Menden. Bundeslandwirtschaftsministerium warnt: Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund. Dabei gibt‘s in Menden noch mehr Probleme als den Klimawandel.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium schlägt Alarm: Nur noch jeder fünfte Baum in Deutschland ist gesund. Der Klimawandel setzt dabei auch dem Mendener Forst zu. Dabei gibt es in der Hönnestadt derzeit auch andere menschengemachte Probleme, die den Förster und sein Team umtreiben.
Bäume mit Sonnenbrand
An 402 Stellen deutschlandweit hat das Bundeslandwirtschaftsministerium den Zustand der heimischen Wälder überprüft. Einer dieser Punkte liegt laut Förster Dirk Basse sogar am Haunsberg. Allerdings: Dort, wo die Behörden eigentlich einen Blick hinwerfen wollen, steht inzwischen nicht mehr viel. „Der Messpunkt befand sich direkt in einem Fichtenbestand“, so Basse. Die Fichte in Menden ist allerdings kaum noch zu finden. Borkenkäfer und Trockenheit haben beinahe alle Bäume dahingerafft. „Sie spielt im Stadtwald keine Rolle mehr“, sagt der Stadtförster. Dabei zählt die Fichte zu den vier Hauptbaumarten in Deutschland, die im Waldschadensbericht im Mittelpunkt steht.
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Die deutlichste Erkenntnis des Berichts: „Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984 sind die Anteile der Schadstufen 2 bis 4 und die mittlere Kronenverlichtung, also der sichtbare Blatt- beziehungsweise Nadelverlust, aller Baumarten angestiegen“, heißt es dort. Eine Art Kipppunkt für die deutschen Wälder ist demnach das Jahr 2019. Veränderungen, die sich „in großen Teilen“ mit denen in Menden decken, erklärt Förster Dirk Basse im Gespräch mit der Westfalenpost. Die Auswirkungen des Jahrhundert-Orkans Friederike Anfang 2018 und der anschließenden Trockenjahre sei „wie ein Heuschreckenschwarm erst über Menden und dann über Hemer gezogen“, so Basse. Aber wie genau ist es um Kiefer, Buche und Eiche aktuell bestellt?
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Zumindest in puncto Bodenfeuchte kann der Waldexperte Entwarnung geben. Messungen belegten, dass inzwischen selbst tiefere Bodenschichten wieder erreicht werden. Während die Kiefer in Menden ähnlich vertreten ist wie die Fichte, sieht es bei den Eichen derzeit deutlich besser aus. Das könnte sogar den einen oder anderen Spaziergängern aufgefallen sein. Eichen befinden sich 2024 in der Vollmast. „Der Baum steckt dabei die gesamte Energie in die Produktion der Samen“, erklärt Basse. Das führt dazu, dass die Wege an vielen Stellen in Menden mit Eicheln übersäht sind.
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Die Buchen hingegen haben sich in den vergangenen Monaten hingegen häufiger als sonst einen „Sonnenbrand“ eingefangen. Was zunächst kurios klingt, sei jedoch ähnlich wie beim Menschen. Statt geröteter Stellen platzt an Buchen die Rinde auf. Ein Phänomen, das Basse mit einem Schachbrett vergleicht: Wo früher Fichten neben Buchen standen, befinden sich mittlerweile freie Flecken. Statt sich in den Baumkronen der Fichten zu verteilen, brennen sich die Sonnenstrahlen nun ungehindert in die Buchen. „Und das verträgt der Baum nicht so gut“, sagt Dirk Basse. Erst recht nicht, wenn sich an den aufgeplatzten Stellen der Rinde Pilze einnisten. Der Baum wird dadruch schnell instabil – und kann im Zweifel beim nächsten Sturm brechen. „Das führt dann zu einem Dominoeffekt.“
Es gibt auch positive Entwicklungen
An anderer Stelle gibt es allerdings weitaus gravierendere, menschengemachte Probleme im Mendener Wald. „Die illegale Müllentsorgung hat deutlich zugenommen“, ärgert sich Basse. Zu Jahresbeginn habe der Stadtforst zunächst zehn Säcke mit Renovierungsmüll entdeckt, im weiteren Verlauf kamen wilde Müllkippen in Lendringsen, am Hexenteich und an der Wolfskuhle hinzu. In Hemer – das ebenfalls zum Revier Basses zählt – seien ähnliche Fälle gemeldet worden. „Das Ganze ist nicht konstant im Mendener Stadtwald, aber in der Region“, so der Förster. Immer öfter seien nämlich auch private Waldbesitzer von den illegalen Müllkippen betroffen. Und die blieben auf den Kosten für die Entsorgung in der Regel sitzen.
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Ein Trend aus Corona-Zeiten hat sich dagegen gehalten: Immer öfter würden Mendenerinnen und Mendener ihren Wald auch zur Erholung nutzen. „Die Leute sind auf den Geschmack gekommen“, freut sich Basse. Einzelne oder kleinere Gruppe würden immer öfter die Wald- und Wanderwege – auch an früher abgelegeneren Stellen – nutzen: „Ich begegne Menschen inzwischen an Ecken, wo man früher niemanden getroffen hat.“ Ein Lob hat der Förster allerdings auch für die Ausflügler im Mendener Wald: Müll der Spaziergänger und Wanderer finde sich nur selten.