Waldbetretungsrecht
Und zum Vorwurf von Willmes, dass sich Menschen im Wald bewegten, um Flächen auszumessen, die noch gar nicht als Windkraftvorrangzonen ausgewiesen seien, erklärt der Bürgermeister: „Es gibt ein Waldbetretungsrecht. Wenn Investoren in Vorleistungen gehen wollen, um Flächen auszumessen, machen sie das auf eigenes Risiko. Verboten ist das aber in der Regel nicht.“
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König ist klar, dass es viele nachvollziehbare Bedenken und Widerstände gegen Windkraft im Schmallenberger Sauerland gibt. Gerade mit Blick auf den Tourismus. Genehmigungsbehörde sei aber nicht die Stadt, sondern der Kreis.
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