Hagen. Erkennen Sie ihn? Die Älteren unter unseren Lesern sind mit diesem Bus vielleicht vor 30 Jahren durch Hagen gefahren. Jetzt ist er wieder da.
Inmitten der Busflotte auf dem Betriebshof der Hagener Straßenbahn AG steht ein Veteran. 32 Jahre hat er auf dem Buckel, durch die blaue Lackierung unterscheidet er sich auf den ersten Blick von all seinen hochmodernen, schlanken und viel jüngeren Geschwistern. Der Lenker ist groß wie ein Wagenrad, das Kennzeichen (HA-V 454) so alt wie der Bus selbst, die Wagennummer (877) dieselbe wie 1992. „Aber im Linienverkehr darf er trotzdem nicht mehr eingesetzt werden“, sagt Fabian Radtke.
Radtke ist nur ein Jahr älter als der Bus, sie gehören sozusagen der gleichen Generation an. Das mag ein Grund sein, warum er sich in das Fahrzeug verliebt und es vor der Schrottpresse gerettet hat. Denn Radtke, Maschinenbau-Ingenieur und Werkstattleiter der Straßenbahn AG, hat den Bus gekauft: „Mit einem Bus dieser Generation bin ich in Castrop-Rauxel jahrelang zur Schule gefahren.“
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Leidenschaft für alte Busse
Seit fünf Jahren wohnt und arbeitet Radtke („Ich habe Diesel im Blut“) in Hagen. Er war schon länger auf der Suche nach einem eigenen Bus. Als Mitglied des Vereins AG Nahverkehr Dortmund, in dem er sich mit gleichgesinnten Busliebhabern versammelt hat, hat er sich der Aufgabe verschrieben, ausgediente Busse wieder betriebsfähig zu machen.
Als sich vor einiger Zeit die Gelegenheit ergab, das alte Fahrzeug von einem privaten Transportunternehmer zu erwerben, der eine ebensolche Leidenschaft für alte Busse hegt wie er selbst, griff er zu: „Ich musste dem Mann versprechen, den Bus weder zu verschrotten noch auszuschlachten.“
Pils-Werbung sieht so aus wie 1992
Stattdessen investierte Fabian Radtke neben dem Kaufpreis von 500 Euro in seiner Freizeit etliche Arbeitsstunden, um das alte Schlachtross, das geschätzt weit über eine Million Kilometer zurückgelegt hatte, wieder fahrtüchtig zu machen. Das gestaltete sich aufwendiger als gedacht, das Fahrzeug hatte einen Motorschaden, die von Rost zerfressene Unterkonstruktion musste an vielen Stellen geschweißt werden.
Um die alte Werbung der Hasper Andreas-Brauerei, die 1994 ihren Betrieb einstellte (auch wenn es das gleichnamige Pils noch bis 2016 gab), wieder auf dem Bus anbringen zu dürfen, bedurfte es der Genehmigung der Radeberger-Gruppe.
Die dazugehörigen Pilstulpen besorgte sich Radtke im Kreise älterer Kollegen, das am geringsten von Spülmaschinen verschossene Exemplar übergab er einer Produktfotografin, ehe es von einer Werbefirma in das Komplettdesign eingefügt wurde. „Nun sieht die Werbung auf dem Bus genau so aus wie 1992“, sieht sich Radtke nach einem Vergleich mit alten Fotos bestätigt.
Für den Liniendienst nicht mehr geeignet
Wie gesagt, im regulären Liniendienst kann der alte, wieder aufgepäppelte Bus nicht mehr eingesetzt werden, handelt es sich doch um ein Hochbodenfahrzeug, in das Rollstuhlfahrern der Einstieg verwehrt blieb. Immerhin gab es schon eine Stellfläche für Mütter mit Kinderwagen. Und schon damals verhinderten eine Lichtschranke sowie Trittkontakte unter einer Gummimatte, dass sich die hintere Tür schloss, wenn ein Fahrgast eingeklemmt zu werden drohte.
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Über die AG Nahverkehr Dortmund besteht zukünftig die Möglichkeit, den Omnibus für private Veranstaltungen anzumieten, schließlich soll das Fahrzeug durchaus für die breite Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Vorerst steht er meist im Betriebshof der Hagener Straßenbahn AG, wo das Unternehmen Radtke einen überdachten Stellplatz vermietet hat, damit der Bus nicht bald wieder zu rosten beginnt. Von seinem Büro aus hat er es nicht weit bis zu seinem Gefährt, wie sich überhaupt für Fabian Radtke mit seinem Arbeitsplatz und dem eigenen Bus ein persönlicher Traum mit dem anderen vereinigt hat.