Olpe. „House of learning“ und Rückkehr zu G9 sorgen für Raumbedarf am Städtischen Gymnasium. Doch der Bauausschuss befürchtet eine Kostenexplosion.

Manchmal ist es eine glückliche Fügung, dass in der Kreisstadt nicht alles so schnell geht, wie die Verwaltung eigentlich möchte. Denn dann stünde die Kommune vor umfassenden Neubauplänen für das Städtische Gymnasium. So aber können Bestandsgebäude umgenutzt werden, um die Zukunft des Städtischen Gymnasiums zu sichern.

Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.

Folgen Sie uns auch auf Facebook.

Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.

Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.

Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.

„Wir sind eine Flächenschule“, so fasste es stellv. Schulleiterin Britta Inden zusammen, als sie am Mittwoch den Mitgliedern des Ausschusses Bildung, Soziales und Sport den Stand der Dinge in Sachen „House of learning“ vorstellte. Hinter dem Anglizismus verbirgt sich ein Teil des Schulkonzepts: Mit dem „Haus des Lernens“ ist eigentlich kein gesondertes Gebäude gemeint, sondern ein Lernkonzept, das „die Möglichkeiten einer individuellen Bildung und Berufsvorbereitung mithilfe maßgeblicher regionaler Unterstützer aus Wirtschaft und Bildungslandschaft“ optimieren kann.  Durch gezielte Förder- und Beratungsangebote soll beispielsweise der Begabtenförderung, dem Offenen Ganztag, aber auch der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften besonders viel Kapazität eingeräumt werden. Dafür wird Platz gebraucht, und den sollen die Bauabschnitte III und IV bieten.

Rückkehr zu „G9“ fordert Platz

Dahinter verbergen sich die Gebäude, die Ende der 1970er-Jahre oberhalb der seinerzeitigen Imberg-Hauptschule für das Städtische Gymnasium errichtet wurden und die, auch aufgrund ihres schlechten Pflegezustands, eigentlich abgebrochen werden sollten. Doch das war noch zu Zeiten von „G8“, also dem Abitur nach zwölf Schuljahren. Nachdem die Landesregierung diesen viel kritisierten Systemwechsel wieder auf „G9“ zurückgeführt hat, braucht das Gymnasium Platz für einen kompletten zusätzlichen Jahrgang, sodass die Verantwortlichen letztlich froh sind, die Gebäude III und IV noch zu haben. Auch der durch diverse Pannen und Zwischenfälle weit in Verzug geratene Umbau des Bauteils Schützenstraße sorgte dafür, dass der Platz der Bauabschnitte III und IV sehr willkommen war. Und nun sollen die beiden durch einen gemeinsamen Toilettentrakt verbundenen Gebäude den äußeren Rahmen des „House of learning“ bilden. Bernd Sundermann vom Amt für Gebäudemanagement der Stadt Olpe stellte dem Ausschuss die ersten Grobplanungen vor.

Nachbarhaus wird abgebrochen

Die Gebäude, so Sundermann, böten sich für eine Umnutzung an, denn da es sich um Stahlbeton-Skelettbauwerke handle, könnten die Innenwände beliebig versetzt werden. Britta Inden hatte vorher erklärt, für das „House of learning“ seien andere Raumgrößen als für herkömmliche Klassenräume nötig. Die ohnehin renovierungsbedürftige Toilettenanlage soll durch einen „offenen und lichtdurchfluteten Empfangsbereich“ ersetzt werden. Das benachbarte, der Stadt eigene Wohnhaus Gartenfelderstraße 4, derzeit als Flüchtlingsunterkunft genutzt, soll abgebrochen werden, um einen neuen, großen Schulhof zu ermöglichen, der laut Sundermanns Amt „durch den transparenten Verbindungsbau eine visuelle Verbindung zum alten Schulhof herstellt“. Das Erdgeschoss soll mit bodentiefen Fenstern und breiten Eingangstüren ausgestattet werden, um Barrierefreiheit zu schaffen und die Lichtverhältnisse zu optimieren. Ziel seien „offene und flexible Lernlandschaften für das ,House of learning‘“.

Mehr zum Thema

Eine Kostenschätzung wird es erst nach Abschluss derzeit laufender Schadstoffuntersuchungen geben. Im Ausschuss kamen die Pläne gut an, auch die Tatsache, dass durch Umnutzung bestehender Gebäude für Nachhaltigkeit gesorgt werde, stieß auf Lob. Markus Bröcher bat für die CDU darum, dass bei der Aufstellung der Kostenschätzung differenziert werde, welche Kosten ohnehin aus Sanierungsgründen anfielen und welche auf das „House of learning“ entfielen. Andreas Zimmermann (UCW) erkundigte sich nach dem geplanten Zeithorizont. „Lassen Sie uns bitte erst die Schützenstraße fertigmachen“, so die Antwort Sundermanns. Ein bis zwei Jahre, so die grobe Schätzung, würden bis dahin ins Land gehen.

Auch interessant

Update:
Nach dem Schulausschuss stand das Thema einen Tag später auch auf der Tagesordnung des Olper Bauausschusses. Da es sich um eine reine Informationsvorlage handelt, kam es auch hier zu keiner Abstimmung, indes wurde dennoch diskutiert. So sagte Uwe Schmidt von der UCW, den Abbruch des Hauses Gartenfelderstraße 4 „würde ich gern tiefer diskutieren“. Aus dem Vortrag gehe quasi hervor, das Haus werde abgerissen, „nur damit der Schulhof schöner wird. Es geht um Bausubstanz und Wohnungen.“ Zwischenruf von Volker Reichel (SPD): „Das wäre doch nicht das erste Mal, dass man in Olpe etwas abreißt, um besser gucken zu können.“ Damit spielte er auf die vieldiskutierte „Sichtachse“ an, mit der inzwischen der geplante Abbruch des Rathauses begründet wird. Amtsleiter Sundermann entgegnete, der Abriss werde die Möglichkeit eröffnen, den Bauabschnitten III und IV „zum ersten Mal einen echten Schulhof“ zu verschaffen, der so etwas wie Aufenthaltsqualität biete.

Auch interessant

Uwe Schmidt wie auch Volker Reichel riefen einen früheren Ortstermin in Erinnerung, zu dem vor Jahren Bau- und Schulausschuss gemeinsam durch das Gebäude III geführt worden waren: Ihnen sei noch gut im Gedächtnis, dass die Stadtverwaltung seinerzeit den Ausschussmitgliedern den „maroden Zustand nahegebracht habe“, der nur einen Abbruch übrig lasse. Nun zeige sich eine gänzlich neue Sichtweise, nur weil der Raumbedarf da sei. Reichel, ohne es ausdrücklich zu erwähnen, aber durch die Blume den Rathausneubau ansprechend: „Das müssten wir an anderer Stelle genauso tun.“ Frank Clemens von der CDU wiederholte die Forderung seines Parteifreundes Markus Bröcher aus dem Schulausschuss, dass bei der Kostenkalkulation ganz klar zwischen notwendiger Sanierung und zwar wünschenswerter, aber für die Substanz nicht nötigen Umbauten für das Konzept „House of learning“ differenziert werde, um gegebenenfalls ausufernde Kosten im Griff halten zu können. Dies unterstützte Zaklina Marjanovic namens der Grünen und ergänzte: „Außerdem möchten wir wissen: Brauchen wir die Räume langfristig und nachhaltig, sodass sich eine Durchsanierung lohnt?“ Ausschussvorsitzender Rüdiger Schnüttgen (CDU) wie auch Volker Reichel fanden, eine solche scharfe Trennung sei nicht machbar, denn das Konzept „House of learning“ stehe für das Lernen im 21. Jahrhundert, „wir können nicht sanieren und dabei die Konzepte von gestern erneuern“, so Schnüttgen.

Auch interessant

Abschließend kritisierte Zaklina Marjanovic, dass das Thema praktisch identisch in beiden Ausschüssen vorgestellt worden sei und der Schulausschuss auch mit den baulichen und der Bauausschuss mit den pädagogischen Fragen konfrontiert worden sei. Das sei Zeitverschwendung und mache im Grunde die Ausschüsse überflüssig.