Hohenlimburg. Fünf Läden in Hohenlimburg werden schließen. Für Fachhändler, die bleiben, kein Grund für Trübsal. Sie brechen eine Lanze für ihren Standort.

Unter den Farben der Pullover und Shirts in ihrem Modeladen dominieren rot, grau und rosé, doch das kann in ein paar Jahren aber schon wieder anders sein. „Wer mit der Mode geht, der hat einen regen Stoffwechsel“, sagt Dagmar Ullrich und lacht. Viele Trends der Modewelt haben sie und ihr Bruder Martin schon erlebt, das bringt die Arbeit als Fachhändler in einem Geschäft für Herren- und Damenmode eben so mit sich.

Seit über 60 Jahren ist „Mode Ullrich“ in Hohenlimburg ansässig und gehört damit zu den ältesten Fachgeschäften in der Fußgängerzone. Die Nachricht, dass langjährige Hohenlimburger Fachhändler wie der Spielwarenladen schließen werden, ist für die verbleibenden Einzelhändler schwer zu verdauen - sich davon unterkriegen lassen, das wollen sie aber nicht. Im Gegenteil: Vielmehr brechen sie eine Lanze für das Einkaufen unterm Schlossberg.

Alte Häuser und kleine Gassen

„Die Leute müssen nur mal mit offenen Augen durch die Innenstadt gehen“, lenkt Martin Ullrich den Blick auf die schönen alten Häuser und kleinen Gassen, die der Fußgängerzone ihren eigenen Charme verleihen. Seine Eltern haben 1957 ein Geschäft für Krawatten gegenüber des Bentheimer Hofs eröffnet, wo früher noch eine Häuserzeile stand. Danach wechselte der Standort von „Mode Ullrich“ mehrfach.

Dass früher alles besser war, als noch Autos durch die Fußgängerzone fuhren, das glauben sie nicht. „Es war einfach anders“, sagt Dagmar Ullrich. „Das Kaufverhalten der Leute hat sich inzwischen geändert“, ergänzt ihr Bruder Martin, der das Geschäft in Hohenlimburg führt, während seine Schwester das zweite Modegeschäft in Hagen betreut.

Mode Ullrich Hohenlimburg
Seit mehr als 60 Jahren ist „Mode Ullrich“ in der Hohenlimburger Innenstadt ansässig. Zu den Anfängen in den 1950ern wurde in dem Laden nur Krawatten verkauft. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Neue Gründungen nötig

Die erfahrenen Fachhändler wissen aber auch: Dass der Spielwarenladen, „Minzis Atelier“ und das Fotogeschäft schließen werden und die Hohenlimburger Buchhändlerin Ursula Heering zum Jahresende aufhört und bisher ohne Erfolg einen Nachfolger sucht, das stellt die Innenstadt vor Herausforderungen. „Es braucht neue Gründungen“, sagt Martin Ullrich. Hoffnung bereitet ihm, dass sich der Wochenmarkt freitags zuletzt sehr positiv entwickelt habe. Mit Fischhändler und Backwaren sind zwei neue Wagen hinzugekommen, die sich etabliert haben. „Auch die geplante Lenne-Öffnung finde ich gut.

„Wir haben eine schöne Fußgängerzone, gerade weil hier keine Autos fahren.“

Dagmar Ullrich, Modehändlerin aus Hohenlimburg

Dagmar Ullrich nickt. Einst als jugendliche Ferienjobberin in den elterlichen Betrieb eingestiegen, berät sie seit mehr als 40 Jahren ihre Kundinnen und Kunden. „Wir haben eine schöne Fußgängerzone“, weiß die Fachhändlerin, „gerade weil hier keine Autos fahren.“ In den 1990ern war sie Vorsitzende der Werbegemeinschaft, des Zusammenschlusses der Händler in Hohenlimburg. Heißt: Neben dem täglichen Stress im Laden musste sie Großveranstaltungen wie das Stadtfest organisieren. „Es ist unglaublich viel Arbeit“, sagt sie, „und braucht viel Einsatz.“

„Wir können nicht mehr, als jeder für sich seinen Laden zu präsentieren. Um alle zusammenzubringen, da ist das Citymanagement gefordert.“

Christian und Bettina Bechte, Inhaber des Kreativladens in Hohenlimburg

Direkt nebenan stehen Christian und Bettina Bechte in ihrem Kreativladen und zeigen auf Grußkarten, die sich gut verkaufen: „Schöne Grüße aus der heimlichen Hauptstadt - Hohenlimburg.“ Ihnen liege die Fußgängerzone am Herzen, sagen sie, und wünschen sich mehr Unterstützung auch vom neuen Citymanagement. „Wir können nicht mehr, als jeder für sich seinen Laden zu präsentieren“, sagt Christian Bechte. Seine Frau stimmt zu. „Um alle zusammenzubringen, da ist das Citymanagement gefordert.“

Christian und Bettina Bechte
Christian und Bettina Bechte betreiben seit sieben Jahren einen Kreativladen in Hohenlimburg. Individuelle Hohenlimburg-Grußkarten verkaufen sich bei ihnen gut. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Fachhandel für Bastelzubehör

Die angekündigten Schließungen mehrerer Geschäfte in ihrer Nachbarschaft gehen auch an dem Ehepaar nicht spurlos vorbei. Vielmehr fragten zuletzt häufig Kunden, ob sie auch schließen würden. „Nein“, betonen sie dann immer wieder. Im Gegenteil. Sie sind stolz auf ihren Fachhandel, der Bastelzubehör, Schreibwaren, Grußkarten und selbstgemachte Deko in Hülle und Fülle bietet. Mehr als 289.000 Artikel listet der Computer auf, wenn Bettina Bechte nach dem Inventar fragt. „So ein riesiges Angebot finden Sie im weiten Umkreis nicht.“

Händler-Aktion an Halloween

An Halloween, am Reformationstag, 31. Oktober, laden die Händler in Hohenlimburg alle Kinder dazu ein, auf ihrer Jagd nach Süßigkeiten mit schaurig-schönen Kostümen in die Läden der Fußgängerzone zu kommen. Dafür haben die Geschäfte an Halloween bis 18 Uhr, teils auch 18.30 Uhr, geöffnet. Geschäftsinhaber und Mitarbeiter werden sich dafür extra mit Süßigkeiten eindecken.

Das Ehepaar Bechte vom Kreativladen hat diese Halloween-Aktion vor einigen Jahren ins Leben gerufen. Sie richtet sich in erster Linie an kleinere Kinder, die noch nicht alleine von Haustür zu Haustür ziehen und deren Eltern nicht für sie bei fremden Menschen klingeln wollen.

Da der Spielwarenladen Gündel zum Dezember schließt, überlegen sie, auch eine Ecke mit Spielzeug in ihrem Laden einzurichten. „Doch dafür fehlt uns eigentlich der Platz“, sagt Bettina Bechte.