Olpe. Der Bautrakt Schützenstraße des Städtischen Gymnasiums ist hinsichtlich Baufortschritt und Kosten weit übers Ziel hinausgeschossen. Die Gründe.
Bernd Sundermann und Kristina Wachs vom Amt für Gebäudemanagement der Stadt Olpe war anzumerken, dass die Begrüßung „Willkommen auf unserer Lieblingsbaustelle“ keineswegs ernstgemeint war, sondern eher vor Hohn troff. Zu oft hat sich die Komplettsanierung des Bautrakts Schützenstraße des Städtischen Gymnasiums Olpe inzwischen als Problemfall entpuppt, zu oft sind unvorhersehbare Zwischenfälle eingetreten, die die Bauzeit in die Länge und die Sanierungssumme in die Höhe getrieben haben. Auf Bitten des Bauausschusses fand am Donnerstag im Vorfeld einer turnusmäßigen Sitzung ein Ortstermin statt, in dessen Rahmen ein Großteil der Ausschussmitglieder die Gelegenheit nutzte, sich die Situation vor Ort erklären zu lassen. Kristina Wachs hatte Bilder an den entsprechenden Örtlichkeiten aufgehängt, denn „die Katastrophen sehen Sie nicht mehr, weil sie beseitigt wurden“.
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Sie betonte, bei aller möglichen Kritik am schleppenden Vorgehen müsse man sich vergegenwärtigen, „dass wir beim Bauen im Bestand sind. Das Gebäude ist 50 Jahre alt, vieles ist anfangs verborgen, man kennt nicht alle Bauteile, auch wenn man noch so genau geprüft hat“. Die konkreten Planungen starteten 2019 und haben zum Ziel, außer sieben Klassenzimmern auch alle naturwissenschaftlichen Unterrichtsräume, früher auf zwei Gebäude verteilt, in einem Bauwerk zu vereinen und das Bauwerk energetisch auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen.
An vielen Stellen hätten unerwartete Betonsanierungen eingeschoben werden müssen. Auch sei die Stadt ursprünglich davon ausgegangen, dass eine PCB-Sanierung vor 20 Jahren die giftigen Weichmacher beseitigt habe, doch habe sich dann herausgestellt, dass es eine sogenannte Rekontamination gab: Alle Innenwände seien durch ausgegastes PCB belastet gewesen, „wir wollten eigentlich das Kalksteinsichtmauerwerk erhalten, aber so mussten wir alle Innenwände abschleifen und neu verputzen“. Auch habe sich erst nach Umbaubeginn herausgestellt, dass ein Gutachter die Stabilität der Innenwände in Frage gestellt habe. „Wir mussten alle stabilisieren. Wir haben entweder mit Stahlstützen verstärkt oder, wo raumhohe Türen waren, Wände abgebrochen und in Gipskarton neu erstellt“, so Kristina Wachs.
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Der Kostenanteil der Fassadensanierung, zunächst mit 3,1 Millionen Euro veranschlagt, wuchs von 2021 bis heute auf 4,6 Millionen Euro. Die Neueinrichtung der naturwissenschaftlichen Unterrichtsräume, zunächst auf 2,5 Millionen Euro veranschlagt, liegt nun bei 4,7 Millionen Euro. Die zusammen 9,3 Millionen Euro lägen zwar derzeit noch im zuletzt beschlossenen Kostenrahmen, doch sei noch mit Nachtragsaufträgen zu rechnen oder Anpassungen abzurechnender Massen, sodass eine weitere Kostensteigerung nicht auszuschließen sei.
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Das jüngste Problem sorge erneut für monatelangen Verzug: „Wir hatten die alten Fußböden zunächst belassen, auch als Schutz für den Estrich. Nun hat sich nach dem Entfernen herausgestellt, dass der Boden in vielen Räumen in sehr schlechtem Zustand ist, was erschwerte Voraussetzungen für den Bodenleger bedeutet.“ Es seien regelrecht sandige Stellen entdeckt worden, „der Gutachter hat uns empfohlen, über 1700 Quadratmeter davon komplett abzuschleifen und die Oberfläche zu verfestigen. Das wirft uns natürlich nochmal extrem zurück.“
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Im Keller befindet sich die Schülerbibliothek, die erst nachträglich Jahrzehnte nach dem Bau im einstigen Filmraum eingerichtet wurde. „Die wollten wir eigentlich gar nicht anfassen. Aber nach einem Starkregen hatten wir einen schweren Wasserschaden“, berichtete Bernd Sundermann. Fußboden und Wände mussten komplett saniert werden. Bereits zuvor war durch ein Loch in einem noch nicht sanierten Teil des Dachs zwei Wochen lang große Mengen Regen ins Obergeschoss geflossen und hatten einen komplett neu verlegten Estrich ruiniert. Just bei der Behebung dieses Schadens sei dann alte Mineralwolle unsachgemäß freigelegt worden, was für eine Kontamination und eine folgende sechswöchige Stilllegung der Baustelle bis zu ihrer aufwendigen Reinigung gesorgt habe. „Und auch die Lage auf dem Markt an sich hat uns extrem viel Zeit und Arbeit gekostet. Eine Heizung/Sanitär-Ausschreibung mussten wir sechsmal wiederholen, weil schlicht und einfach kein Angebot hereinkam“, so Sundermann. Durch den Verzug müsse nun zum zweiten Mal „eine extrem teure Bauheizung installiert werden, wir wissen gar nicht, was uns das alles an Kosten bescheren wird“, informierte Kristina Wachs.
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Beide machten klar, dass sie, wäre auch nur ein Teil der Probleme vorher bekannt gewesen, in ihren Augen ein Neubau mit Sicherheit die bessere Lösung gewesen wäre. Aus dem Ausschuss wurde Verständnis, aber auch Lob geäußert, denn das zumindest außen weitgehend fertige Gebäude zeige eine hohe Qualität und beweise, dass ein Altbau nicht abgerissen werden müsse, sondern das Potenzial biete, zeitgemäß hergerichtet zu werden – ungeachtet dessen, dass in diesem konkreten Fall überproportional viele Probleme aufgetreten seien. Auch gab es Lob für die detaillierte und allgemeinverständliche Darstellung der aktuellen Lage für die beiden Architekten in Diensten der Stadt.