Hagen. Mia Fehrmann macht als einzige Frau eine Ausbildung bei den Forstwirten des Wirtschaftsbetriebs. Der Ansturm auf die Stellen ist riesig:

Der Mann und der Wald - das bleibt ein unerschütterliches Duo: Nur ein Fünftel aller Förster bundesweit sind Frauen, in NRW sind 98 von 100 Forstwirten männlich. Doch dass die Männerdomäne Wald langsam Risse bekommt, davon erzählen junge Frauen wie Mia Fehrmann. Sie macht seit einem Jahr eine Ausbildung zur Forstwirtin beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH).

Frauenumkleide angeschafft

Auf dem alten Forstbetriebshof im Kettelbach steht ein junger Baukörper, der davon erzählt, dass sich die Männerdomäne Forst langsam öffnet: Die Rede ist von einem Container mit einer Frauenumkleide. Dieser wurde während der Pandemie angeschafft, als der WBH die erste Frau im Team begrüßte, die sich zur Forstwirtin ausbilden ließ. Mia Fehrmann ist Nummer Zwei.

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Mia Fehrmann ist erst der zweite weibliche Azubi bei den Forstwirten beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH). © WP | Michael Kleinrensing

„Das fing schon in der Grundschule an: Ich wollte ein Haus im Wald haben und meine Eltern meinten, da wäre Försterin doch ein guter Beruf.“

Mia Fehrmann,

Waldarbeit war Traumberuf

In der Berufsschule ist sie eine von vier angehenden Forstwirtinnen in ihrer Klasse. Klar, dass sie überwiegend mit männlichen Kollegen arbeiten wird, das war ihr im Vorfeld bewusst, sagt sie. An ihrer Entscheidung, dass es sich um den richtigen Beruf für sie handelt, hat das aber nicht gerüttelt. Arbeiten im Wald, das ist für sie seit Kindestagen ein Traum. „Das fing schon in der Grundschule an“, erzählt die 19-Jährige. „Ich wollte ein Haus im Wald haben - und meine Eltern meinten, da wäre Försterin doch ein guter Beruf.“

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Später absolvierte Mia Fehrmann mehrere Praktika, entschied sich nach dem Fachabi aber eher für eine Ausbildung zur Forstwirtin. Denn während Förster planen und verwalten, sind Forstwirte mehr für die praktische Arbeit im Wald zuständig. Bäume sägen, Setzlinge pflanzen - körperliche Arbeit eben, die Mia Fehrmann viel Spaß macht, selbst wenn manch männlicher Kollege aus ihrem Team qua Körperbau und Größe mehr Kraft aufwenden kann als sie.

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Mia Fehrmann bei der Arbeit - wachsam beäugt von dem Hund ihres Ausbilders. Als Kind wollte Mia Fehrmann gerne in einem Haus im Wald leben. Arbeiten im Forst ist ihr Traumberuf. © WP | Michael Kleinrensing

Körperbau kein Nachteil

Das muss aber kein Nachteil sein, betont ihr Ausbilder Ruven Filmer. „Was andere Teamkollegen mit Kraft ausüben, das kann Mia mit ihrer Technik wieder wettmachen“, betont der Forstwirtschaftsmeister vom WBH. Außerdem müssten die Männer dagegen eher mit ihrem Rücken aufpassen, bekommen häufiger Probleme zum Beispiel mit der Bandscheibe. Bei der täglichen Arbeit im Forst steht heute zudem Motorsägen zur Verfügung, die leichter und besser zu handhaben sind als das schwere Gerät von früher.

Kaum Frauen im Forst

Der Frauenanteil in der praktischen Holzpflege und Ernte ist sehr gering. Nur 2 von 100 Forstwirten in NRW sind weiblich. Bundesweit liegt der Frauenanteil unter den Forstwirten bei 6 Prozent. Das geht aus Umfragen hervor, die der Bund Deutscher Forstleute (BDF) im Jahr 2023 in der Forstbranche geführt hat. Bei den Försterinnen, also in der Forstplanung und Verwaltung, lag der Anteil der Frauen demnach bei 22 Prozent.

Wegen der schweren Arbeit etwa bei der Holzernte galten Forstberufe lange als Männerdomäne. Inzwischen entscheiden sich aber auch immer mehr Frauen für einen Beruf im Forst. „Durch den starken Generationenwechsel, in dem wir uns gerade befinden, gibt es diesen ausgesprochen starken Verjüngungsprozess, der natürlich auch die Frauenanteile deutlich verbessern hilft“, sagt Rainer Städing, Sprecher des BDF, auf Anfrage.

Aufgaben im Forst

Das Team besteht aktuell aus acht Forstwirten und Förstern sowie vier Auszubildenden. Arbeit gibt es genug. Rund ein Viertel der Hagener Wälder befindet sich im Eigentum des Wirtschaftsbetriebs Hagen und wird von den eigenen Forstleuten betreut. Kulturpflege, Holzernte, Wildpark und Wildgehege unterhalten, Aktionstage wie die Waldjugendspiele organisieren und so weiter. Auch die vom gefräßigen Borkenkäfer und Orkansturm Kyrill rasierten Wälder im Stadtgebiet neu aufzubauen, bleibt eine stetige Aufgabe.

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Mia Fehrmann mit ihrem Ausbilder Ruven Filmar bei der Arbeit am Forstbetriebshof Kurk im Kettelbach. © WP | Michael Kleinrensing

Ausbilder zufrieden

Wer Ruven Filmar fragt, wie sich seine Auszubildende im ersten Lehrjahr gemacht hat, der bekommt viel Lob zu hören. Ihr Engagement zeichne sie aus, sagt der Forstwirtschaftsmeister. So hat Mia Fuhrmann in diesem Jahr ihren Jagdschein gemacht, selbst finanziert. Für die Ausbildung beim Wirtschaftsbetrieb ist die Münsterländerin extra nach Hagen gezogen. Der WBH half bei der Wohnungssuche.

Ausbildung begehrt

Vom Kampf um Nachwuchskräfte, den viele andere Branchen zu kämpfen haben, ist der Forstbetrieb beim WBH derweil meilenweit entfernt. Früher gab es 20 bis 30 Bewerber auf eine Ausbildungsstelle zum Forstwirt, in der Pandemie stieg die Zahl auf hundert Bewerber. Aktuell bewerben sich 40 junge Leute auf eine Ausbildungsstelle als Forstwirt. „Wir können uns vor Anfragen nicht retten“, sagt Filmar mit gemischten Gefühlen. Denn unter den Bewerbern seien einige gute Leute, denen man absagen müsse. Mehr als ein bis zwei Ausbildungsplätze zum Forstwirt im Jahr könne der WBH nicht anbieten.

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Mia Fehrmann und ihr Ausbilder Ruven Filmar bringen Baumsetzlinge in die Erde. Wegen Orkan Kyrill und Borkenkäfer sind viele Waldflächen in Hagen rasiert und müssen neu aufgebaut werden. © WP | Michael Kleinrensing

Zukunft offen

Umso glücklicher ist Mia Fehrmann heute, dass sie eine dieser begehrten Stellen bekommen hat. Wie es nach der dreijährigen Ausbildung für sie weitergeht, das lässt die 19-Jährige noch offen. Sie könne sich gut vorstellen, ihre Fertigkeiten mit Fortbildungen zu erweitern, etwa zum Klettern mit der Säge. Auch irgendwann mal in die Fußstapfen ihres Ausbilders zu treten, und sich zur Forstwirtschaftsmeisterin weiterzubilden, ist für sie denkbar. „Wir werden sehen, was die Zeit bringt.“

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