Menden. Ein junger Mann wird dabei gefilmt, wie er mitten in der Nacht von Haus zu Haus schleicht. Anwohner sind alarmiert. Die Polizei rät zur Vorsicht.
Die dunkle Jahreszeit beginnt gerade erst – und dennoch ruft das bekanntlich verstärkt Einbrecher auf den Plan. Während die Polizei sensibilisieren will, treiben die ersten Unholde nachts inzwischen ihr Unwesen in Menden. So auch in der Nacht vom 18. auf den 19. September, als eine Videokamera einen vermeintlichen Beutezug filmt.
Unbekannter schleicht von Haus zu Haus
Eine Reihenhaussiedlung in Mendens Norden bekommt mitten in der Nacht Besuch von einem ungebetenen Gast. Am Donnerstag um 1.57 Uhr schlendert ein junger Mann im Jogginganzug, die Kapuze hochgezogen, mit Umhängetasche um ein privates Gemeinschaftsgrundstück. Eine Kamera, die am Hauseingang eines Bewohners angebracht ist, filmt ihn dabei. Der Unbekannte sieht sich genau um, er geht bis zur Haustür. Es scheint, als sei er auf der Suche nach leichter Beute. Auch das durch einen Bewegungsmelder eingeschaltete Hoflicht drängt den Unbekannten nicht zur Eile. Ruhig und systematisch begutachtet er die Fahrräder vor dem Haus und stellt fest, dass alle mit einem Schloss gesichert sind. Er dreht sich zur anderen Seite, dort parkt ein Pkw. Der Mann prüft, ob alle Fahrzeugtüren verriegelt sind, indem er jedes einzelne Schloss betätigt.
Das Kameramaterial zeigt, wie der Unbekannte weiter geht zum nächsten Haus. Der vermeintliche Einbrecher bleibt dabei unbemerkt, denn alle Nachbarn schlafen zu dieser Zeit tief und fest. Es ist anzunehmen, dass sich der Unbekannte so von Haus zu Haus durch die Siedlung vorarbeitet. Insgesamt zwölf Häuser stehen dort dicht an dicht. Einige Objekte sind mit moderner Videotechnik ausgestattet, die zur Abschreckung vor Einbrüchen dienen soll. Gleichwohl: Erst beim letzten Reiheneckhaus wird die Anwesenheit des unerwünschten Fremden entdeckt.
Polizei gibt Tipps
Als präventive Maßnahmen, sich und sein Hab und Gut vor Einbrüchen zu schützen, rät die Polizei auf ihrer Homepage: „Wenn Sie Ihr Haus verlassen – auch nur für kurze Zeit – schließen Sie unbedingt Ihre Haustür ab. Verschließen Sie immer Fenster, Balkon- und Terrassentüren. Denken Sie daran: Gekippte Fenster sind offene Fenster. Verstecken Sie Ihren Schlüssel niemals draußen. Einbrecher finden jedes Versteck. Wenn Sie Ihren Schlüssel verlieren, wechseln Sie den Schließzylinder aus. Auf gute Nachbarschaft! Achten Sie auf Fremde in Ihrer Wohnanlage oder auf dem Nachbargrundstück. Bleiben Sie mit Nachbarn im Austausch und achten Sie aufeinander. Informieren Sie bei verdächtigen Beobachtungen sofort die Polizei. Geben Sie keine Hinweise auf Ihre Abwesenheit, wie z. B. in sozialen Netzwerken oder auf Ihrem Anrufbeantworter.“
Zusätzlich empfehlen die Experten eine mechanische Sicherung aller Fenster und Türen, damit ungebetene Gäste erst gar nicht hineinkommen. In den vergangenen Jahren ist demnach eine immer größere Zahl von Einbrüchen „im Versuch steckengeblieben“, weil diese Sicherungen gegriffen und die Täter wegen des höheren Entdeckungsrisikos von ihrem Versuch abgelassen haben. Hunde, Einbruchmeldeanlagen oder auch Videokameras könnten zudem ergänzende Sicherheit bieten, ersetzen aber niemals den technischen Schutz. Gleiches gelte für Videokameras, die bei der Aufklärung behilflich sein können. Doch Vorsicht: Videokameras dürfen ausschließlich aufs Privatgelände ausgerichtet sein.
„Wir haben einen Jagdhund und der hat plötzlich angeschlagen und unheimlich Alarm gemacht.“
„Wir haben einen Jagdhund und der hat plötzlich angeschlagen und unheimlich Alarm gemacht“, berichtet die Bewohnerin. Sie weckt ihren Ehemann, um nachzusehen, weshalb der Hund anschlägt. Als das Ehepaar aus dem Fenster schaut, fällt ihnen zunächst nichts Außergewöhnliches auf. Doch am nächsten Morgen wird klar, dass jemand die Garage geöffnet hat. „Aus unserer Garage wurde nur eine Kopflampe entwendet, sonst nichts. Es ist anzunehmen, dass unser Hund mehr verhindert und sein Gebell den Dieb in die Flucht geschlagen hat.“
Einbrecher im gesamten Märkischen Kreis aktiv
Am Tag danach werden alle Nachbarn informiert und gebeten nachzusehen, ob bei ihnen alles seine Ordnung hat. Bis auf ein gemeinschaftlich genutztes Gartenhaus, das augenscheinlich geöffnet und durchwühlt wurde, konnten keine weiteren Diebstähle verzeichnet werden. Doch in der Nachbarschaft ist man sich einig: „Es ist ein beängstigendes, unangenehmes Gefühl zu wissen, dass sich hier nachts Leute rumtreiben, die anscheinend auf Beutezug sind“, so die Anwohner.
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Antworten auf offene Fragen kann auch die Presseabteilung der Polizei im Märkischen Kreis nur bedingt liefern. Ob es sich bei der beschriebenen, nächtlichen Aktion in Menden um einen Einzeltäter oder einen Kundschafter für eine Bande handelt, sei rein spekulativ. Für die Polizei ist das Verhalten des jungen Mannes allerdings nicht ungewöhnlich. „Im gesamten Kreisgebiet kommt es immer wieder zu derartigen Fällen“, erklärt Lukas Borowski dazu. Konkrete Zahlen liegen jedoch nicht vor. Der Polizeikommissar betont, dass Täter grundsätzlich günstige Gelegenheiten nutzen: offene Garagen oder nicht abgeschlossene Fahrzeuge. Mit dem Auskundschaften potentieller Einbruchsziele hat das meist weniger zu tun, komplett ausschließen kann die Polizei das allerdings nicht. Bemerken Anwohner Ungewönliches, rät Borowski grundsätzlich die 110 zu wählen.