Menden. Die Situation für zahlreiche Mendener wird angesichts zunehmender Krisen weltweit immer prekärer. Wie der Verein Mendener in Not hilft.
Langsam aber sicher rückt die besinnliche Zeit des Jahres immer näher. Und damit auch der Jahresabschluss für den Verein Mendener in Not. Nicht aber, ohne zuvor noch tatkräftig beim Senioren-Wunschbaum mitzuhelfen, der in diesem Jahr wieder an der Fröndenberger Straße aufgestellt wird. Wie groß die Not in der Hönnestadt wirklich ist, berichten die Ehrenamtler derweil eindrücklich - und verzeichnen ein weiteres, trauriges Rekordjahr. Die Hintergründe.
Mendener Senioren-Wunschbaum geht in nächste Runde
Die nackten Zahlen belegen, wie sich die Situation von in Not geratenen Menschen in den vergangenen Monaten in Menden entwickelt hat: Bereits jetzt liegt der Wert der ausgezahlten Hilfen um rund 30 Prozent über denen des Vorjahres. Die Unterstützung für Energiekosten ist um 25 Prozent gestiegen (Stand 31. Oktober: 43.000 Euro), die Ausgaben für Lebensmittelgutscheine liegen mittlerweile bei 50.000 Euro (Vorjahr: 29.800 Euro). „Viele kommen erst zu uns, wenn sie gar kein Land mehr sehen“, fasst Vorsitzender Klaus Ullrich zusammen. Daran hat sich auch 2023 nichts geändert.
Aktuell haben die Ehrenamtler vor allem alle Hände voll zu tun, beim Senioren-Wunschbaum zu unterstützen. Der wird - wie bereits im vergangenen Jahr - im Möbel Outlet Menden (MOM) an der Fröndenberger Straße aufgestellt. Hilfe für die Ehrenamtler und Organisatoren um Olaf Jäger gibt‘s dabei vonseiten der Verwaltung: 750 Briefe an Seniorinnen und Senioren, die nur eine geringe Rente oder Grundsicherung bekommen, sind verschickt. Dass die Verwaltung - anders als in der Nachbarstadt Fröndenberg - unterstützt, wissen die Ehrenamtler entsprechend zu schätzen. So mancher Wunsch überrascht schon jetzt. So hätten zwei Senioren (81 und 78) gerne, dass die Geschenke - die eigentlich für sie selbst vorgesehen wären - in Form von Gutscheinen an Mendener in Not gespendet wird, um anderen zu helfen. „Das war für mich schon ein Schock“, gibt Maria-Cristina Gummert zu, die für das operative Geschäft des Vereins zuständig ist.
Allerdings sind das längst keine Einzelfälle. „Immer mehr Menschen brauchen Hilfe, auch in Menden ist das keine Ausnahme“, betont Gummert. Nachhaltig könne das nur auf Bundes- oder Landesebene mit entsprechenden Maßnahmen gelöst werden. Als sich Mendener in Not vor sieben Jahren neu aufgestellt hat, war von der aktuellen Lage noch lange nichts zu merken. 2016 zahlte man insgesamt 42.000 Euro an Hilfen aus; Geld, das mittlerweile alleine in die jährlichen Energiekosten von Betroffenen fließt. „Und ich kann keine Prognose für 2024 geben. Ich denke, es wird wohl noch schlimmer ausfallen“, sagt Gummert.
Mendener Kinder und Jugendliche im Fokus
Dass der Verein die vielfältige Unterstützung überhaupt noch leisten kann, liege vor allem am Team. Und am Netzwerk, das sich mittlerweile um die unbürokratische Hilfe herum gebildet hat. Mit im Boot ist seit kurzem auch Dr. Björn Corzilius für den Mendener Süden und „Lendringsen hilft“. Von der Zusammenarbeit profitiere am Ende die gesamte Stadtgesellschaft. Denn: Wenn die ehrenamtliche Arbeit mit Mitteln der Stadt gedeckt würde - es würde den Haushalt teuer zu stehen kommen. Für Mendener in Not geht‘s zudem darum, das Vertrauen der Bevölkerung für die eigene Arbeit zu haben. Und die sei zweifelsohne da, sagt Maria-Cristina Gummert. Jeder gespendete Euro komme auch dort an, wo er wirklich gebraucht wird. „Wir können zwar nicht die ganze Not lindern, aber für Familien und Betroffene eine Perspektive schaffen.“ Das habe sich in den vergangenen Jahren immer wieder bewährt. Ebenso wie die Arbeitsweise. Bargeld gibt der Verein auch weiterhin nicht raus. Sehr wohl begleicht er aber Stromrechnungen oder Mietnebenkosten. „Wir sind nah dran an den Leuten, die Hilfe brauchen und sehen Elendssituationen, die man nur aus der industriellen Revolution kennt“, sagt Klaus Ullrich.
Spenden und Aktionen
Den Senioren-Wunschbaum unterstützt der Verein Mendener in Not auch 2023 wieder. Zu jedem erfüllten Wunsch steuert der Verein einen Lebensmittelgutschein im Wert von 30 Euro bei.
Der Wunschbaum soll vom 4. bis 9. Dezember 2023 wieder im Möbel Outlet Menden (MOM) aufgestellt werden.
Wer direkt an Mendener in Not spenden möchte kann das unter folgenden Bankverbindungen tun: Sparkasse Märkisches Sauerland, IBAN: DE54 4455 1210 1800 0728 68; Märkische Bank, IBAN: DE14 4506 0009 0108 8550 00; Mendener Bank, IBAN: DE42 4476 1312 0000 0060 60.
Wie diese Situationen aussehen können, macht dann Maria-Cristina Gummert nochmals deutlich. Ein Mendener Familienvater, der im Betrieb jede Schicht annimmt, die er kriegen kann, schaffe es kaum, alle Rechnungen zu zahlen. Gerade einmal 800 Euro blieben der sechsköpfigen Familie am Ende des Monats zum Leben. Und so verwundert es nicht, dass sich Mendener in Not in diesem Jahr unter anderem auf Kinder und Jugendliche spezialisiert hat. 11.000 Euro (Stand: 31. Oktober) habe man an Fördervereine von Schulen gespendet, um Klassenfahrten für Bedürftige zu subventionieren. Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabepaket reichten dafür alleine schon lange nicht mehr aus, so Klaus Ullrich.