Hagen. Emotionen pur: Die Roteiche am Hengsteysee ist halb Hagen ans Herz gewachsen. Doch die Rettung des Wahrzeichens würde viel Geld kosten.

Für die Rettung der Roteiche am Hengsteysee in Hagen deutet sich eine Lösung an: Der Baum, der für den Ausbau des Ruhrtalradweges gefällt werden sollte, könnte mittels einer sogenannten Wurzelbrücke bewahrt werden. Doch eine solche Aktion würde viel Geld verschlingen. Jetzt muss der Stadtrat entscheiden, wieviel ihm der Baum wert ist.

Die Existenz des Baumes ist eng mit dem Ausbau des Ruhrtalradweges und bürokratischen Vorgaben verknüpft. Denn die Eiche steht der geplanten Trasse buchstäblich im Weg. Das war ja auch einer der Gründe, warum die Stadtverwaltung den 110 Jahre alten Baum im Winter abholzen wollte.

Die Roteiche liegt auf dem Fuß- und Radweg zwischen Hengsteysee und Kanuclubgelände.
Die Roteiche liegt auf dem Fuß- und Radweg zwischen Hengsteysee und Kanuclubgelände. © Alex Talash | Alex Talash

Nach dem unerwartet heftigen Widerstand aus der Bürgerschaft nahm man im Rathaus Abschied von diesem Vorhaben. Stattdessen prüfte die Bauverwaltung, den Verlauf des Radweges um den Baum herum zu verlegen, doch müsste der Radweg dafür über das Grundstück des dort ansässigen Kanuclubs geführt werden. Gespräche mit dem Verein und auch mit der Bezirksregierung in Arnsberg haben jetzt zu dem Ergebnis geführt, dass der Kanuclub bereit ist, 16,5 Quadratmeter seines Grundstücks an die Stadt Hagen zu verkaufen.

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Die Zeit drängt

Doch den Verantwortlichen sitzt die Zeit im Nacken. Seit Januar liegt der Stadt Hagen die Zusage der Bezirksregierung vor, dass der Ausbau des Radweges auf dem 900 Meter langen Abschnitt zwischen Laufwasserkraftwerk und DLRG mit 1,5 Millionen Euro gefördert wird. Im Zuge dieser Maßnahme wird eine getrennte Wegeführung für Fußgänger und Radfahrer entstehen, ferner neue Rastplätze sowie ein weitestgehend neuer Bodenbelag. Allerdings muss dieses Vorhaben bis März 2026 umgesetzt werden, sonst verfallen die Fördermittel.

Eine weitere Engstelle auf dem Radweg entsteht durch den Strommasten, der sich unweit der Roteiche befindet.
Eine weitere Engstelle auf dem Radweg entsteht durch den Strommasten, der sich unweit der Roteiche befindet. © Alex Talash | Alex Talash

Deshalb drängt die Stadtverwaltung darauf, dass der Rat bereits in seiner nächsten Sitzung am 19. September über den Erhalt der Amerikanischen Roteiche entscheidet. Die Rettung könnte mit der erwähnten Wurzelbrücke gelingen, haben Baumexperten herausgefunden. Dabei handelt es sich um eine Stegkonstruktion aus Gittermodulen, die auf Schraubfundamenten aufliegen und so die Druckbelastung von den Wurzeln der Eiche Baumes abhalten. Die Konstruktion kann um den Baum herum gebaut werden.

Rettung wird so oder so teuer

Allerdings würden sich die Mehrkosten für den Erhalt und die Umfahrung der Roteiche nach Darstellung der Stadtverwaltung auf 216.155,95 Euro belaufen. So viel Geld in einen Baum zu investieren, auch wenn er den meisten Hagenern ans Herz gewachsen ist, dürfte denn doch so manchen Lokalpolitiker abschrecken. Aber: Durch Änderungen an der ursprünglichen Planung des Radweges haben sich Einsparungen ergeben. Die Bezirksregierung hat bereits zugestimmt, diese mit der Rettung des Baumes zu verrechnen, wodurch für den Erhalt der Eiche lediglich 99.066,20 Euro an der Stadt Hagen hängen bleiben. Durch eine weitere Planänderung könnte sich der Eigenanteil der Stadt sogar auf 63.252,31 Euro verringern, was allerdings noch nicht sicher ist.

Die Stadt Hagen möchte das Südufer des Hengsteysees für die Internationale Gartenausstellung 2027 umgestalten.
Die Stadt Hagen möchte das Südufer des Hengsteysees für die Internationale Gartenausstellung 2027 umgestalten. © Alex Talash | Alex Talash

Und selbst 63.000 Euro wären ja noch ein hübsches Sümmchen für einen Baum, von dem nicht einmal sicher ist, ob er die nächsten Jahre heil übersteht. Denn die Roteiche ist gesundheitlich angeschlagen, enthält nach Darstellung der Stadtverwaltung einen hohen Anteil an Totholz und ist von Pilzen durchsetzt. Das haben Sonaruntersuchungen und weitere Prüfungen durch städtische Baumspezialisten ergeben. Der allgemeine Zustand sei nicht unbedenklich, eine Verschlechterung des langfristigen Vitalitätszustandes könne nicht ausgeschlossen, ja durch die Rettungsmaßnahmen sogar beschleunigt werden.

Die Politiker des Stadtrates müssen in drei Wochen eine Entscheidung fällen, damit weitergebaut werden kann. Sonst ist die Förderfähigkeit des Ruhrtalradweges gefährdet und damit das gesamte Seeparkprojekt, das die Stadt Hagen im Zuge der Internationalen Gartenausstellung 2027 verwirklichen möchte.