Meschede. Der Mescheder Tattoo-Artist Louis Schmal teilt Einblicke: vom größten Stammbaum-Tattoo bis zu Senioren und dem ersten Tattoowunsch.

„Erstmal eine vernünftige Lehre machen.“ Das war Plan A von Louis Schmal. Er ist Tattoo-Künstler im Mescheder Tattoo- und Piercingstudio „Protect“. Doch kurz nach seiner Ausbildung zum Schlosser entschied er sich für einen anderen Weg.

Bereits seit seiner Jugend verbringt der 23-Jährige viel Zeit in der Graffiti-Szene. Dabei sei es ihm wichtig, nicht einfach wahllos seinen Namen zu „taggen“, sondern wirkliche Kunst zu erstellen, wie er selber beschreibt.

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Graffiti haben Einfluss auf Tattoo-Stil

Vom Graffiti war der Weg zum Tattoo-Artist für ihn nicht weit. Das Sprayen beeinflusst auch seinen Stil. Am Eingang des Studios hängen ein paar seiner „Wannado’s“. „Wannado“ ist die Kurzform für „want to do“ und lässt sich mit „will machen“ übersetzen. Das sind Wunscharbeiten eines Tattoo-Artisten. Meist sind es bereits fertige Motive, die einem Artist besonders wichtig sind und auf die dieser aus eigenem Antrieb große Lust hat. Der Einfluss der Graffiti in Schmals Stil wird deutlich.

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Er ist nicht angestellt bei „Protect“. Er ist so genannter Resident-Artist. In Tattoo-Kreisen sind die Künstler meist Selbstständige, die die Räumlichkeiten eines etablierten Studios nutzen. „Das war für mich eine Herausforderung, mich erstmal als Selbstständiger zu organisieren. Im ersten Moment denkst du ‚cool, ich kann machen, was ich will‘, aber dann holt dich die Realität ein und merkst, dass der Spruch ‚selbst und ständig‘ passt“, so Schmal.

Mit 82 Jahren beim Tätowierer

Mit seinen Filzlocken liegt es nah, dass er in der Stadt auch wiedererkannt werde. „In so einer vergleichsweise kleinen Stadt wie Meschede ist man als Tattoo-Künstler einfach bekannter als vielleicht in Berlin.“ Hinsichtlich der Akzeptanz von Tattoos kann Schmal übrigens ein Umdenken beobachten.

„Ich hatte auch schon eine 82 Jahre alte Dame in meinem Stuhl. Sie wollte ein Unendlichkeitszeichen und zwei ineinander verschlungene Herzen auf ihre Handgelenke tätowiert haben. Sie sagte, ihrem Mann würde das zwar nicht gefallen, aber das sei ihr für die letzten Jahre auf Erden egal.“

Sich immer wieder neu erfinden

Zur Realschule ging der 23-Jährige in Arnsberg. Doch die Zeit an der Berufsschule habe mehr Spaß gemacht, da die Abwechslung mit dem Betrieb den Alltag aufgelockert habe. In Hamm hat er seine „Lehre“ als Tattoo-Artist gemacht und ist Januar 2022 nach Meschede zu „Protect“ gekommen.

Eine Schwierigkeit in seinem Job ist es ihm zufolge, die Motive immer wieder neu zu erfinden. „Jedes Motiv ist gefühlt schon 80 Millionen mal gestochen worden.“ Überrascht sei er immer wieder von der Offenheit seiner Kunden: „Es ist wie beim Friseur. Viele meiner Kunden kenne ich beim ersten Termin noch gar nicht. Aber die schütten einem oft das Herz aus, auch was die Bedeutung des Tattoos ist.“

Partnertattoos mit Bedacht aussuchen

Ungerne sticht er jedoch Familien-Tattoos mit Datum. „Manchmal möchten Kunden ein Tattoo eines verstorbenen Familienmitglieds. Ich rate dann immer vom Todestag ab und empfehle lieber ein freudiges Datum zu nehmen, an das man sich erinnern möchte.“ Ein Familien-Tattoo war auch das größte Kunstwerk, was er jemandem unter die Haut gebracht hat.

„Der Kunde wollte den kompletten Stammbaum aus Sternen auf seinem ganzen Rücken. Dazu kam dann noch eine steinerne Struktur“, beschreibt der Künstler sein Werk. Die Vorbereitung einer Vorlage nimmt gut und gerne einen ganzen Tag in Anspruch. Von den berüchtigten Partnertattoos mit Namen rät der junge Tattoo-Künstler ab: „Dann lieber ein Motiv, wie Mickey und Minney Maus. Die funktionieren auch alleinstehend gut.“

Wunsch nach mehr Regeln

Dass das Tattoo-Handwerk keine geregelte Ausbildung beinhaltet, findet der junge Künstler nicht gut. Er würde sich mehr Regeln wünschen, da jeder eine Maschine kaufen und losstechen könne, ungeachtet der Übung und Qualifikation.

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