Meschede. Falsche Fünfer aus Kuhstall in Gleidorf, Mescheder missbraucht Mädchen, elfjähriger Lebensretter aus Heringhausen - die Woche vor 70 Jahren.
Über diese Themen berichteten wir vor 70 Jahren im Lokalteil in Meschede.
Falsche Fünfer gedruckt
In einem Kuhstall in Gleidorf hebt die Polizei eine Falschgelddruckerei aus: Dahinter stecken neun junge Männer – einer davon ist als „Old Joe“ bekannt, weil er zwei Pistolentaschen besitzt. Alle sitzen jetzt im Gefängnis. Die Bande hat sich auf falsche Fünfmarkscheine spezialisiert. Das Falschgeld fällt auf, als die Bande ein junges Mädchen in Plettenberg in einem Geschäft Schokolade damit kaufen lässt.
Die Polizei entdeckt die Fälscherwerkstatt in einer besonders abgetrennten Ecke eines Kuhstalls hinter einem Wohnhaus in Gleidorf – an der Brettertür hängt ein Schild „Durchgang verboten“. Die Fälscher arbeiteten hier nach Feierabend und an den Wochenenden. Es ist professionell gemacht: Der Haupttäter, ein Buchdrucker, hatte dafür eine so genannte „Boston-Presse“ in einer Maschinenfabrik in Esslingen gekauft. Die ersten falschen Scheine wurden bei belgischen Soldaten gegen Zigaretten umgetauscht, später kamen sie in ganz Westdeutschland zum Vertrieb. 203 falsche Fünfer hat die Bank Deutscher Länder bereits entdeckt.
Anhänglichkeit ausgenutzt
Wegen sechs „vollendeter Sittlichkeitsverbrechen“ und zwei Versuchen wird ein kaufmännischer Angestellter aus Meschede wird vom Landgericht Arnsberg zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Opfer sind insgesamt neun Mädchen im Alter zwischen zehn und 13 Jahren aus Meschede gewesen. Ihre Eltern hatten ihm erlaubt, die Kinder zu seinen Geschäftsterminen mitzunehmen, „weil sie so gern Auto fahren“. Er hatte sie dann etwa am Stimm-Stamm oder am Hennesee missbraucht.
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Der Sexualstraftäter ist bereits vorbestraft gewesen. Weil er seine Taten gesteht, bleiben den Kindern Aussagen vor Gericht erspart. Das Gericht urteilt, der Mann habe die Anhänglichkeit der Kinder ausgenutzt. Es appelliert an Eltern, besser auf ihre Kinder zu achten.
Warnung vor Mörder
Die Mescheder Polizei warnt vor einem Mörder – einem 55 Jahre alten Melkermeister und bittet um Mithilfe bei der Fahndung: Der Mann hatte Tage zuvor eine Witwe bei Düsseldorf ermordet. Der Mann war bis vor einiger Zeit, ermittelt die Polizei, in Wenholthausen und in Halbeswig beschäftigt gewesen. Es gebe Anzeichen dafür, dass er sich wieder hier aufhalte.
Zugführer getötet
Fehlende Gewissenhaftigkeit bei der Arbeit wirft das Landgericht Arnsberg einem 54 Jahre alten Zugführer aus Ramsbeck und einem 29-jährigen Fahrdienstleiter aus Winterberg vor. Beide werden zu Haftstrafen von zwei bzw. vier Monaten verurteilt. Sie sind schuld an einem Zugzusammenstoß im Oktober 1951 in Siedlinghausen, weil sie Betriebsvorschriften missachtet haben. Dabei stirbt ein Zugführer aus Ostwig.
Über die eingleisige Strecke mussten am Unglückstag nach Verspätungen von Personenzügen auch Güterzüge geleitet werden. Entgegen einer Vorschrift hatte der Fahrdienstleiter einen zweiten Güterzug auf die Strecke geleitet – dabei hatten er und der Ramsbecker Zugführer es versäumt, sich telefonisch von der Abfahrt der Züge zu unterrichten.
Arbeiter aus dem Norden
An der Baustelle am Hennesee trifft ein Transport mit 84 Männern aus dem Bereich des Arbeitsamtes Kiel und je acht aus Schleswig und aus Rendsburg ein. Sie sollen beim Straßenbau an der Talsperre eingesetzt werden. Nach ihrer Arbeit hier haben sie Anspruch auf einen festen Arbeitsplatz in NRW: Von den ersten Notstandsarbeitern, die 1951 in Meschede eintrafen, haben sind bereits 60 auf Arbeitsplätze im Ruhrgebiet vermittelt worden. Mit 21 Böllerschüssen wird am Hennesee Richtfest am neuen Verwaltungsgebäude des Ruhrtalsperrenvereins gefeiert: Das massive Bauwerk dort ersetzt acht bisherige Baracken.
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Fabrik eröffnet Filiale
In Meschede eröffnet an der Lagerstraße die Landmaschinenfabrik Franz Kleine – gegenüber der Sauerlandhalle (heute ist dort der Raiffeisenmarkt). Das Unternehmen aus Salzkotten hat bereits Filialen in Soest, Hamm und Warburg und jetzt 300 Mitarbeiter.
Zehnjähriger Lebensretter
Landrat Hans Gabriel zeichnet im Rahmen einer Kreistagssitzung in Meschede einen kleinen Lebensretter aus: Den jetzt elf Jahre alten Edmund Butz aus Heringhausen. Der seinerzeit Zehnjährige hatte im Januar 1951 die eineinhalbjährige Beata Schulte aus der Valme gerettet. Der Bach hatte wegen der Schneeschmelze Hochwasser geführt. Das Mädchen fiel beim Versteckspiel in die Valme. Edmund zog sie heraus. Acht Wochen lang musste er danach selbst wegen einer Lungen- und Rippenfellentzündung behandelt werden. Der Landrat spricht die staatliche Anerkennung aus – und überreicht 75 Mark als Geldgeschenk.
Grundstein für neue Kirche
In Meschede wird der Grundstein für die neue, fast 45 Meter lange und 20 Meter breite Kirche Mariä Himmelfahrt gelegt. Die Kirche soll 484 Sitzplätze erhalten und einen Sonderraum für Kinder bekommen. 1939 hatte bereits Erzbischof Caspar Klein auf die Notwendigkeit einer zweiten Kirche in Meschede hingewiesen. Pfarrer Josef Künsting betont, die neue Kirche werde den gleichen Namen und die gleiche Patronin haben, wie einst die alte Mescheder Kirchspielkirche.
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