Hagen-Wehringhausen. Durch eine Sperrung für Autos soll Hagens einzige Fahrradstraße attraktiver werden. Aber die Umsetzung lässt auf sich warten.

Zumindest auf dem Papier und beim Blick auf die üppige Beschilderung genießt die Augustastraße in Wehringhausen seit einem knappen Jahr den exquisiten Status, Hagens erste und bislang auch einzige Fahrradstraße zu sein. Dieser Abschnitt bildet eine wichtige Ost-West-Verbindungsachse, um den Zweiradverkehr von der Wehringhauser Straße sowie der Bahnhofshinterfahrung fernzuhalten. Zumindest in der Theorie hat hier außer Anliegern der motorisierte Verkehr nichts mehr zu suchen. Doch sicherer ist es dort in der Realität deshalb noch lange nicht.

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Auf der Augustastraße, Hagens erster Fahrradstraße, sind neben Fahrrädern und E-Scootern lediglich noch Anlieger willkommen. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Im Gegenteil: Weil sämtliche Rechts-vor-links-Regelungen aufgehoben wurden, wird nicht nur deutlich schneller, sondern auch zahlreicher gefahren, weil der Schleichweg quasi an Attraktivität gewonnen hat. Um für Abhilfe zu sorgen, blockierte die Stadtverwaltung deshalb im Rahmen eines Verkehrstests an der Einmündung Bachstraße für vier Wochen die Durchfahrt für Pkw, Lkw und Motorräder, sodass die Verkehrszahlen sich schlagartig zugunsten des Radverkehrs verbesserten. Ein erfolgreicher Versuch, der in Abstimmung mit der Politik zur Dauerlösung wird. Aber wann? Bis heute, also während der fahrradfreundlichen Jahreszeit, tut sich nichts – nicht einmal in Form einer provisorischen Umsetzung in Form eines unverrückbaren Wassertanks.

„An der Umsetzung der Sperre wird gearbeitet, allerdings verzögert sich aus Personalgründen die Umsetzung und ein genauer Zeitplan kann noch nicht aufgezeigt werden.“

Michael Kaub
Sprecher der Stadt Hagen

„An der Umsetzung der Sperre wird gearbeitet, allerdings verzögert sich aus Personalgründen die Umsetzung und ein genauer Zeitplan kann noch nicht aufgezeigt werden“, lässt Michael Kaub, Sprecher der Stadt Hagen, eine konkrete Perspektive völlig offen. Dabei wäre zumindest eine Interimslösung – sie wurde ja bereits im Mai im Handstreich umgesetzt – so simpel. Denn auch die Interessensverbände von ADFC, Verkehrswende Hagen und VCD hatten im Austausch mit dem Rathaus immer wieder gefährliche Situationen diskutiert, die auf den ungezügelten Auto-Durchgangsverkehr in der Fahrradstraße zurückzuführen seien.

Autos bleiben die Ausnahme

Rein formal gilt: Pkw haben in der Augustastraße lediglich in Ausnahmefällen überhaupt noch was zu suchen, denn eine Fahrradstraße ist grundsätzlich ausschließlich für den Rad- und E-Scooter-Verkehr nutzbar. Der Anliegerverkehr wird hier lediglich aufgrund des montierten Zusatzschildes noch toleriert. Außer Zweiradfahrern werden hier maximal noch Anwohner, dort Beschäftigte oder Lieferanten geduldet. Alle anderen, die beispielsweise die Einzelhändler entlang der Lange Straße und am Wilhelmsplatz ansteuern oder die Augustastraße gerne als Schleichweg nutzen, sind dort illegal unterwegs.

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Doch die Realität sieht komplett anders aus: Seit der vierwöchige Sperr-Versuch auf der Augustastraße Ende Mai wieder beendet wurde, werden Radler wieder reichlich überholt, obwohl an den meisten Stellen der gebotene Mindestabstand von 1,50 Metern (zwischen Lenkerende und Außenspiegel) ohnehin kaum einzuhalten ist. Ganz anders die Lage während der vierwöchigen Testphase, die von Verkehrszählungen begleitet wurde: Während der Anteil der Fußgänger und Radfahrer sich an den Messpunkten deutlich erhöhte, ging die Zahl der Autos, Lieferfahrzeuge und motorisierten Zweiräder deutlich zurück.

Die Aufweitung des Gleistunnels sowie der Treppenanlage zwischen Bodelschwinghplatz und Augustastraße ist Teil des Projektes „Soziale Stadt Wehringhausen“. Doch die Umsetzung lässt weiter auf sich warten.
Die Aufweitung des Gleistunnels sowie der Treppenanlage zwischen Bodelschwinghplatz und Augustastraße ist Teil des Projektes „Soziale Stadt Wehringhausen“. Doch die Umsetzung lässt weiter auf sich warten. © WP | Michael Kleinrensing

Dabei, so berichten nicht bloß Anwohner, habe es sogar Pkw-Fahrer gegeben, die weiterhin über Bürgersteige und Grüninseln gerumpelt seien, um die provisorische Absperrung zu umfahren. Entsprechend soll die dauerhafte Durchfahrtsperre so dimensioniert werden, dass Liege- und Lastenräder passieren können, aber tollkühne Rangiermanöver durch die Rabatten ausgeschlossen bleiben.

Gleistunnel wird aufgeweitet

Diese Sperrung greift der ohnehin angedachten Aufweitung des Gleistunnels von der Augustastraße zum Bodelschwinghplatz vor, die mittelfristig umgesetzt werden soll. „Hier ist die Stadtverwaltung mit dem beauftragten Ingenieurbüro ,nts‘ aus Münster, dem WBH sowie der DB InfraGO AG im engen Austausch“, verweist Kaub darauf, dass zurzeit letzte Fragen hinsichtlich der Gestaltung mit den Beteiligten besprochen sowie noch benötigte Gutachten eingeholt würden. Es gebe sogar schon erste Gestaltungsentwürfe, die jedoch noch nicht die Reife hätten, um sie den Bürgern zu präsentieren.

„Mit einer Umsetzung der Maßnahme ist frühestens im kommenden Jahr zu rechnen.“

Michael Kaub
Sprecher der Stadt Hagen

„Mit einer Umsetzung der Maßnahme ist frühestens im kommenden Jahr zu rechnen“, rechnet Kaub hier mit keiner schnellen Entwicklung. Die Finanzierung der Umgestaltung fuße auf Städtebauförderungsmitteln aus dem Programm „Soziale Stadt Wehringhausen“, was Hagen immerhin eine Förderquote von 80 Prozent beschert. Der städtische Eigenanteil für das Millionen-Projekt soll während der Umsetzung dann tatsächlich im städtischen Haushalt zur Verfügung stehen.