Hagen. Ein Unternehmer aus Tilsit gründete im Bahnhofsquartier 1874 „Hermann Evers“. Den Betrieb gibt es bis heute. Und das ist die Geschichte dahinter:
Es gab immer Aufs und Abs, es gab Kriege, es gab Wirtschaftskrisen, Wochen oder Monate, wo das Geschäft nicht so lief. Das bringt eine lange Unternehmensgeschichte eben mit sich.
Und diese hier geht immerhin ganze 150 Jahre zurück. Dass ein Familienbetrieb so lange besteht, das ist heutzutage sicher nicht selbstverständlich. Auch nicht für Christian Scholl, der das Unternehmen „Hermann Evers“ mittlerweile seit 1995 leitet: „Ich habe es damals nach seinem Tod von meinem Vater übernommen. Unsere Familie ist in den Betrieb mehr oder weniger reingerutscht“, sagt er und lacht.
Hermann Evers aus Tilsit hatte die gleichnamige Firma 1874 in Hagen gegründet. „Warum er damals nach Hagen kam, ist leider nicht überliefert“, sagt Christian Scholl. Über einen gemeinsamen Steuerberater kam sein Vater Wolfgang Scholl damals in den Betrieb, der die Bereiche Industriebedarf und Arbeitsschutz abdeckt, arbeitete dort mehrere Jahre lang mit, bevor er 1983 die Geschäfte übernahm, weil es bei der Familie keine Kinder gab, die das Unternehmen hätten weiterführen können.
Unternehmenssitz verlagert
Christian Scholl selbst montierte in der Bahnhofstraße, dem langjährigen Firmensitz, als Schüler Regale, seine Kinder später wiederum spielten in den verwinkelten Gängen und Räumen, die sich unmittelbar neben dem alten Gloria-Kino am Bahnhof befinden, oft Verstecken. Vor zwei Jahren ist die Firma ins Industriegebiet nach Kabel gezogen, am alten Unternehmenssitz ist derweil ein Hotel-Neubau entstanden. Vor allem die Verkehrsanbindung sowie die miserable Parkplatzsituation seien Gründe für den Umzug gewesen, erzählen Christian Scholl und seine Frau Edda Kracht-Scholl rückblickend.
Die Arbeit hat sich in all den Jahren verändert. Ist in Teilen komplexer geworden „und sehr beratungsintensiv, vor allem im Bereich Arbeitsschutz“, sagt Scholl. Denn bei Evers gibt es nicht nur Sicherheitsschuhe, Atemschutzmaskenoder Schutzbrillen für Mitarbeiter, sondern auch Ausrüstung, die gegen Abstürze absichern soll, Öl- und Chemikalienbindemittel, Schutzanzüge oder individuellen Gehörschutz. „Da muss man natürlich bedenken, unter welchen Voraussetzungen gearbeitet wird, mit welchen Gefahrstoffen die Mitarbeiter potenziell in Kontakt kommen oder ob es Gefahrenbereiche gibt, in denen sich Mitarbeiter schwer an Maschinen verletzen oder gar hineinstürzen können“, so Scholl. Ein Job mit Verantwortung. Denn letztlich kann der Betrieb für falsche Beratung sogar haftbar gemacht werden.
Auch jetzt sei die wirtschaftliche Lage durchaus wieder angespannter. Viele Betriebe kämpfen mit gestiegenen Energiekosten, bauen Stellen ab, melden gar Insolvenz an. Die Auswirkungen sind auch hier in Hagen im Familienbetrieb zu spüren. „Das merkt man an der Auftragslage schon“, sagt Christian Scholl. „Aber das trifft ja nicht nur uns, sondern viele Branchen“, blickt er auf die aktuelle Lage.
Er sei sicher, dass der Betrieb das meistern könne. Wie schon in den letzten 150 Jahren, auf die sie im Rahmen einer Jubiläumsfeier auf dem Hof noch in dieser Woche anstoßen möchten. In der Hoffnung, dass es den Betrieb noch weitere 150 Jahre geben wird - wenn auch irgendwann nicht mehr mit den Scholls.