Hagen. Vorentscheidung in der Frage, ob die Friedhöfe Berchum, Holthausen und Garenfeld wegfallen. Die Politik hat Emotionen unterschätzt
Eine Schließung der Friedhöfe Garenfeld, Holthausen und Berchum ist vorerst vom Tisch. Genauso wie ein weiterer Ruheforst, den sich Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg in den Wäldern rund um sein Schloss Hohenlimburg wünscht. Die lokale Politik gestand am Dienstagnachmittag (30. April) im Turm der Zentrale des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH) ein, dass sie die Emotionalität rund um die Friedhofsdebatte völlig unterschätzt hat.
Seit das viele Seiten lange Gutachten zur Friedhofsbedarfsplanung in Hagen öffentlich ist, ist richtig Dampf auf dem Friedhofs-Kessel in Hagen. 60 Hektar städtische Friedhofsfläche gibt es (zehn Anlagen), und eigentlich werden nur noch zehn Hektar benötigt. Das Defizit, das entsteht, weil ungenutzte Flächen durch den Wandel in der Bestattungskultur bewirtschaftet werden müssen, ist zwei Millionen Euro groß. In einer Stadt, die am Rande der Überschuldung steht, eine geradezu horrende Summe.
Laut dem Gutachten des Unternehmens Eterna wären Holthausen, Berchum und Garenfeld mal der Anfang einer größeren gesamtstädtischen Rasur. Aber das schnöde Papier hat die Rechnung ohne jene Bürger gemacht, die mit dem Herzen an den Anlagen hängen. „Das haben wir unterschätzt“, sagt am Dienstagnachmittag in der Sitzung des WBH-Verwaltungsrats CDU-Mann Jörg Klepper. Und auch Claus Rudel (SPD) sagt: „Wenn die Bürger sich so melden, müssen wir die Ohren spitzen. Wenn wir Zeit für abgewogenere Entscheidungen brauchen, nehmen wir uns die.“
Die Meinung der Bürger
Rolf Römer von der AfD sieht sich außer Stande, einer Schließung der Friedhöfe zuzustimmen: „Die Meinung der Bürger kann man ja gar nicht überhören.“ Da stand Christian Schulz (FDP) recht allein mit seiner Haltung dar: „Man darf die Emotionalität nicht zu hoch werten. Sobald die Bürger sich artikulieren, müssen die Politiker sich ja nicht sofort an die Spitze der Bewegung setzen.“ Die Schließung der Friedhöfe bedeute nur ein Ende der Bewirtschaftung, nicht ihr sofortiges Aus. Das müsste noch mindestens 30 Jahre warten.
WBH-Vorstand Hans-Joachim Bihs mahnte die Fakten an: „Das ändert nichts an der Ausgangslage. Wir haben 60 Hektar und brauchen nur zehn. Das Defizit ist zwei Millionen Euro groß. Der Vorstand hat es klar als Auftrag verstanden, daran etwas zu ändern.“
Weswegen sein Vorstandskollege Jörg Gremer zuletzt in Hohenlimburg auch die Kirchengemeinden angefragt hat, ob sie die auf der Kippe stehenden Friedhöfe übernehmen möchten. Zumindest die Evangelen haben dem schon klar widersprochen. Die Kirchen hatten sich auch klar und ablehnend zum gewünschten Friedwald des Fürsten am Schloss geäußert. Das sei nur unnötige Konkurrenz.
Konkurrenz unter Ruheforsten
Das sieht man übrigens auch WBH-intern so. „Meine Leitung am Ruheforst Phillipshöhe sagt mir, dass ein weiterer Ruheforst durchaus eine Konkurrenz für den städtischen Friedwald darstellt“, so WBH-Chef Bihs.
Vier Stunden vor der Sitzung des WBH-Verwaltungsrats hatte Hohenlimburgs Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann (CDU) noch in einer digitalen Konferenz mit dem Fürsten gesprochen. „Er hat mir zu verstehen gegeben, dass er seinen Friedwald noch mal überdenken wird und sich in zwei Wochen noch mal meldet.“ Diese Tendenz war zu vermuten. Die Bezirksvertretung Hohenlimburg hatte den Fürsten-Friedwald zuletzt auf die lange Bank geschoben, als klar wurde, dass zwei städtische Friedhöfe im Stadtbezirk wackeln. Eigene Friedhöfe vor Fürsten-Friedhof sozusagen.
Die Friedhöfe Berchum, Holthausen und Garenfeld werden nun vorerst nicht geschlossen. Vielmehr soll genau geprüft werden, wie man sie anders nutzen, vielleicht auch nur verkleinern kann. Peter Arnusch (Bürger für Hohenlimburg): „Man kann über die Größe sprechen oder ob man noch Andachtshallen braucht. Aber die Bürger in den Ortsteilen brauchen Verlässlichkeit und keine Schließungen.“