Hagen. Die Stadt Hagen sieht den Bau einer neuen Gesamtschule als Befreiungsschlag. Naturschützer beurteilen das Projekt an der Feithstraße kritisch.
Die Stadt Hagen hat ein Bebauungsplanverfahren zur Errichtung einer neuen Gesamtschule auf dem Dünningsbruch eingeleitet. Das vom Rat bereits abgesegnete Projekt würde mit einem Schlag zahlreiche Platzprobleme lösen, vor denen die Schulentwicklungsplanung in Hagen steht. In der Schulverwaltung favorisiert man derzeit eine Schule mit fünf Klassen pro Jahrgang, möglich wäre aber auch eine sechszügige Schule. Hinzu kommen soll eine Dreifeld-Sporthalle. Dann wäre die neue Schule in etwa so groß wie die Gesamtschule Haspe, die von rund 1300 Schülern besucht wird.
Beim Dünningsbruch handelt es sich um eine sechs Hektar große Freifläche, die direkt gegenüber der Fachhochschule Südwestfalen an der Feithstraße liegt. Dass das Areal bebaut werden soll, wurde bereits im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK), das 2019 vom Rat verabschiedet wurde, angedacht.
Für das Gesamtareal auf dem Dünningsbruch ist neben dem Schulneubau auch eine potenzielle wohnbauliche Entwicklung vorgesehen. Vieles ist noch Zukunftsmusik, die neue Gesamtschule kann frühestens 2030 eröffnet werden. Aus Sicht vieler Politiker hat der Standort aber den Vorteil, dass er verkehrlich gut erschlossen ist und sowohl für den Stadtbezirk Hagen-Mitte als auch für Hohenlimburg einen geeigneten Standort für eine Gesamtschule darstellt.
Biologische Station will Parkanlage
Allerdings formiert sich aus Naturschutzkreisen Widerstand gegen das Vorhaben. So möchte die Biologische Station, unterstützt vom Naturschutzbund (NABU) Hagen, den Dünningsbruch in eine öffentliche Parkanlage für die Hagener Bürger umwandeln. „Unser Ansinnen war es von Anfang an, nicht nur die Bestrebungen zur Bebauung abzulehnen, sondern auch eine Alternative zu erarbeiten“, so Franco Cassese, stellvertretender Leiter der Biologischen Station. In Kooperation mit einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb haben die Naturschützer bereits einen Planungsentwurf für einen Park mit Streuobstwiese, Infotafeln, Wegesystem, Spielplatz und wertvollen Naturflächen entworfen, in dem der Dünningsbruch als „letzte grüne Insel in Hagen“ bezeichnet wird.
Nach Mitteilung von Regina Pott, Leiterin des Fachbereichs Schule im Hagener Rathaus, habe es bereits erste Untersuchungen zu naturschutzrechtlichen Aspekten auf dem Dünningsbruch gegeben, die bislang keine Ergebnisse geliefert hätten, welche die Planungen zum Schulbau in Frage stellen könnten.
Naturschutzbeirat will in Planung eingebunden werden
Auch der Naturschutzbeirat kritisiert das Vorgehen der Stadtverwaltung. Man sei als Gremium nicht in die Planungen einbezogen worden, so Karin Kuschel-Eisermann: „Es ist unerlässlich, dass der Naturschutzbeirat bereits im frühesten Planungsstadium involviert wird, um sicherzustellen, dass die ökologischen Aspekte umfassend und nachhaltig berücksichtigt werden.“
Besonders die ökologischen Funktionen des Dünningsbruchs dürften keinesfalls vernachlässigt werden. Der Dünningsbruch sei bekannt für seine außergewöhnliche Biotopvielfalt und spiele nicht nur für den Erhalt der heimischen Flora und Fauna eine zentrale Rolle, sondern trage durch seine Nähe zur Wohnbebauung wesentlich zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Zudem diene er als natürliche Regenversickerungsfläche.
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Die Vertreter des Naturschutzbeirates äußerten Bedenken, dass eine mögliche Bebauung nicht nur das Biotop gefährden, sondern auch die Entwässerungsfunktion des Gebietes beeinträchtigen könnte. Dies könnte Folgen für die umliegenden Wohngebiete haben, etwa durch vermehrte Überschwemmungen bei starkem Regen. „Der Schutz von Natur und Klima muss von Beginn an Priorität haben. Es darf nicht sein, dass die ökologischen Bedenken erst nachträglich gehört werden. Die Stadt Hagen ist dringend aufgefordert, den Naturschutzbeirat vor der Einleitung jeglicher Bebauungspläne zu beteiligen“, lautet die Forderung des Gremiums.