Hohenlimburg. Urige, traditionsreiche Gewölbe-Kneipe unter dem Bentheimer Hof in Hohenlimburg ist seit Jahren verlassen, aber intakt.
Über den traditionsreichen Bentheimer Hof und seine Entwicklung an der Stennertbrücke hat diese Zeitung gefühlt so viele Zeilen geschrieben wie Wasser die Lenne heruntergeflossen ist. Dass sich unter den Sälen, die Pächter Sedat Aydin seit vergangenem Herbst wieder vermietet (genau wie die darüber liegenden Hotel- und Monteurszimmer) aber noch eine sehr traditionsreiche, aber ziemlich vergessene Kneipe befindet, hat das Licht der Öffentlichkeit viele Jahre nicht erblickt. Die Rede ist vom Brückenkeller, einer Gaststätte in einem Gewölbe mit Blick auf die Lenne.
Dünne Aktenlage
Oft ist es so, dass er und seine Mitstreiter in Hohenlimburg etwas wissen, wenn niemand was weiß: Widbert Felka, Vorsitzender des Hohenlimburger Heimatvereins. Aber: der Fundus weist viele leere Stellen mit Blick auf die urige Kneipe auf. Ein Artikel aus unserem eigenen Archiv zeichnet noch einmal den Versuch einer Wiedereröffnung im Jahr 2003 nach sowie einen nostalgischen Blick auf jene Zeit, als der Brückenkeller für Zeitungsredakteure eine Informations-Drehscheibe war. Weit vor einer Zeit des Internets oder Smartphones oder sozialer Medien.
Blütezeit in den 50er-Jahren
Der mittlerweile verstorbene und ehemalige Leiter der WP-Redaktion Hohenlimburg, Hellmuth Jacobs, schrieb seiner Zeit auch über einen Saal. Gemeint war ein staatlicher Anbau hinter dem Hauptgebäude, der aber Anfang der 1960er-Jahre abgerissen wurde. „Aus eigener Erinnerung weiß ich, dass der Brückenkeller in den 1950-er Jahren und frühen 1960-er Jahren eine Blütezeit hatte. Da selbst in jenen Jahren noch junger Schüler, war mir das Lokal in diesen Zeiten von innen nicht bekannt. Erzählt wurde damals vom „rustikalen Auftreten” einiger junger Männer, die den Brückenkeller gelegentlich schon mal in die Schlagzeilen gebracht haben sollen“, deutet Widbert Felka an, dass es in der Kneipe auch mal ruppiger zuging.
Danach war die Lokalität bis - wie erwähnt - 2003 jahrzehntelang dicht. „Meinen Archivunterlagen „Bentheimer Hof“ zufolge wurde der Brückenkeller im Zuge von umfangreichen Sanierungsarbeiten am Gebäude durch den damaligen Eigentümer im Jahre 2011 vorübergehend geschlossen. Eine Wiedereröffnung erfolgte 2013. Doch schon Ende 2017 - das Gebäude hatte zwischenzeitlich einen neuen Eigentümer gefunden - kam es wieder zu einer Schließung, die bis 2021 dauerte“, so Felka. Das ist korrekt. Er ist bis heute dicht.
Kanuclub mit losem Interesse
In Hohenlimburg machte zuletzt die Runde, dass der Kanuclub, der nur wenige Meter vor den Fenstern des Brückenkellers seinen Wildwassersport betreibt, sich für die Räumlichkeiten interessieren könnte. Nicht um ihn zu pachten oder als Kneipe zu betreiben, sondern, um überhaupt einen Raum zu haben. „Das kann ich bestätigen“, sagt Ralf Kriegel vom Kanuclub. „Wir sind auf der Suche nach Räumlichkeiten, in denen man mal eine Versammlung oder eine Besprechung machen kann“, sagt er. Wenngleich für den Verein klar sei, dass man das mit Geld nicht vergüten könne.
Wäre das nicht eine Gelegenheit, den geschlossenen, aber wohl funktional intakten Brückenkeller wieder zu reaktivieren und bekannter zu machen. „Ja, das wäre es auf jeden Fall“, sagt Bentheimer-Pächter Sedat Aydin, der durch sein Pachtverhältnis auch Herr der Schlüssel zum Brückenkeller ist. „Ich kann mir darin unterschiedliche Dinge vorstellen. Bar, Vermietung oder als Feier-Location. Mit dem Kanuclub gibt es Gespräche.“
Pächter will geduldig bleiben
Oben drüber, in den Sälen des Bentheimer Hofes, läuft das Vermietungsgeschäft nach seiner Übernahme langsam wieder an. „Noch nicht ganz, wie ich es mir vorgestellt habe, aber es kommt“, sagt Sedat Aydin ehrlich und will geduldig bleiben. Die Nutzung des Brückenkellers müsse auf jeden Fall zum Konzept seines „Bentheimers“ passen.
2017 hatte diese Zeitung noch über die letzten Kegelclubs berichtet, die im urigen Brückenkeller ihre Heimat hatten - und eben die dort vorhandene Kegelbahn. Die Kegler der ersten Stunde waren einst die „Kellerkinder“.