Meschede. Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Über diese Themen berichteten wir vor 45 Jahren im Lokalteil in Meschede.

Schulden beim Opfer

Das Landgericht in Arnsberg sieht einen Fall von Notwehr – und spricht einen 37 Jahre alten türkischen Gastarbeiter vom Vorwurf des Totschlags frei. Der Mann hatte an Pfingsten 1976 einen Landsmann im Eickhagen in Ramsbeck erstochen. Der 37-Jährige schuldete seinem Arbeitskollegen und Nachbarn 600 Mark, die der ihm geliehen hatte, um seine Familie nach Deutschland holen zu können – und wird plötzlich deswegen von ihm zur Rede gestellt, angegriffen und vor ein Auto gestoßen.

Der 37-Jährige wehrt sich und zieht dem körperlich überlegenen Angreifer dessen Messer aus dem Hosenbund und sticht zu – „aus Todesangst“ urteilt das Gericht. „Bringt meine Kinder in die Heimat“, sagt das sterbende Opfer noch. Besonders tragisch: Der 37-Jährige hatte die 600 Mark bereits einem anderen Türken übergeben – der war aber durch plötzliche Besucher aufgehalten worden, so dass er das Geld noch nicht an das Opfer auszahlen konnte.

Angeblicher Flugzeug-Absturz

Eine Oeventroper Familie will über Freienohl ein qualmendes Flugzeug am Himmel gesehen haben, das dann abgestürzt sei. Damit lösen sie einen großen Rettungseinsatz aus. Die Feuerwehren aus Freienohl und Meschede durchsuchen die Wälder, auf der Gegenseite rücken die Wehren aus Hirschberg und Warstein aus. Die Bundeswehr schickt einen Rettungshubschrauber, vom Flugplatz in Schüren startet ein Sportflugzeug, um aus der Luft Ausschau zu halten. Die Flugsicherung teilt schließlich mit, dass in ganz Deutschland kein Flugzeug vermisst werde. Die Suche wird daraufhin eingestellt. Flugexperten vermuten, dass die Oeventroper eine Luftspiegelung in der Sonne gesehen hätten.

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100 Millionen Telefonanrufe

In Meschede besteht seit 25 Jahren das Fernmeldeamt. Bei der Gründung gab es noch 11.315 Telefone und im Jahr 17 Millionen Anrufe. Jetzt sind es 95.000 Telefone im Hochsauerlandkreis und den früheren Kreisen Lippstadt und Soest, für die das Amt zuständig ist – und fast 100 Millionen Telefongespräche. Die Behörde hat 1200 Mitarbeiter.

Protest in Westernbödefeld

Die Menschen in Westernbödefeld fordern endlich, die Unfallstelle am Ortseingang an der Gellinghauser Brücke zu entschärfen. Seit dem Neubau der Landstraße vom Rimberg bis Westernbödefeld 1974 gab es hier 30 Unfälle. Die ausgebaute Strecke endet genau am Ortseingang. Jetzt wird dort eine Fußgängerin von einem Lkw angefahren und schwer verletzt.

Wärmster März seit 10 Jahren

Der März 1977 ist der wärmste seit zehn Jahren, wird an der Wetterstation in Wenholthausen festgestellt: Die Durchschnittstemperatur liegt bei 5,7 Grad. Ende März fällt die Temperatur innerhalb von drei Tagen um 20 Grad: Es schneit, in Wenholthausen entsteht eine fünf Zentimeter hoche Schneedecke. Die Blüten von Stachelbeeren und Johannisbeeren sowie von Birnen werden zerstört.

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Jäger klagt gegen Kreis

Im so genannten „Fuchsvergasungsprozess“ muss jetzt das Oberverwaltungsgericht in Münster entscheiden: Dr. Engelhardt Freiherr von Weichs klagt gegen den Oberkreisdirektor im Hochsauerlandkreis, damit eine Begasung von Fuchsbauten künftig untersagt wird. Eine entsprechende HSK-Verordnung verstoße gegen das Gebot der Angemessenheit, wenn zur Bekämpfung der Tollwut auch gesunde Füchse getötet würden.

Osterlichter auf der Ruhr

Auf der Ruhr in Meschede lassen die Pfadfinder an Ostern tausend brennende Osterlichter schwimmen. Alle Bürger in Meschede werden aufgerufen, Osterlichter in ihre Fenster zu stellen. Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr gibt abends auf dem Rathausplatz ein Osterkonzert.

Mord an Generalbundesanwalt

Die Polizei aus Meschede und aus Schmallenberg hat am Ostersonntag einen Großeinsatz bei Mönekind: Dort wird nach dem RAF-Terroristen Günter Sonnenberg gesucht, der dort vermutet wird. Sonnenberg soll an dem Mord des Generalbundesanwaltes Siegfried Buback beteiligt gewesen sein. Die Fahndung ist erfolglos.

Nach Unfall mit Taxi fort

Bei einem Unfall zwischen Wenholthausen und Berge gerät ein angetrunkener 19 Jahre alter Autofahrer ins Schleudern, prallt gegen einen Böschung und fliegt mit dem Fahrzeug 30 Meter durch die Luft. Sein Beifahrer wird schwer verletzt. Der leicht verletzte Fahrer steigt einfach in ein zufällig vorbeifahrendes Taxi und lässt sich fortbringen. Er wird schnell ermittelt.

Die singenden Geschwister

900 Zuschauer sind in Bödefeld bei einem großen Platzkonzert dabei. Als Stars treten dabei Renate und Werner Leismann („Ein Schlafsack und eine Gitarre“) auf, das musikalische Geschwisterpaar aus Schmallenberg.

Tourismus ausbauen

In Bestwig soll Jörg Gerstengarbe als neuer Verkehrsamts-Leiter den Tourismus ausbauen. Der 33-Jährige will die Gemeinde besser vermarkten, unter anderem in den Niederlanden. Konkurrenz seien nicht die anderen Kommunen im Hochsauerlandkreis, sondern niedrige Preise in anderen Urlaubsländern.

Spaziergänger findet Schädel

Im Staatsforst in Enste entdeckt ein Spaziergänger einen menschlichen Schädel. Die Polizei sucht deshalb die ganze Buchenschonung ab, ohne Erfolg. 100 Meter vom Fundort entfernt war im November 1976 ein Skelett ohne Kopf gefunden worden: Gerichtsmedizinische Untersuchungen ergaben, dass es sich um einen seit 1975 vermissten Mann aus Bochum handelte.

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