Menden. Seit Jahrzehnten arbeitete der Forst in einem Bretterverschlag. Was sich im Neubau ändern soll - und wieso das auch für die Stadt Vorteile hat.
Am Rande der Waldemei duftet es nach frischem Holz. Das ist rund um den Stadtforst jetzt zunächst nichts Ungewöhnliches – und doch eine völlig neue Erfahrung für das Team rund um Förster Dirk Basse. Über Jahrzehnte musste der Forst in einem baufälligen Gebäude arbeiten. Nun steht der millionenteure Neubau, für den die Architekten die passenden Materialen ausgesucht haben – und damit der Stadt sogar eine freudige Überraschung bescherten.
Ein Neubau made in Menden
Lärche ist das Mittel der Wahl am Hassenbruch. Erstaunt blicken die Besucher auf das neue Heim des Stadtforsts. Auch Bürgermeister Dr. Roland Schröder kann beim Anblick des holzüberdachten Vorbaus nur staunen: „Endlich hat der Forstbetrieb ein neues und modernes Zuhause.“ Dabei ist das schon lange überfällig, wie Dirk Basse bestätigt.
„In Zeiten steigender Baukosten eine Besonderheit: Statt der avisierten Kosten von 1,4 Millionen Euro sind es am Ende mit 1,2 Millionen etwas weniger geworden.“
Dafür begibt sich der Förster auf eine kleine, persönliche Reise in die Vergangenheit. 1991, als er seine Ausbildung am Hassenbruch absolvierte, war die alte Scheune das Heim am Hassenbruch. „Als ich 2004 wiederkam, musste ich feststellen, dass der Betriebshof genau so aussah wie früher“, scherzt Basse. Mitte der 2000er-Jahre hatte der Arbeitsschutz bereits erste Mängel aufgezeigt: Richtlinien – vor allem mit Blick auf den Brandschutz – würden nicht mehr erfüllt.
Im Herbst 2023 ist es dann endlich soweit. Bagger rollen an der Waldemei an. Kostenpunkt für das Projekt: 1,4 Millionen Euro. Mittlerweile steht alles. Und Bürgermeister Roland Schröder kann dabei sogar eine Überraschung vermelden, die es dieser Tage nicht oft gibt. „In Zeiten steigender Baukosten eine Besonderheit: Statt der avisierten Kosten von 1,4 Millionen Euro sind es am Ende mit 1,2 Millionen etwas weniger geworden.“ Das sei vor allem den Mendener Firmen zu verdanken. Vom Holzrahmenbau, Fenster und Türen über die Elektroinstallation, Lüftung, Heizung, Fliesen- und Malerarbeiten: Alles made in Menden. Der Stadtforst sei zudem ein „Vorzeigeprojekt“ für die Region. Denn mit dem energieeffizienten Neubau habe die Stadt alle politisch gesetzten Standards regelrecht übererfüllt.
„Als ich 2004 wiederkam, musste ich feststellen, dass der Betriebshof genau so aussah wie früher.“
Mit Deko wird‘s schwierig
Was das im Einzelnen bedeutet, das zeigt Architekt Ronald Voss beim Rundgang: Das gesamte Gebäude ist gefließt. Von den Sanitärräumen bis zum Aufenthalts- und Werkraum. Mit gutem Grund. In Verbindung mit einer Luft-Wärme-Pumpe sei eine Fußbodenheizung das Mittel der Wahl. Und Fliesen dafür eben das beste Material. Für den Duschbereich ist in einem Nebenraum zudem eine eigene Entlüftung eingebaut. Auch das ist angesichts des Holzrahmenbaus notwendig. „Wenn man nach Feierabend die Fenster nicht noch für eine halbe Stunde auf Kipp stellen und lüften kann, sammelt sich ansonsten Feuchtigkeit im Gebäude“, erklärt Voss. Anders als bei festem Mauerwerk, das Feuchtigkeit auch nach außen hin abgeben kann, führt das in einem reinen Holzbau zu Schimmel.
Ein Grund, warum Förster Dirk Basse und sein Team in puncto Deko vorsichtig sein müssen. Ein nettes Bild an die Wand nageln, ist nicht drin. Der Unterbau der Wände darf lediglich vier bis fünf Zentimeter tief bearbeitet werden. Ein Loch in der gedämmten Außenhülle und es könnte zu Problemen kommen. „Die Bauart Holz ist nicht schlechter als eine Massivbauweise - wenn man alles richtig macht“, erklärt Ronald Voss. Dazu gehört auch, trotz der Topografie keinen Versatz im Dach zu haben. Von Außen betrachtet, ist es ein durchgehender Bau; Innen gleichen Treppenstufen den Versatz der einzelnen Bereiche aus. Während die Decken im Duschbereich recht niedrig sind, sind sie im unteren Werkraum fast doppelt so hoch. Gut 60 Jahre, schätzt Voss, werde der Holzbau bei entsprechender Pflege Bestand haben können.