Hagen. Seit 25 Jahren ist der Tenor am Theater Hagen beschäftigt. Im Musical „My Fair Lady“ ist er als Higgins zu sehen. Die Premiere ausverkauft.
Ein launiger Rückblick: Nach einem verlorenen Tennis-Spiel musste er als Strafe eine Arie unter der Dusche im Clubheim schmettern. Der Gewinner des Matches, sein Kumpel Stefan, staunte wiederum nicht schlecht und meinte: „Das klingt nach Opernsänger.“ Der Stein für eine Karriere auf der Bühne war ins Rollen gebracht.
Vor allem beim Stammpublikum beliebt
Richard van Gemert lacht, wenn er sich an die Anekdote, die mehr als 35 Jahre zurückliegt, erinnert. Der bekannte Tenor, der seit über 25 Jahren am Theater Hagen engagiert ist und somit vor allem dem Stammpublikum vertraut ist, besetzt im Musical „My Fair Lady“, das am 20. April Premiere feiert, eine der Hauptpartien - den Sprachforscher Professor Higgins.
Vater war Opernsänger in Wuppertal
„Kultur wurde mir mit in die Wiege gelegt, mein Vater war Opernsänger in Wuppertal, aber auch europaweit unterwegs, meine Mutter spielte Orchestergeige und managte alles“, erzählt Richard van Gemert, der im niederländischen Kerkrade geboren wurde, jedoch bereits als Dreijähriger mit seinen Eltern ins Bergische zog.
Er sei ganz normal aufgewachsen, habe Rock- und Popmusik gehört und sei ab und zu mit seinen Eltern ins Theater gegangen, „aber hauptsächlich deshalb, da wir nachher meist Essen gegangen sind, und dann gab’s Wiener Schnitzel“.
Vom Vater ausgebildet
Nach der „Episode unter der Dusche“ hat Richard van Gemert seinem Vater im Theater vorgesungen, „mit 18, 19 hab‘ ich dann Unterricht in Gesang, Musiktheorie und Klavier bekommen und später die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule Köln, Abteilung Wuppertal, bestanden“. Sein Vater habe ihn gesanglich ausgebildet, „er hat darauf geachtet, dass ich nicht zu früh verheizt wurde“, blickt der Tenor mit den wachen Augen zurück. Daher sei er auch erst mit 29, für einen Sänger also recht spät, richtig gestartet.
Seit 1997/98 in Hagen
Wie er nach Hagen kam? „Mein Vater war mit dem damaligen Intendanten Peter Pietzsch bekannt, dem hab‘ ich dann vorgesungen und daraufhin eine feste Stelle im Hagener Ensemble bekommen“, erklärt Richard van Gemert, „das war 1997/98, also vor einer halben Ewigkeit“.
Das Musical „My Fair Lady“ ist ihm nicht fremd, „als Anfänger hab‘ ich vor vielen Jahren den Freddy, also den jungen Mann, der sich in das Blumenmädchen Eliza verguckt, gesungen, später die Rolle des Saufkumpels Jamie besetzt. Und jetzt spiele ich eben den Higgins – auch daran sieht man, dass viele Jahre vergangen sind“.
Higgins hat eigene Lebensphilosophie
Was ihn an der Rolle des verschrobenen Professors, der das derbe Blumenmädchen Eliza innerhalb eines halben Jahres in eine feine Lady verwandeln will, reizt? „Higgins hat seine eigene Lebensphilosophie und weicht davon nicht ab. Den Standpunkt ,Nimm mich, wie ich bin oder lass es‘ lebt er glaubwürdig vor.“
Evergreen „Es grünt so grün“
Die Premiere des Musicals in zwei Akten nach Bernhard Shaws Schauspiel „Pygmalion“ und dem Film von Gabriel Pascal mit Musik von Frederick Loewe findet am Samstag, 20. April, um 19.30 Uhr auf der Hauptbühne statt.
Die musikalische Leitung liegt bei Steffen Müller-Gabriel. Natürlich sind auch die Evergreens „Es grünt so grün“ und „Ich hätt‘ getanzt heut‘ Nacht“ zu hören.
Nach der Premiere wird das Musical noch fünfmal gezeigt, u.a. am 24. April um 19.30 Uhr und am 1. Mai um 18 Uhr.
Am Theater Hagen wurde „My Fair Lady“ im Jahre 2000 (damals besetzte Werner Hahn die Rolle des Higgins) sowie 2012/13 in einer Inszenierung von Norbert Hilchenbach präsentiert.
Aus künstlerischer Sicht decke das Musical den ganzen musikalischen Reigen ab, „und ich muss riesige Partien singen und sprechen und die Rolle stringent spielen“. Gerade textlich sei „My Fair Lady“ eine Herausforderung, „der Text ist enorm dicht, da kann man nicht einfach mal ein bisschen improvisieren“. Außerdem müsse er bei dem schnellen, lebendigen Stück, das auf der Drehbühne gezeigt wird, immer Vollgas geben, immer präsent sein, „bei ,My Fair Lady‘ stehe ich nie hinten links“.
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Was den leidenschaftlichen Biker, der seit Jahrzehnten in Hagen wohnt und beinahe täglich mit seiner Sportmaschine zum Theater fährt, besonders freut? „Es gab schon zwei Wochen vor der Premiere nur noch wenige Restkarten. Und auch die folgenden Vorstellungen verkaufen sich ordentlich. Das zeigt deutlich, dass im Hagener Haus bekannte Stücke gut angenommen werden.“ Mittlerweile sind übrigens alle Karten für die Premiere am Samstag, 20. April, verkauft.
Absoluter Publikumsliebling
„My Fair Lady“ ist (neben „West Side Story“) wohl das bekannteste und beliebteste Musical und zweifelsohne ein absoluter Publikumsliebling. In Hagen sind Premieren im allgemeinen (und erst recht folgende Aufführungen) bei weitem nicht immer ausverkauft.