Hohenlimburg. Endlich kommt man auch einfacher zur Schwarzen Hand. Wie das geht und was es kostet, erklärt Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg.
Neuerdings ist es stockdunkel im Bergfried von Schloss Hohenlimburg. Pechschwarz wurden die Wände gestrichen und nur ein Licht leuchtet auf den wichtigsten Punkt in der Mitte des Gemäuers: die „schwarze Hand.“ Das berühmte Ausstellungsstück liegt auf rotem Stoff in einer ebenfalls neuen Vitrine. Durch das Sicherheitsglas schaut sich Rainer Scholz die mumifizierte Hand an. Er führt seit Jahren als Nachtwächter abends durch die Höhenburg, zeigt Besuchern unter anderem den Kerker, den roten Salon und den Fürstensaal. Doch die „Schwarze Hand“ ist jedes Mal aufs Neue ein Höhepunkt.
Kein Wunder, denn die Legende um die mumifizierte Hand lässt sich gut erzählen und sorgt seit Generationen für Gänsehaut: Der Überlieferung nach handelt es sich bei der „Schwarzen Hand“ nämlich um die Hand eines Edelknaben, der einst seine Mutter schlug. Als Strafe wurde dem Jungen die Hand abgeschlagen und als Warnung für die Nachwelt einbalsamiert und konserviert. So oder so ähnlich wurde es vielen Kindern erzählt, die die „Schwarze Hand“ auf Schloss Hohenlimburg besichtigt haben.
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„Früher waren die Wände im Bergfried heller, das hatte nicht so einen Effekt. Ich finde es schön, wie die ‚Schwarze Hand‘ jetzt ausgestellt ist.“
Wände schwarz gestrichen
Mit einer neuen Dauerausstellung wird das schaurige Relikt nun in Szene gesetzt. Neuerdings kann die „Schwarze Hand“ im Bergfried zu den Öffnungszeiten des Schlosses jederzeit besichtigt werden, unabhängig von offiziellen Schlossführungen. Die pechschwarz gestrichenen Wände rundherum sorgen für den passenden Grusel-Faktor. „Früher waren die Wände im Bergfried heller, das hatte nicht so einen Effekt“, berichtet Schlossführer Rainer Scholz. Umhüllt von Dunkelheit, kann er die schaurigen Mythen und Legenden rund um die Schwarze Hand besser vermitteln. „Ich finde es schön, wie die Hand jetzt ausgestellt ist.“
„Schwarze Hand“ war Leibzeichen
Von diesen Mythen und Legenden erzählen auch neue Info-Tafeln im Vorraum des Bergfrieds. Dabei bleibt die neue Dauerausstellung aber nicht bei den Schauergeschichten stehen. So zeigt eine Tafel auch ein Bild der „Schwarzen Hand“ aus dem Computertomografen, das vor 14 Jahren im Elseyer Krankenhaus entstand. Der Paläontologe Dr. Wilfried Rosendahl und sein Team ließen es damals anfertigen, um der wahren Geschichte der „Schwarzen Hand“ auf die Spur zu kommen. Sie entnahmen auch winzige Gewebepartikel, um der Hand mit modernen Geräten und Verfahren wie CT-Scan und Radiokarbondatierung ihre Herkunft zu entlocken.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass es sich um eine gut 500 Jahre alte rechte Hand handelt, wohl die eines erwachsenen Mannes. Alle Fingerendglieder fehlen sowie ein Teil der Handwurzelknochen. Ein Rest Kordel am Daumen deutet nach Auffassung des Forschers auf eine ältere Etikettierung hin. Nicht gefunden haben die Wissenschaftler Hackhiebe, Schnitte, Krankheiten oder Geschwüre. Die Ergebnisse wischten auch die schaurige Legende um eine abgeschlagene Knaben-Hand beiseite.
„Vertretung“ des Ermordeten
Vielmehr gehen die Forscher davon aus, dass es sich bei der schwarzen Hand um ein „Leibzeichen“ handelt, also dem abgetrennten Körperteil eines Ermordeten. Solche Leibzeichen waren im Mittelalter bei Mordprozessen üblich, weil Täter und Opfer zur damaligen Zeit vor Gericht anwesend sein mussten. Die Hand war sozusagen die Vertretung der würdig bestatteten Leiche vor Gericht.
Trotz nüchterner Forschung: Ganz ohne Schauergeschichten geht es bei der „Schwarze Hand“ nicht. Denn erst ein Unwetter brachte das Relikt einst zutage. Vor gut zweihundert Jahren schlug der Blitz im Bergfried von Schloss Hohenlimburg ein und in den Trümmern des Turmes fand man später jene Hand, von Kalkmörtel konserviert. Dass sie an selber Stelle nun mit einer neuen Dauerausstellung bedacht wird, hat Schlossherr Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg bewusst veranlasst. Denn damit soll der Besucherrundgang im Schloss Hohenlimburg aufgewertet werden, der dank Drehkreuz am Schlosseingang täglich kostenpflichtig möglich ist.
Neue Dauerausstellung
So können Besucher ab sofort nicht nur das Außengelände des Schlosses, den Innenhof und den Wehrgang mit Panoramasicht erkunden, sondern erstmals auch über den Kräutergarten in den Bergfried und das Schloss. Zwölf QR-Codes sind an markanten Stationen in der Schlossanlage verteilt und können per Smartphone gescannt werden, um kurze Info-Videos mit Nachtwächter Rainer Scholz aufzurufen. „Zu der neuen Ausstellung der Schwarzen Hand gehören auch neue QR-Codes“, berichtet Schlossherr Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg. Man habe einen unteren fünfstelligen Bereich in die neue Dauerausstellung investiert.
Eintritt wird erhöht
Aktuell zahlen Besucher am Schlosseingang 4 Euro pro Person, um die Anlage betreten zu können. Wegen der neuen Dauerausstellung um die Schwarze Hand werde der Preis in den kommenden Monaten auf 6 Euro angehoben, so das Fürstenhaus.
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