Hagen. Politik möchte bis zum nächsten Frühjahr Lösungsvorschläge auf dem Tisch sehen. Situation hat sich mit neuen Verstecken verschlechtert.
Die hygienische Situation auf dem Berliner Platz in Hagens Mitte soll in diesen Tagen im Mittelpunkt des „Runden Tisches Bahnhofsvorplatz“ stehen. Das hat jetzt die Politik in der Bezirksvertretung Mitte der Verwaltung wieder einmal ins Stammbuch geschrieben.
Denn mit ihrem frustrierenden Gesamteindruck sind sich die Mandatsträger nach dieser Sommersaison einig: Die Verschmutzung der Eingangspforte der Stadt mit Fäkalien ist nicht zuletzt rund um die neu etablierten Fahrradabstellanlagen noch schlimmer geworden. Zunehmend nutzen die dort den ganzen Tag über sich tummelnden Suchtkranken, Wohnungslosen sowie die Trinkerszene neben der Rampe zur Tiefgarage die neu entstandenen Nischen und Ecken, um dort ungeniert Kot und Urin zu hinterlassen.
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„Viele problematische Mitbürger verrichten hier ihre Notdurft“, skizzierte Hans-Georg Panzer (Grüne) einen gemeinsamen Antrag seiner Fraktion zusammen mit CDU und FDP, sich der Thematik wieder einmal mit Nachdruck anzunehmen. Entsprechende Lösungsvorschläge sollen bis zum April des kommenden Jahres auf dem Tisch liegen, damit mit dem Beginn der wärmeren Jahreszeit die ersten Maßnahmen greifen könnten. Parallel dazu soll das Gespräch mit der dort oft den ganzen Tag über sich aufhaltenden Personengruppe gesucht und der Bereich – neben den ohnehin laufenden regelmäßigen Maßnahmen des Hagener Entsorgungsbetriebes (HEB) – einer intensiven Grundreinigung unterzogen werden.
Situation hat sich verschlimmert
Vertreter aller politischer Couleur teilten den Eindruck, dass die Situation sich in jüngster Vergangenheit noch einmal verschlimmert habe. Denn längst sei nicht bloß am Abgang zur Tiefgarage der infernalische Geruch vor allem an den wärmeren Tagen kaum mehr zu ertragen. Auch rund um die Fahrradständer, entlang der Mobilstationen oder rund um die neu platzierten Schließfächer seien eindeutige Lachen und Exkremente kaum zu übersehen, die diese Bereiche nahezu unbenutzbar machten. Hier könnte manchmal auch schon ein besseres Beleuchtungskonzept dafür sorgen, dass gar nicht erst so viele Verstecke entstehen.
Vor diesem Hintergrund steht weiterhin die zentrale Frage im Raum, ob auf dem Platz nicht zumindest eine spartanische Open-Air-WC-Anlage geschaffen werden müsste, um überhaupt mal ein Basis-Angebot für diese Menschen zu machen. Denn die Bahnhofstoiletten sind angesichts der Kosten am Drehkreuz für dieses Klientel keine wirkliche Alternative.
Welche Varianten hier denkbar sind, soll jetzt über den Winter erarbeitet werden. Die Politik könnte sich beispielsweise nach französischem Vorbild halboffene Urinale ebenso vorstellen wie profane Dixi-Klos wie in Köln, die dann aber baulich eingehaust werden – das soll sowohl den optischen Eindruck verbessern als auch das mutwillige Umschubsen durch randalierende Passanten verhindern. SPD-Sprecher Jörg Meier regte in diesem Zusammenhang an, Best-Practice-Beispiele aus anderen Städten abzufragen, um zu einer sinnvollen Lösung zu kommen. Zugleich drängte auch er aufs Tempo, um bis zum Frühjahr eine Lösung beschließen zu können.
Langfristig Lösung in Sicht
Streetworker und Sozialarbeiter könnten nach der Einrichtung der WC-Anlage gezielt darauf hinwirken, dass die betroffenen Personen ihre Aufenthaltsorte in Richtung dieser neuen Bedürfnis-Örtlichkeit verlagern, so die vage Hoffnung der Politik: „Dies würde nicht nur die Nutzung der Toiletten erleichtern, sondern auch die Verschmutzung des Bahnhofsvorplatzes reduzieren.“
Allerdings gibt es bei der Verwaltung durchaus erhebliche Skepsis, ob es überhaupt gelingt, diese Personengruppe steuern oder gar abdrängen zu können, denn sie suche mit ihren stundenlangen Aufenthalten ja gerade die Vitalität im Herzen des Platzes. Für die Mandatsträger in der Bezirksvertretung Mitte steht derweil fest, dass eine klare Strategie auch das Sicherheitsempfinden am Bahnhof erhöhen könnte und zugleich der Stadt die Chance eröffnet, das Eingangstor in die Stadt besser zu präsentieren.
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Baudezernent Henning Keune verwies zudem mit der längerfristigen Brille darauf, dass mit dem angedachten Sanierungsgebiet „Eastside“, das den gesamten Raum zwischen der Villa Post (VHS) und der St.-Josefs-Kirche in Altenhagen umfasst, sich neue Chancen ergeben würden: „Hier können dann bauliche Lösungen gleich mitgedacht werden.“