Hagen. Der Dünningsbruch ist eine sechs Hektar große Freifläche in Hagen. Es handelt sich um potenzielles Bauland. Das wollen Naturschützer verhindern.
Auf den ersten Blick wirkt der Dünningsbruch nicht unbedingt wie ein Refugium für Erholung suchende Menschen und gefährdete Tierarten. Und so scheint es denn auch nicht verwunderlich, dass die Stadt Hagen das Areal im Hochschulviertel als künftiges Baugebiet auserkoren hat. „Die mittelfristigen Planungen sehen vor, eine bislang nicht näher abgegrenzte Fläche am Dünningsbruch einer wohnbaulichen Nutzung mit flankierenden Nutzungen zuzuführen“, berichtet Michael Kaub, Sprecher der Stadtverwaltung.
Auf die Idee, den Dünningsbruch irgendwann einmal zu bebauen, ist die Verwaltung nicht allein gekommen. Vielmehr entspringt der Grundgedanke dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK), das 2019 vom Rat verabschiedet wurde, nachdem es zuvor mit Beteiligung der Hagener Bürgerschaft auf den Weg gebracht worden war. Wenn Hagen eines fehlt, dann sind es Anreize für Zielgruppen, die ihre Wohnwünsche bislang aus Mangel an attraktiven Baugrundstücken nicht erfüllt sehen.
Das Gebiet als Naturreservat erhalten
Wovon Hagen aber ebenfalls nicht genug hat, sind Grünflächen und Parks. Sagt jedenfalls Franco Cassese, Naturschützer und Mitarbeiter der Biologischen Station. Er möchte den Dünningsbruch als Naturreservat erhalten und unter Schutz stellen lassen: „Es handelt sich um eine grüne Insel in einem stark bebauten Teil von Hagen. Die Stadt braucht solche Ausgleichsflächen.“
Cassese steht neben einer etwa 160 Jahre alten Eiche, deren Stammumfang – er hat nachgemessen – 3,78 Meter beträgt. Sie ist die imposanteste von insgesamt 70 Stieleichen, die das Gelände prägen. An anderen Stellen ist der Untergrund nass, fast sumpfig, Brombeeren und Goldrute, eine invasive Art, wuchern empor. Nein, der erste Eindruck ist nicht unbedingt nachhaltig. „Trotzdem ist diese Freifläche schon an sich schützenswert“, sagt Cassese: „Eben weil es eine Freifläche ist.“
Die Haselmaus und der Rotmilan
Möglicherweise bietet das sechs Hektar große Areal jedoch auch seltenen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat. Es gebe Hinweise, dass die Haselmaus auf dem Dünningsbruch heimisch sei, der Rotmilan, der Mittelspecht, Fledermäuse. Hinweise reichten aber nicht aus, um das Gelände unter Schutz zu stellen, denn genau das ist das Ziel von Franco Cassese. „Wir brauchen eine gutachterliche Erfassung mit dem Nachweis, dass hier schützenswerte Arten vorkommen.“
Um ein solches Gutachten in Auftrag geben zu können, fehlen Cassese die finanziellen Mittel. Das nötige Geld will er deshalb mit Hilfe von Naturfreunden und Bürgern in Hagen, die den Dünningsbruch ebenfalls erhalten möchten, zusammentragen. Auf der Internetseite https://www.ecocrowd.de/projekte/gruene-insel/ hat er deshalb ein Video veröffentlicht und ruft zum Spenden für die Bewahrung der Freifläche auf: „Diese sehr naturnahe Fläche kann auch den Menschen und Großstadtkindern aus der dicht bebauten Umgebung einen Ort geben, um die Natur zu genießen und sich vom Alltag zu erholen. So stellt der Dünningsbruch für Tiere, Pflanzen und Menschen eine grüne Oase dar.“
500 Euro sind schon gesammelt worden
Rund 500 Euro seien schon zusammengekommen, berichtet Cassese, um das Gutachten in Auftrag geben zu können, würden knapp 2000 Euro benötigt. Die städtische Planung ist vage, sie existiert lediglich auf Seite 141 des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes 2035, vor einer eventuellen Errichtung von Wohnhäusern müsste nicht nur ein Bebauungsplan aufgestellt, sondern auch der Flächennutzungsplan geändert werden.
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Von entsprechenden Initiativen in Politik oder Verwaltung ist nichts bekannt, doch Cassese will der städtischen Fernplanung mit seinem Gegenmodell ein für alle Mal einen Riegel vorschieben: „Unser Ziel ist es, den Dünningsbruch durch verschiedene Maßnahmen ökologisch aufzuwerten und durch eine gezielte Wegeführung auch für den Menschen erlebbar zu machen.“