Hagen-Emst. Eine Ewigkeit war die Praxis von „Doktor Herbert“ Anlaufstelle für Bürger in Hagen-Emst. Nun wird sie übergeben. Alles zum (teils) neuen Team:
Neues aus Emst: „An meinem ersten Arbeitstag bei Dr. Schnabel war ich morgens um 10 Uhr schon wieder zu Hause, und meine Frau stutzte nicht schlecht. Die Patienten haben gesagt ,Zu dem jungen Mann gehen wir nicht‘“, blickt Dr. med. Hans-Richard (Hansi) Herbert zurück. In den 1980er Jahren fing der junge Allgemeinmediziner in der Praxis von Dr. Ernst-August Schnabel Auf der Kugel in Hagen-Emst an, 1987 übernahm er die Praxis von Schnabel. „Wir haben uns damals zusammengerauft und später sogar angefreundet“, erinnert sich Herbert.
Neubau an der Emster Straße 91
Gemeinsam mit seiner Frau Dr. med. Annette Herbert wurde die Praxis zum „Medizinischen Zentrum Emst“ (MZE) ausgebaut. Der Umzug in den Neubau an der Emster Straße 91 bescherte dem Ärzte-Ehepaar mit 170 Quadratmetern wesentlich größere Räume. Vor 20 Jahren verwandelte sich durch den Eintritt von Igor Kramer, Facharzt für Allgemeinmedizin, die Praxis in eine Gemeinschaftspraxis, vor drei Jahren stieß außerdem Dr. med. Jonas Paunov, ebenfalls Facharzt für Allgemeinmedizin, hinzu.
„Und jetzt ist es an der Zeit, einen Cut zu machen. Meine Frau und ich hören auf - ohne Wenn und Aber. Die Praxis führen ab jetzt die Kollegen Kramer und Paunov weiter, ein gutes Duo“, sagt „Hansi“ Herbert (69) ohne Wehmut in der Stimme.
„Und jetzt ist es an der Zeit, einen Cut zu machen. Meine Frau und ich hören auf - ohne Wenn und Aber. Die Praxis führen ab jetzt die Kollegen Kramer und Paunov weiter, ein gutes Duo.“
Annette Herbert (67), bis dato Vertretungsärztin, nickt und erinnert sich ebenfalls mit einem Schmunzeln an früher: „In den 80ern hatte man es als Frau in unserem Job nicht leicht. Ich hab‘ damals viele Notdienste übernommen und war dann meist mit einem Fahrer unterwegs. Wie viele Patienten, die wir aufgesucht haben, zum Fahrer ,Hallo Herr Doktor, kommen Sie rein. Ach schön, eine Helferin haben Sie ja auch mitgebracht‘ gesagt haben, kann ich gar nicht mehr zählen. Egal, zum Glück haben sich die Zeiten geändert.“
Ihr Mann schiebt seine Brille auf der Nase hoch: „Oh ja - damals. Wie oft ich in den Anfangsjahren frühmorgens in der Praxis gestartet bin und abends erst um halb zehn nach Hause kam. Mit Work-Life-Balance hatte das nichts zu tun.“
Dr. med. Hans-Richard Herbert wirbelt im hinteren Behandlungsraum herum, seine Frau, die seit zwei Jahren schon kürzertritt, ein Zimmer weiter. „Bei der Arbeit sehen wir uns kaum. Wir haben uns tatsächlich abends noch viel zu erzählen“, lächelt der Hausarzt.
Die neuen Volkskrankheiten
Ja, zu erzählen, das hat er viel, der Mann, der über 40 Jahre auf Emst für viele Patienten mehr als ein Arzt war (Herbert: „Im Laufe der Jahre baut man zu den meisten Patienten ein Vertrauensverhältnis auf“), der weiß, dass in den vergangenen Jahren der Anteil an psychosomatischen Fällen enorm gestiegen ist und dass die neuen Volkskrankheiten sitzen und falsche Ernährung heißen. Die Devise von seiner Frau und ihm? „Das Leben genießen, aber alles in Maßen.“
Über die größtenteils neue Truppe, die ab Montag, 1. Juli, in der Emster Straße 91 Regie führt, ist das Ehepaar Herbert glücklich: Igor Kramer, (59) Experte in u.a. den Bereichen Gefäßchirurgie, Allgemein- und Viseceralchirurgie (Baucherkrankungen) sowie Unfallchirurgie, ist seit etlichen Jahren mehr als ein vertrauter Kollege. Auch seit drei Jahren im Team gut integriert ist Dr. Jonas Paunov (35), der sich u.a. mit Innerer Medizin/Gastroenterologie, medizinischer Psychologie, Immunbiologie und Kolo-Proktologie (Darmerkrankungen) auskennt.
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Angestellte Ärztin ergänzt das Team
Erst vor vier Wochen hinzugekommen ist der 32-jährige Weiterbildungsassistent Dr. Lucas Schaaf (Herbert: „Er ist ein Generalist und hat Krankenhauserfahrung“), und ab 1. Juli wird als angestellte Ärztin Stefanie Machelett-Emden (37), Fachärztin für Neurologie und Allgemeinmedizin, das Praxisteam unterstützen.
„Der Schwerpunkt der Praxis wird auch künftig in der hausärztlichen Versorgung, der Behandlung innerer Erkrankungen und den Erkrankungen des Darms liegen“, zählt der bekannte Emster Mediziner, der mit seiner Frau vier erwachsene Kinder und vier Enkel hat, auf.
Was sich hingegen ändern wird? Der Zusatz „Praxis Dres.“ (Dres. ist die Kurzform von Doctores) fällt weg. „Hansi“ Herbert lächelt, „ich weiß gar nicht, wie viele Leute uns in den letzten Jahrzehnten gefragt haben, ,Dres? Was ist das denn für ein Arzt‘?“