Hagen. Der Streit um die Roteiche am Hengsteysee in Hagen geht weiter. Sind 216.000 Euro zur Rettung eines Baumes gerechtfertigt?
„Die amerikanische Roteiche darf weder ein Hindernis für die Fördermittel zum Ruhrtalradweg sein, noch darf ihr Erhalt einen sechsstelligen Betrag kosten.“ Das macht Jörg Klepper, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion in Hagen, deutlich: „Wir haben eine klare Beschlusslage in der Fraktion: Fließen die Fördermittel auch, wenn wir an Baum und Weg nichts ändern, kann der Baum bleiben. Gefährdet das die Fördermittel, soll der Baum gefällt und ökologisch aufwertend ersetzt werden.“
Wie berichtet, könnte der Baum, der für den Ausbau des Ruhrtalradweges gefällt werden soll, mittels einer sogenannten Wurzelbrücke bewahrt werden. Allerdings würden sich die Mehrkosten für den Erhalt und die Umfahrung der Roteiche nach Darstellung der Stadtverwaltung Hagen auf 216.155,95 Euro belaufen. Durch Änderungen an der ursprünglichen Planung des Radweges könnte der Eigenanteil der Stadt zwar lediglich 63.252,31 Euro betragen, doch selbst das ist ein hübsches Sümmchen für den Erhalt eines Baumes, finden viele Lokalpolitiker.
Baum sei von Pilzen durchsetzt
Zudem ist die Roteiche gesundheitlich angeschlagen, enthält nach Darstellung der Stadtverwaltung einen hohen Anteil an Totholz und ist von Pilzen durchsetzt. Das haben Sonaruntersuchungen und weitere Prüfungen durch städtische Baumspezialisten ergeben. Die Existenz der Eiche könnte die Förderfähigkeit des Ruhrtalradweges gefährden und damit das gesamte Seeparkprojekt, das die Stadt Hagen im Zuge der Internationalen Gartenausstellung 2027 verwirklichen möchte.
Die Verwaltung sicherte im Haupt- und Finanzausschuss nach Vorlage eines Beschlussvorschlags zu, kurzfristig mit der Bezirksregierung Kontakt aufzunehmen, um eine belastbare Aussage dazu zu erhalten. Zuvor hatte die Bezirksvertretung Nord bereits einen entsprechenden Beschluss gefasst. Dennis Rehbein, CDU-Fraktionschef in der Bezirksvertretung und Kandidat für die nächste Wahl des Oberbürgermeisters, macht deutlich: „Wir unternehmen alles Vertretbare, um den Baum zu retten. Aber die Liebe zum einzelnen Baum muss da eine Grenze haben, wo wir ein Scheitern beim Ruhrtalradweg riskieren oder übermäßig Geld für einen kranken Baum ausgeben.“ Man könne mit weit weniger Geld einen ökologisch viel sinnvolleren Ausgleich schaffen: „Bei unserer Kassenlage ist das ein Gebot der Stunde.“
Skurriler Solitär am Seeufer
Mit Einverständnis des Fördergebers sollen Baum und Wege im unmittelbaren Umfeld der Roteiche also unverändert bleiben. Damit greift die Union einen Vorschlag, der in den Reihen der WP-Redaktion entstanden war. „Geht das nicht“, so Klepper „wird die CDU-Ratsfraktion in der kommenden Ratssitzung ihr Einverständnis zur Fällung des Baumes erklären und sich für den von der Verwaltung angebotenen ökologisch höherwertigen Ersatz im nahen Umfeld einsetzen.“
Natürlich verstehe er den emotionalen Wert des skurrilen Solitärs am Uferweg, so Klepper, aber: „Nüchtern betrachtet werden im Stadtwald ohne Proteste beinahe täglich gesunde, deutlich größere, ältere und heimische Bäume gefällt. Deshalb sollte am Ende auch hier die Vernunft siegen.“
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