Hagen. Rein sportlich hat es diesmal kein Hagener als Athlet zu Olympia geschafft - bis auf Basketballer Coach Gordon Herbert.

Wenn heute das größte Sportereignis der Welt in der französischen Hauptstadt mit dem ersten offiziellen Wettkampftag seine volle Strahlkraft entfaltet, wird Hagen dort über eine Zuschauerrolle kaum hinauskommen. Denn rein sportlich hat es niemand aus der Stadt auf diese einmalige Athletenbühne in Paris geschafft.

Zwar versucht die Hagener Fernuniversität, sich ein Scheibchen vom großen Glanz abzuschneiden und zugleich ein wenig Lokalkolorit zu inszenieren, indem sie pünktlich zum Fest der Ringe daran erinnert, dass irgendwo in ihren Karteien deutsche Sporthelden wie Weitspringerin Malaika Mihambo, Fußballerin Kathrin Hendrich oder auch Triathlet Lasse Lührs schlummern. Doch so wirklichen Hagener Stallgeruch werden diese Könner ihres Fachs an der Seine wohl kaum entwickeln.

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Damit lastet die Verantwortung, zumindest einen Hauch von Hagen auf dem Olympia-Parkett zu verbreiten, auf den Schultern von Gordon Herbert. Der Bundestrainer der deutschen Basketballer, der mit seinem Team allerdings in Lille antritt, lebt unter einem Dach mit Phoenix-Coach Chris Harris in der Hagener Innenstadt – wenn er denn nicht gerade in Sachen Korbball rund um den Erdball jettet.

Basketball: Steinmeier zeichnet deutsche Nationalspieler aus
Ein großer Moment: Aus den Händen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gab es in Berlin vor wenigen Wochen erst den Bundesverdienstorden für Gordon Herbert. © DPA Images | Hannes P Albert

Exakt 322 Tage ist es inzwischen her, dass der fast zwei Meter große Kanadier mit seinem Team durch einen 83:77-Sieg gegen Serbien in Manila zum absoluten Erstaunen der Basketball-Welt sich den Weltmeister-Titel sicherte. Ein Sensationserfolg, der nicht bloß die Handschrift des 65-Jährigen trägt, sondern auch erheblichen Glanz über Hagen als Sitz des Deutschen Basketballbundes gebracht hat.

Während Gordon Herbert als immer mal wiederkehrender Gast der Phoenix-Spiele in der Ischelandhalle dort bereits ordentlich vom Publikum abgefeiert wurde, hat das offizielle Hagen auch 46 Wochen nach dem Titelgewinn es nicht hinbekommen, diesen im wahrsten Wortsinne ehrenwerten Bürger der Stadt adäquat zu würdigen. Während eher zufällig auftauchende Schauspielsternchen anlässlich des alljährlichen Kurzfilm-Festivals es ruckzuck ins Goldene Buch der Stadt schaffen, ist es bei dem Interims-Hagener angeblich bis heute nicht gelungen, einen Termin zu finden. Dabei wohnt er lediglich fünf Gehminuten vom Rathaus entfernt.

Dennis Schröder und Gordon Herbert
Zusammen mit MVP Dennis Schröder und dem Team der Basketballer feierte Gordon Herbert im September vergangenen Jahres den Weltmeister-Titel. © DPA Images | Boris Roessler

Nun kommt auch noch die Nachricht rein, dass der geerdete, sympathische und stets nahbare Kanadier direkt nach Olympia aus Hagen-City nach München entschwindet, um dort das Team der Bayern-Basketballer zum nächsten Meistertitel zu coachen. Angesichts der Verpflichtungen, die dieser Job mit sich bringt, dürfte der ehrenvolle Eintrag auf städtischem Büttenpapier somit vermutlich erst dann gelingen, wenn der Bundesligatrainer Herbert mit seinem Team irgendwann einmal in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft am Ischeland gegen Phoenix um Erstliga-Punkte ringt.

Vielleicht kann ja dann – ganz unbürokratisch – mal ein Vertreter der Stadt das Goldene Buch einfach mitbringen. Es wäre zumindest ein würdiger Rahmen, um eine arg peinliche Posse doch noch zu einem respektablen Ende zu bringen.