Hagen. Der Kaufhof ist passé, jetzt wirbeln Manuela Elsner und Edith Obermeier bei „Wohn & Decke“ in Hagens City. Das sagt ihr neuer Chef Oliver Böhme:
„Ich hab‘ 42 Jahre im Einzelhandel gearbeitet, fast die ganze Zeit über im Bereich Heimtextilien. Vor gut einem Jahr – es war der 13. März 2023 - dann der Knall: Der Kaufhof ist insolvent – und auch das Warenhaus in Hagen schließt. Da wird dir von jetzt auf gleich der Teppich unter den Füßen weggezogen.“ Edith Obermeier, Fachverkäuferin, die bei Horten in Hagen gelernt und dann 25 Jahre im Kaufhof Bettwäsche und Handtücher verkauft hat, blickt zufrieden durch den neuen Laden mit derben Ziegelwänden und flauschigen Wohndecken. „Ja, jetzt hat sich alles gefügt. Ab Donnerstag arbeite ich wieder in meinem Metier, in dem ich mich auskenne und wohlfühle.“
Gleich zwei Expertinnen an Bord
Auch Oliver Böhme lächelt entspannt. Der Geschäftsmann, der seit Jahren das Beleuchtungsgeschäft „Wohn&Licht“ in der Mittelstraße 2 betreibt, hat nur einen Steinwurf entfernt in der Mittelstraße 11 ein weiteres Ladenlokal angemietet und eröffnet dort nun „Wohn&Decke“. „Ich bin froh, dass ich mich nicht auf die Suche nach Fachpersonal begeben oder auf ungelernte Kräfte zurückgreifen musste, sondern gleich zwei Expertinnen für meinen neuen Laden gefunden habe“, sagt Oliver Böhme.
Bekannte Gesichter aus dem Kaufhof
Zwei Expertinnen? Richtig, denn auch Manuela Elsner, ebenfalls ein bekanntes Gesicht aus dem Kaufhof, fängt bei Böhme an. „Hier ist dann Frauenpower angesagt“, lacht die gelernte Verkäuferin, die im Kaufhof in den Abteilungen Miederwaren/Dessous, Sport sowie Herren die Kundinnen und Kunden beraten hat. 36 Jahre war sie ein „Hagener Kaufhof-Kind“, nach der Schließung des insolventen Warenhauses Ende Juni 2023 war sie einige Monate in einem Sport-Outlet in der Region beschäftigt, „nun bin ich aber heilfroh, wieder hier in der Innenstadt zu arbeiten“.
Die Chemie stimmte
Wie der Kontakt der beiden Frauen zu Böhme zustande gekommen ist? „Durch Zufall und Glück“, sagt Oliver Böhme. Jens Dreier, ein Mitarbeiter bei „Wohn&Licht“, war früher im Kaufhof als Abteilungsleiter beschäftigt. Und er kennt Manuela Elsner und Edith Obermeier beinahe eine Ewigkeit. Gespräche mit Oliver Böhme wurden geführt, die Chemie stimmte, die Verträge wurden unterschrieben.
Jetzt warten Jens Dreier, der sich künftig um beide Böhme-Innenstadt-Läden kümmert, und die zwei Fachverkäuferinnen auf den Startschuss am Donnerstag, 18. April, in der Mittelstraße 11: In dem 65 Quadratmeter großen Ladenlokal werden unter anderem Handtücher, Wohndecken, Bettwäsche und Dekokissen verkauft, „und auch trendige Artikel wie Leseknochen, also eine Art Knuddelkissen“, erläutert Wieland Böhme.
Der 19-Jährige tritt in die Fußstapfen seines Vaters, absolviert gerade eine Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechniker und kümmert sich in dem Familienbetrieb (auch Olivers Mutter Karin Böhme mischt noch aktiv im Geschäft mit) um den Bereich Social Media.
So geht‘s mit dem Kaufhof-Gebäude weiter
Der Kaufhof prägte seit den 1950er-Jahren das Stadtbild von Hagen.
Drei Monate lang kümmerte sich ein Verwerter darum, das Mobiliar und die letzten Einrichtungs- und Dekogegenstände aus dem insolventen Kaufhof zu verkaufen. Seit Januar 2024 ist das Gebäude leer.
Künftige Ankermieter des Erdgeschosses werden laut Eigentümer des Ex-Kaufhof-Gebäudes, Investor Bernd Saas, die Schuh-Kette Deichmann sowie der Drogeriemarkt DM. Spätestens Anfang 2026 soll Eröffnung sein. Für die Etagen 1 bis 3 sind Mediziner-Praxen und Büros geplant, in der vierten und fünften Etage sollen möblierte Appartements entstehen.
Vorher Bowlfood-Restaurant „Beezou“ in Mittelstraße 11 ansässig
Rückblick: In den Räumlichkeiten in der Mittelstraße 11 hatte im Dezember 2021 das Bowlfood-Restaurant „Beezou“ eröffnet. Das Ladenlokal, in dem in früheren Jahren eine Eisdiele ansässig war, hatte der Immobilienkaufmann Udo Krollmann gekauft, kernsaniert und aufgehübscht.
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Regulären Mietvertrag mit Krollmann abgeschlossen
Der Mieter der „Beezou“-Räume profitierte durch die NRW-Förderung „Sofortprogramm Innenstadt“, wodurch die Pacht für ihn erschwinglich wurde, trotzdem schloss der Gastrobetrieb nach nur einem Jahr (im Januar 2023). Danach wurde die Fläche von einem Photovoltaik-Anbieter interimsmäßig genutzt. „Wir haben mit Herrn Krollmann vor einiger Zeit einen regulären Mietvertrag ab April geschlossen“, so Oliver Böhme.
Aber zurück zu Manuela Elsner und Edith Obermeier: Die motivierten Frauen sortieren noch hier und rücken noch da Frotteeware und Spannbetttücher zurecht und warten auf Donnerstag, Punkt 10 Uhr, wenn das Geschäft erstmals öffnet. Künftig stehen sie wochentags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 17 Uhr für die Kundschaft parat.