Hagen. Eine Polizeiwache in Hagen ist laut Gewerkschaft die verkommenste in ganz NRW. Das ist die ernüchternde Situation.

Dieser Satz sagt eigentlich alles: „1993 habe ich zum ersten Mal einen Fuß über die Schwelle der Polizeiwache am Hagener Hauptbahnhof gesetzt. Und ganz ehrlich: Seither hat sich nichts geändert.“ Das Ergebnis: Wohl kaum eine Wache in Nordrhein-Westfalen ist so verkommen und runtergerockt wie die Bahnhofswache Hagen. Und obwohl der miserable Zustand schon seit Jahren Thema ist, ändert sich einfach nichts.

Hauke Reetz, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft NRW, ist der Mann, der sich mit der Bahnhofswache, in der 35 Beamte in drei Schichten arbeiten, schon seit Jahrzehnten beschäftigt und den Satz gesagt hat. Der Funktionär der Deutschen Polizeigewerkschaft muss sich immer wieder mit den Arbeitsbedingungen von Kollegen befassen. Hagen sticht allerdings hervor. Leider nicht im positiven Sinne.

Mäuseproblem in der Polizeiwache

„Das ganze Frühjahr über gab es ein massives Mäuseproblem“, erzählt Reetz und zielt dabei auf einen Aspekt ab, der jüngst hinzugekommen ist. „Die Luft riecht eigentlich permanent verschimmelt. Die Wache ist unterkellert, die Räume, die von der Polizei nicht genutzt werden, scheinen feucht zu sein.

Die Bahnhofswache in Hagen versprüht auch von innen den Charme der frühen 80er. Sie ist nach Ansicht der Deutschen Polizeigewerkschaft viel zu klein.
Die Bahnhofswache in Hagen versprüht auch von innen den Charme der frühen 80er. Sie ist nach Ansicht der Deutschen Polizeigewerkschaft viel zu klein. © WP | Archiv -

„Der Umkleideraum ist gleichzeitig der Pausenraum - von einer separaten Umkleide für Frauen ganz zu schweigen.“

Hauke Reetz
Deutsche Polizeigewerkschaft

Hinzu kommen die beengten Verhältnisse. „Die Wache umfasst insgesamt rund 300 Quadratmeter“, sagt Hauke Reetz. „Die Bundespolizei bräuchte an diesem Standort eigentlich doppelt so viel Platz. Es gibt nicht genug Arbeitsplätze für die Kollegen. Ein Schreibraum dient gleichzeitig als Verhörzimmer und dort wird auch die erkennungsdienstliche Behandlung durchgeführt. Die Bilder der Überwachungskameras laufen dort auf, und Asservate werden gelagert. Eine Sicherheitsschleuse fehlt völlig.“

Umkleide- ist auch Pausenraum

Und als sei das nicht schon genug, kann Reetz die Auflistung problemlos fortsetzen: „Der Umkleideraum ist gleichzeitig der Pausenraum - von einer separaten Umkleide für Frauen ganz zu schweigen“, sagt Reetz. „Es gibt kein Gewahrsam. Und ebenerdig ist die Wache auch nicht zu erreichen.“

Hauke Reetz, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, vor der Wache der Bundespolizei in Hagen.
Hauke Reetz, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, vor der Wache der Bundespolizei in Hagen. © Alex Talash | Alex Talash

Diese Zustände seien einfach nicht hinnehmbar. „Die Bahn ist eigentlich verpflichtet, uns gemäß der gesetzlichen Bestimmungen unterzubringen“, so Reetz, „was sie sich hier herausnimmt, ist eine Frechheit.“

Gewerkschafter für Abriss

Für Reetz gibt es nur eine Lösung: Die bestehende Wache muss abgerissen und neu gebaut werden. „Neben der Wache gibt es eine Baulücke, die könnte man schließen und darüber hinaus den gesamten Bau nach vorne ziehen“, erklärt der Gewerkschafter. In der Bauphase müssten auf dem Bahnhofsvorplatz Container als Übergang dienen. „Aber jede Containerlösung ist im Vergleich zu den jetzigen Zuständen eine Verbesserung.“

„Für mich steht außer Frage: Wir dürfen nicht sehenden Auges in Kauf nehmen, dass die Bundespolizei unter solchen Bedingungen arbeiten muss.“

Katrin Helling-Plahr
FDP-Bundestagsabgeordnete
Ein Raum, zu viele Funktionen: Die Bahnhofswache der Bundespolizei in Hagen ist zu klein.
Ein Raum, zu viele Funktionen: Die Bahnhofswache der Bundespolizei in Hagen ist zu klein. © WP | Archiv -

Eine Einschätzung, die auch die Hagener Bundestagsabgeordnete Katrin Helling-Plahr (FDP) teilt. Die Politikerin war vor zwei Jahren in der Wache und nun wieder: „In dieser Zeit hat sich die Situation der Bahnhofswache nicht verbessert.“ Die Zustände vor Ort seien nicht haltbar, insbesondere das Raumangebot entspreche nicht den angemessenen Standards für eine Einrichtung, die den Schutz der Bürger gewährleisten solle: „Für mich steht außer Frage: Wir dürfen nicht sehenden Auges in Kauf nehmen, dass die Bundespolizei unter solchen Bedingungen arbeiten muss.“ Sie werde sich in Berlin auch nachdrücklich und unablässig für ein besseres Arbeitsumfeld einsetzen, so Helling-Plahr.

Bahn: Außenfassade ist dicht

Die Deutsche Bahn hingegen bewertet die Situation anders. Ein Sprecher erklärt auf Anfrage: „Seit 2022 hat die DB einige Verbesserungen am Gebäude vorgenommen: So ist beispielsweise das komplette Dach des Hagener Hauptbahnhofs im Rahmen des Sofortprogramms des Bundes erneuert worden. Außerdem hat die DB bereits die Außenfassade an der Wache zum Gleisbereich hin abgedichtet.“ Fachleute hätten Schäden, die infolge von Feuchtigkeit entstanden seien, entfernt. Dank des Einsatzes von Schädlingsbekämpfern und baulichen Änderungen sei der Mäusebefall deutlich verringert worden.

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Die Deutsche Bahn plant nach eigenen Angaben, die Wache zu erweitern. Man befinde sich in Gesprächen mit der Denkmalschutzbehörde der Stadt Hagen. Geplant sei eine Erweiterung in Richtung Vorplatz. Auch Flächen der benachbarten Landespolizei könnten kurzfristig genutzt werden. Einzelheiten zur Modernisierung könne man noch nicht preisgeben.