Menden. Kamera zeigt einen Unbekannten, der sich verdächtig verhält. Die Mendenerin war bereits Opfer eines Einbruchs, hat nun Flash-Backs.

Eine Kamera im Haustürbereich soll Isabell (Name zum Schutz der Betroffenen geändert) vor Einbrechern schützen. Mehrmals sind Unbekannte in den vergangenen Monaten nachts auf dem Grundstück der Mendenerin herumgeschlichen – die Kamera zeichnet dies auf. Nun hat der Fremde etwas aus Isabells Auto entwendet – ebenfalls auf den Videoaufnahmen, die der Redaktion vorliegen, zu sehen. Ob die Videobilder allerdings tatsächlich helfen, ist derzeit fraglich.

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Den Tag im Dezember vor sechs Jahren wird Isabell nie vergessen. Als sie damals nach Hause kam, entdeckte sie, dass Einbrecher die Zeit ihrer Abwesenheit genutzt hatten. Die Diebe erbeuteten neben Bargeld vor allem Wertgegenstände in fünfstelliger Höhe. Die Tat zog Isabell den Boden unter den Füßen weg: „Die haben mir die Angst gebracht und die Sicherheit genommen.“ Und genau diese Angst vor einem erneuten Einbruch wurde zu Isabells Begleiter vor allem in der dunklen Jahreszeit.

„Ich habe alle Schwachstellen am Haus behoben, aber es bleibt das Gefühl der Unsicherheit. Man versucht, sich selbst durch die verschiedenen Maßnahmen zu beruhigen.“

Isabell
Einbruchsopfer

Nach dem Einbruch ließ sie sich ausführlich beraten, sicherte ihr Zuhause. Im Sommer bei geöffneter Terrassentür in der Küche sitzen – seit dem Einbruch undenkbar. Zu groß ist Angst vor Fremden, die unbeobachtet ins Haus kommen könnten. Eine Zeitlang ließ Isabell vom späten Nachmittag bis zum nächsten Morgen alle Leuchten rings um ihr Haus erstrahlen. Mittlerweile leuchten sie nur noch in der Dunkelheit, wenn sie vom Bewegungssensor aktiviert werden. „Ich habe alle Schwachstellen am Haus behoben, aber es bleibt das Gefühl der Unsicherheit“, sagt Isabell. „Man versucht, sich selbst durch die verschiedenen Maßnahmen zu beruhigen.“

Schlecht für Einbrecher: Diese Haustür hat eine Bandseitensicherung und eine Schwenkhakenverriegelung. Christoph Preker von der Kreispolizeibehörde des Märkischen Kreises berät Bürger zum Thema Einbruchschutz (Archivfoto).
Schlecht für Einbrecher: Diese Haustür hat eine Bandseitensicherung und eine Schwenkhakenverriegelung. Christoph Preker von der Kreispolizeibehörde des Märkischen Kreises berät Bürger zum Thema Einbruchschutz (Archivfoto). © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Auch eine Kamera ließ sie im Eingangsbereich installieren. Über Bewegungssensoren wird die Kamera aktiviert und informiert unmittelbar per Handy-App. An manchen Tagen bekommt Isabell keinen einzigen „Alarm“; an anderen Tagen können es sehr viele sein: „Das ist ganz unterschiedlich.“ Zu sehen ist mal eine Nachbarin, mal ein Paketbote oder der Postzusteller – und in diesem Jahr nun zum bereits dritten Mal ein Unbekannter. Das erste Mal ist er am 30. April auf den Videoaufnahmen zu sehen, das zweite Mal am 19. September und das dritte Mal in der Nacht zum 22. Oktober.

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Ob es sich immer um denselben Menschen handelt, ist unklar. Die Dunkelheit bietet ihm trotz der installierten Leuchtstrahler Schutz. Sein Kopf ist von einer Kapuze – seines Hoodies oder seiner Jacke – bedeckt. Mutmaßlich ein junger, schlanker Mann, viel mehr ist nicht zu erkennen. Und dieser Mann rüttelt an den Türen der Autos, die in der kleinen Siedlung vor den Häusern parken, läuft dann weiter, schaut sich immer wieder um. Auch Nachbarn haben diesen Mann gesehen und zum Teil sogar versucht, ihn zu verfolgen. Auf Kameraaufnahmen von anderen Grundstücken ist er ebenfalls zu sehen. Ein harmloser Passant, der zu einem der Häuser will, oder ein Nachbar mit Schlafproblemen sieht anders aus.

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„Ob die Brille weg ist oder nicht, ist mir auch völlig egal. Schlimm ist die Übergriffigkeit und dass da ein Fremder in meinem privaten Bereich war.“

Isabell
Mendenerin, die Angst vor einem erneuten Einbruch hat

Als der Mann das dritte Mal nachts von der Videokamera erfasst wird, öffnet er das Auto – das Isabell in der Regel immer verschließt –, durchsucht es und entwendet eine alte, billige Lesebrille. „Ich hatte keine Wertgegenstände im Auto“, sagt Isabell. „Ob die Brille weg ist oder nicht, ist mir auch völlig egal. Schlimm ist die Übergriffigkeit und dass da ein Fremder in meinem privaten Bereich war.“ Schon nach dem Einbruch in ihr Haus sei „das Gefühl, dass jemand meine intimsten Sachen durchwühlt hat“, am schlimmsten gewesen.

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Das Unsicherheitsgefühl habe sich durch die Vorkommnisse in den vergangenen Monaten eher verstärkt: „Wenn ich nach Hause komme und die Haustür öffne, ist das wie ein Flash-Back. Ich habe den Tag des Einbruchs immer vor meinem geistigen Auge.“

„ Ich hätte Angst um mein Leben gehabt.“

Isabell
Mendenerin, in deren Haus eingebrochen wurde

Nach den jüngsten Videoaufnahmen ist Isabell zur Polizei gegangen, hat dort die Bilder gezeigt und Anzeige erstattet. Wie erfolgversprechend das ist, ist derzeit noch ungewiss (siehe weiterer Bericht). Denn auch der Einbruch vor sechs Jahren hatte für den mutmaßlichen Täter keine Folgen. Einige Zeit später sei der mutmaßliche Täter gefasst worden, erinnert sich Isabell. Es habe mehrere Hinweise gegeben, dass er für den Einbruch verantwortlich gewesen sei. Verurteilt worden sei der Mann indes nicht: „Er wurde freigelassen, weil er sich nicht äußern wollte.“ Ihr sei damals geraten worden, den Mann zivilrechtlich zu verklagen. Das allerdings war keine Option für Isabell: „Er hätte dann meinen vollständigen Namen erfahren. Ich hätte Angst um mein Leben gehabt.“