Hagen. Die Gewerkschaft der Polizei mahnt die Zustände in Bundespolizei-Wache am Bahnhof an. So wie In Hagen seien die Zustände nirgendwo in NRW.
Rein dürfen wir (noch) nicht. Erst will die Zentrale der Bundespolizei in St. Augustin die Situation eruieren. Aber der Blick von außen lässt nichts Gutes vermuten. Die Holzfenster haben ihre beste Zeit lange hinter sich, im Flur, den man durch die Glastür einsehen kann, ist ein Teil der Wand unverputzt. Und es mag ja Zufall sein, dass ein Vierbeiner an diesem Tag seine Geschäft vor der Tür hinterlassen hat. Aber – der Hinweis sei erlaubt – der Zustand hinter der Tür entspricht dem Haufen davor.
Und deshalb schlägt die Gewerkschaft der Polizei Alarm: Die Hagener Wache der Bundespolizei ist im landesweiten Vergleich in den Augen der GDP eine der, wenn nicht sogar die schlimmste. „Das ist eine Zumutung für Besucher und Kollegen“, sagt Andreas Naschke von der Gewerkschaft der Polizei, „das Wasser dringt im Bereich des Daches ein und sucht sich immer neue Wege. Aber außer Flickschusterei passiert hier seit Jahren nichts.“
Beschwerden der Kollegen gehen wöchentlich bei der GdP ein
Auch interessant
Ein Umstand, der den Gewerkschafter ärgert: „Es geht um die Gesundheit der Kollegen“, sagt Naschke und berichtet, dass die GdP nahezu im Wochenrhythmus Hinweise aus Hagen erhalte. Und weiter: „Sicherheit ist ein hohes Gut. Das erklären auch Politiker. Aber kosten darf sie offensichtlich nichts. Dabei ist es am Ende wesentlich teurer, immer wieder auszubessern, anstatt vernünftig zu sanieren. Letztlich gehen ja auch Computer und Server kaputt, wenn sie immer wieder Feuchtigkeit ausgesetzt sind.“
Die Baumängel sind dabei das eine, die Umstände für die Bundespolizisten, die am Hagener Hauptbahnhof ihren Dienst versehen, eine ganz andere Baustelle: „Es gibt hier nur einen Umkleideraum für Männer und Frauen. Und auch nur ein einzige Dusche, die sich alle teilen müssen“, so Naschke weiter. Die Parkplatzsituation sei völlig unbefriedigend. Lediglich drei Plätze stünden für die Kollegen zur Verfügung. Und die seien jetzt gekündigt worden. Es gebe am und im Bahnhof keine Hinweise auf die Wache. Und auch von außen sei sie kaum wahrnehmbar, wenn denn nicht gerade der Streifenwagen unmittelbar vor dem Gebäude abgestellt sei.
Anzahl der Bundespolizisten erhöht sich weiter
Auch interessant
Hinzu kommt: Die Anzahl der Bundespolizisten wird in den nächsten Jahren steigen. Von rund 41.000 derzeit auf 65.000 in fünf bis acht Jahren. „Das wird durchschlagen bis auf die einzelnen Wachen. Und darauf wiederum muss man auch vor Ort vorbereitet sein“, so Andreas Naschke, „aber hier am Standort ist gar kein Platz, um noch weitere Kollegen unterzubringen. Wo sollen denn weitere Schreibtischen und Rechner hin?“
Mit einem Bautrockner versucht man derzeit der Feuchtigkeit Herr zu werden. Den hat der Vermieter aufgestellt – die Deutsche Bahn. „Die Bahn hat eine Unterbringungsverpflichtung für die Bundespolizei“, erklärt Naschke. „Die Behörde wiederum zahlt Miete.“
Vergessener Seitenflügel am Hagener Hauptbahnhof
Auch interessant
Und genau in dieser Konstellation liegt die Krux. Denn während in der Bahnhofshalle nach Jahren des Stillstands investiert und saniert wurde, scheint der Seitenflügel, in dem sich die Wache befindet, vergessen worden zu sein. „Im Grunde sind sich Gewerkschaft und Dienstherr einig“, so Naschke, der darauf verweist, dass das Bundesinnenministerium und das Verkehrsministerium informiert seien. „Am Zustand ändert das aber nichts.“
Zur genauen Situation in Hagen kann sich Jens Flören, Sprecher der Bundespolizei noch nicht äußern, will das aber nach Gesprächen unter anderem mit der zuständigen Inspektion Dortmund tun. Allerdings weist er schon jetzt darauf hin, dass die Zahl der Mitarbeiter in NRW in den nächsten Jahren kontinuierlich zunehmen wird. „Wir kommen von 3500 Mitarbeitern und werden künftig weit mehr als 4000 haben“, so Flören. Allein von 2019 bis 2021 kämen jährlich 300 zusätzlichen Stellen hinzu. „Das freut uns natürlich sehr, bedeutet aber mit Blick auf die Liegenschaften eine Herausforderung.“ Dabei gehe es um Raumgrößen, um Spinde, um Schreibtische, Waffenschränke und mehr.
Die Deutsche Bahn ließt bis gestern eine Anfrage zur Wache am Hagener Hauptbahnhof unbeantwortet.