Hagen-Haspe. Das Hasper Familien-Unternehmen investiert in die Zukunft. Breites Produktsortiment sorgt für Krisenfestigkeit und Flexibilität
Abgesänge zur Zukunft der Druck-Branche gibt es reichlich. Wirtschaftsauguren prophezeien immer wieder, dass im Zeitalter der Digitalisierung und der elektronischen Medien das geschriebene Wort kaum eine Zukunft habe. Eine steile These, der Hendrik Sebastian Basse selbst vor dem Hintergrund der aktuellen Polykrisen durchaus selbstbewusst widerspricht: „Ich glaube dauerhaft an Print“, lässt der Geschäftsführende Gesellschafter der Hagener Firma Basse Druck mit gesunder Gelassenheit keinerlei Spielräume für Zweifel.
„Ich glaube dauerhaft an Print. Unsere Konzepte und Ziele müssen enkelfest sein.“
Im Gegenteil: Mit Millionen-Investitionen hat er das Familienunternehmen, das sich in seiner 122-jährigen Geschichte in Haspe entlang der Leim- und Berliner Straße auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern stetig weiterentwickelt, expandiert und gehäutet hat, für das Druck-Terrain zukunftsfit gemacht: „Unsere Konzepte und Ziele müssen enkelfest sein“, lautet sein Credo als Vertreter der vierten Familiengeneration. „Ein solches Unternehmen dirigiert man nicht auf Sicht bis zur nächsten Hauptversammlung, sondern es wird mit Blick auf Generationen geführt“, setzt Basse unter anderem darauf, die Erlöse im Unternehmen zu belassen.
Mehr als bedrucktes Papier
Die Lage des Gedruckten und die Relevanz der Printmedien im digitalen Zeitalter beschäftigt ihn dabei durchaus. Wobei Basse (54), tief verwurzelt in christlichen Überzeugungen, die über Jahrzehnte die Philosophie des Betriebes geprägt haben, seine inzwischen hoch technisierte und stark automatisierte Zunft nicht bloß als Branche, sondern tiefergehend als Ausdruck von Kultur betrachtet. Denn bedrucktes Papier ist für ihn einerseits Medium, um Informationen festzuhalten und zu verbreiten, aber darüber hinaus eben auch das prägende, globale Vernetzungsmedium, auf dem unsere moderne Zivilisation fußt. Auf diesem Werkstoff wurden – neben der Bibel – über Generationen Tagebucheinträge festgehalten, emotionsgeladene Briefe formuliert, politische Depeschen von weltgeschichtlicher Bedeutung verbreitet oder schlichtweg die Tagesnachrichten morgens in die Briefkästen der Zeitungsabonnenten verteilt.
„Wenn ich was wissen will, schaue ich ins Netz. Wenn ich was verstehen will, nehme ich mir ein Buch.“
So gesehen geht es Basse um das stets aktuelle Versprechen eines alten, traditionsreichen Produktes. Er betrachtet Print als ein Medium, das man nicht zwingend mehr braucht, das man jedoch haben möchte: „Wenn ich was wissen will, schaue ich ins Netz. Wenn ich was verstehen will, nehme ich mir ein Buch.“ Klingt ein wenig nach dem Paradoxon der Luxuskonsumgüter-Industrie: Sie produziert und verkauft Produkte, die kein Mensch zum Leben braucht, die aber viele Menschen auf der ganzen Welt unbedingt haben, besitzen und konsumieren möchten. Eine ähnliche Wertigkeit schreibt der Hagener Unternehmer dem Print-Geschäft zu, das zunehmend die Funktion des Besonderen im eher flüchtigen und oft auch trivialen Reigen des Digitalen einnimmt.
Impulse aus junger Belegschaft
„Genauso ist es in der Industrie: Gute Unternehmen mit guten Produkten, die zudem erklärungsbedürftig sind, brauchen einen Katalog“, kann Basse sich zurzeit nicht vorstellen, dass beispielsweise der Volmarsteiner Sicherheitsspezialist Abus, seit der ersten Stunde und somit seit 100 Jahren Kunde der Hasper Druckerei, bei Messeauftritten auf Präsentables auf Papier verzichtet. Eine Einschätzung, die keineswegs bloß auf dem Bauchgefühl des 54-Jährigen fußt. Vielmehr setzt er parallel auf den Input, den ihm viele junge Leute aus der 50-köpfigen Belegschaft als Esprit-Geber bei hausinternen Zukunftsforen immer wieder vermitteln: „Natürlich ist das Handy dort normal. Aber Außergewöhnliches bedeutet für die Generation Z (Anm. d. Red.: zwischen den Jahren 1995 und 2010 geboren) eben auch Print, beispielsweise in Form eines coolen Magazins.“
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„Außergewöhnliches bedeutet für die Generation Z eben auch Print, beispielsweise in Form eines coolen Magazins.“
Und genau diese Wertigkeit möchte Basse, der zu seinem Produktsortiment vor allem Kataloge, Magazine, Prospekte, Kalender, Bibeln und Spezialprodukte zählt, schon bei der Herstellung seinen Kunden vermitteln. Durch diese breite Vielfalt kann das Hasper Unternehmen den Schwankungen des Marktes immer wieder trotzen: „Hätten wir nur Industriekunden, wären meine Sorgenfalten tiefer. Aber bei uns kommt noch der Verlagsbereich hinzu“, blickt er vorzugsweise auf das breite Bibel-Sortiment, das für Kunden rund um den Erdball in Haspe produziert wird. „Auf der Welt gibt es 6000 Sprachen, doch die Bibel wurde erst in 2500 Sprachen übersetzt – da steckt also noch viel Potenzial drin“, präsentiert er das jüngste Produkt aus dem Basse-Sortiment: eine Bibel in Malagasy (franz.: Malgache), der Amtssprache in Madagaskar. „Sie wurde in extra großer Schrift gedruckt, weil es im sechstärmsten Land der Welt fast keine Brillen gibt.“
Service aus einer Hand
Doch die Firma Basse Druck, die sich vor allem durch ein starkes Vertriebsteam die Türen zu den Nischen des Marktes offen hält, spannt den Bogen ihres Wirkens längst weiter: „Wir könnten kaum überleben, wenn wir bloß Farbe auf Papier bringen würden“, weiß der Geschäftsführer, dass man sich als Anbieter in einem Hochlohnland vorzugsweise durch verlässlichen Service und Qualität behaupten muss. Entsprechend bietet Basse das gesamte Spektrum von der Konzeption über Grafik bis hin zum Warehousing (Einlagerung und kundenspezifische Versendung von Print-Produkten) an. Eine zusätzliche Lagerhalle an der Leimstraße in der einstigen Kessler-Kfz-Werkstatt bietet hier den erforderlichen Logistik-Spielraum.
Begleitet werden diese komplexen Abläufe seit zwei Jahren durch ein ERP-System (Enterprise Resource Planning), das über sämtliche Prozesse hinweg die Transparenz sowie die Effizienz bei Basse erhöht. „Das ist ein extrem mühsamer Prozess, der zahlreicher Schulungen bedarf, sich aber auf lange Sicht auszahlt“, soll die Umstellung bis zum 2025 abgeschlossen sein. Basse ist davon überzeugt, dass es neben der Flexibilität vor allem die Organisation und Optimierung der Abläufe ist, die die Stärke des Unternehmens im Miteinander mit den Kunden sichert und zugleich die Laufzeiten der Druckmaschinen in dem Drei-Schicht-Betrieb hochhält.
Treue Mitarbeiterschaft
Dazu passt auch die jüngste Investition in eine neue CTP-Anlage (computer-to-plate) aus dem Hause des Herstellers Heidelberger Druckmaschinen. Wie von Geisterhand produziert dieses technische Präzisionswunderwerk in einem extra gekühlten, staubfreien und vor allem menschenleeren Raum aktuell benötigte Druckplatten in einem gerade erst fertiggestellten Neubau. Dennoch betrachtet Basse seine Mitarbeiterschaft als das wichtigste Kapital des 1902 von Paul Basse sen. gegründeten Familienbetriebes: „Wir haben kaum Fachkräftemangel. Solide Urlaubsgeldzahlungen, Jahresleistungen und überdurchschnittliche Urlaubstageregelungen bremsen durchaus die Fluktuation“, prägt an dieser Stelle ebenfalls die christliche Botschaft die Strategie bei Basse Druck mit – ganz unabhängig von den Unkenrufen irgendwelcher Branchen-Gurus, die Print längst die Zukunftsfähigkeit absprechen.