Hagen. Die Schulentwicklungsplanung in Hagen steht vor einer Wende: CDU, SPD und Grüne wollen eine vierte städtische Gesamtschule an der Feithstraße.
Mit einem Vorschlag, der die gesamte Schulentwicklungsplanung in Hagen auf den Kopf stellt, zogen CDU, SPD und Grüne am Donnerstag gemeinsam in die Sitzung des Stadtrates. Die vierte städtische Gesamtschule, heißt es in dem Papier, das die Fraktionsvorsitzenden Claus Rudel (SPD), Jörg Klepper (CDU) und Nicole Pfefferer (Grüne) gemeinsam unterzeichnet haben, soll demnach am Dünningsbruch gebaut werden: „Der Standort hat den Vorteil, dass er verkehrlich gut erschlossen ist und auch für den Stadtteil Hagen Mitte als auch Hohenlimburg ein geeigneter Standort für eine Gesamtschule darstellt“, heißt es zur Begründung.
Beim Dünningsbruch handelt es sich um eine sechs Hektar große Freifläche, die direkt gegenüber der Fachhochschule Südwestfalen an der Feithstraße liegt. Dass das Areal bebaut werden soll, wurde bereits im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK), das 2019 vom Rat verabschiedet wurde, angedacht.
FESH zieht nach Vorhalle
Für den Bau der Schule müsste nicht nur ein Bebauungsplan aufgestellt, sondern auch der Flächennutzungsplan geändert werden. Das ist den drei Parteien, die gemeinsam im Rat über eine satte Mehrheit verfügen, bewusst: „Die Umsetzung dieser Maßnahmen in einem zeitlich vertretbaren Rahmen setzt zusätzliche Entscheidungen voraus.“ Die notwendigen städtebaulichen Planungsanpassungen sollten unmittelbar eingeleitet und mit Nachdruck vorangetrieben werden: „Parallel sind die notwendigen Planungen für die Hochbauten durchzuführen.“
Bislang war geplant, die vierte städtische Gesamtschule, die dringende benötigt wird, um den Bedarf an Gesamtschulplätzen in Hagen zu decken, im Schulzentrum Wehringhausen zu etablieren. Dort residiert derzeit noch die Freie Evangelische Gesamtschule (FESH), die jedoch das ehemalige Hauptschulgebäude am Vossacker in Vorhalle erworben hat und im Sommer 2025 dorthin übersiedeln wird. Dieses Vorhaben befindet sich nach Auskunft der Stadtverwaltung im Zeitplan.
Immer mehr Kinder mit Förderbedarf in Hagen
Der FESH-Umzug ist denn auch gar nicht der Grund dafür, dass die drei Fraktionen die Gesamtschule im Dünningsbruch statt in Wehringhausen etablieren wollen. Dieser hat vielmehr mit den explodierenden Schülerzahlen im Förderschulbereich zu tun. In Wehringhausen ist bekanntlich auch die Förderschule Friedrich von Bodelschwingh beheimatet, die den bisherigen Absichten zufolge in die August-Hermann-Francke-Schule in der Selbecke, derzeit eine Außenstelle der Eilper Astrid-Lindgren-Grundschule, umziehen sollte.
Doch die Zeit ist über diese Planung hinweggegangen. Denn die Zahl der Kinder mit Förderbedarf in Hagen ist in den letzten Jahren rasant angestiegen, was unter anderem daran liegt, dass sich viele Eltern eher für eine Förderschule statt für den Unterricht im gemeinsamen Lernen entscheiden, da die Regelschulen in Hagen, sowohl Grund- als auch weiterführende Schulen, zum Bersten überfüllt sind, was für Kinder mit Förderbedarf nicht unbedingt beste Voraussetzungen bietet.
Förderschulzentrum Wehringhausen
Hinzu kommt, dass der Platz in der August-Hermann-Francke-Schule selbst nach Umbaumaßnahmen für die Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule nicht ausreichen dürfte. Und deren Schüler stammen vornehmlich aus dem westlichen bzw. innerstädtischen Bereich, sie müssten also relativ lange Fahrtzeiten in Kauf nehmen. Deshalb plädierten CDU, SPD und Grüne in ihrem Antrag dafür, die Bodelschwingh-Schule in Wehringhausen zu belassen und das dortige Schulzentrum zu einem Förderschulzentrum umzugestalten, in dem neben der Bodelschwingh-Schule eine weitere Förderschule ihren Platz finden könnte.
Bei den übrigen Fraktionen stieß das Projekt Dünningsbruch auf Skepsis - weniger aus sachlichen Erwägungen als vielmehr aufgrund des Zeitdrucks, unter dem der Vorschlag eingebracht wurde. So wurde bemängelt, dass es in den Fachausschüssen keine Gelegenheit gegeben habe, um sich auf das Thema vorzubereiten. Am Ende fand das Vorhaben breite Zustimmung, nur FDP, Hagen Aktiv und Bürger für Hohenlimburg/Die Partei waren dagegen.