Hagen. Der Rewe-Markt in Hagen-Emst hat bald keine Servicetheke mehr für Wurst und Fleisch. Und was sagen Edeka, Fleischerei Schnettler und Wittenstein?
Neues aus Hagen: Die Resonanz auf die Berichterstattung vor einigen Tagen, dass es in Kürze in Hagen-Emst keinen Metzger mehr geben wird, war groß. Zahlreiche Anrufe und Leserbriefe haben die Stadtredaktion erreicht, und auch in den sozialen Medien wurde das Thema heiß diskutiert.
Grund für unsere Zeitung, in Sachen Nahversorgung mit frischem Fleisch, frischer Wurst und frischem Käse noch mal nachzuhaken. Bei Einzelhändlern und bei Metzgern in unserer Stadt.
Bedientheke bei Rewe auf Emst wird abgeschafft
Zum Hintergrund: Anfang Januar ploppte bei uns die Nachricht auf, dass die im hinteren Teil des Rewe/Kaufpark-Supermarktes an der Gerhart-Hauptmann-Straße/ Karl-Ernst-Osthaus-Straße befindende Bedientheke abgeschafft werden soll. An der Service-Theke werden seit Jahren die Kunden vom Metzger oder vom Fachpersonal beraten und bedient.
Auf Nachfrage unserer Zeitung in der Rewe-Dortmund-Zentrale antwortete Unternehmenssprecherin Annika Amshove: „Es ist richtig, dass die Servicetheke im Rewe-Markt an der Karl-Ernst-Osthaus-Straße demnächst schließen wird. Ein endgültiger Schließungstermin steht derzeit allerdings noch nicht fest.“ Und weiter: „Durch den rückläufigen Kundenstrom an der Servicetheke des Marktes auf Emst ist die Rentabilität dieser Theke leider nicht mehr gegeben.“
Kurz darauf meldete sich ein Leser in der Stadtredaktion und teilte besorgt mit, dass wohl auch im Rewe-Supermarkt an der Minervastraße in Wehringhausen eine Schließung der Wurst- und Fleischtheke aus Rentabilitätsgründen ins Haus stünde.
Und wie lautet die Antwort aus der Zentrale in Dortmund? „Im Rewe-Markt in der Minervastraße ist keine Schließung der Servicetheke geplant. Auch in anderen Rewe-Märkten sind keine Schließungen der Bedientheken angedacht“, teilt Unternehmenssprecherin Eileen Graw mit. Im Übrigen handele es sich bei der Schließung von Servicetheken immer um Einzelfallentscheidungen.
Bedientheken bei Edeka-Clever bleiben bestehen
Und wie beurteilt Mitbewerber Edeka das Betreiben von Wurst- und Fleisch-Bedientheken? „Ich werde meine Servicetheken bestimmt nicht abschaffen“, versichert Michael Clever, der zwei Edeka-Märkte in Hagen sowie einen Laden in Schalksmühle betreibt. Allerdings habe auch er die Nachfrage an besagten Theken im Visier. „Viele Leute müssen heute mehr aufs Geld achten und kaufen weniger Fleisch“, bilanziert der Einzelhändler. Außerdem nähme der Anteil jener, die sich vegetarisch oder vegan ernähren würden, stetig zu.
„„Ich werde meine Servicetheken bestimmt nicht abschaffen“
Deshalb hat Michael Clever Mitte Oktober auch im Zuge der Modernisierung seines Marktes an der Eppenhauser Straße 46 den Veggie-SB-Bereich erweitert. Dort finden die Kunden u.a. veganes Geschnetzeltes oder Cordon Bleu, vegane Köttbuller sowie Soja-Hähnchen-Ersatz oder Soja-Frikadellen.
Der Verkauf veganer Produkte muss besonders dokumentiert werden
Ob er, Clever, auch darüber nachdenke, einen Teil seiner Frischetheke für vegane Produkte vorzusehen? „Ich hab‘ mir darüber schon Gedanken gemacht, doch so einfach ist das nicht. Der Verkauf veganer Produkte muss besonders dokumentiert werden, und es müssen spezielle Lagerungsmöglichkeiten geschaffen werden“, so Clever. Das alles sei recht kompliziert, „außerdem ist ,Veggie‘ mit Bedienung aufgrund des Personalmangels in der Einzelhandelsbranche kaum möglich“.
Hinzu käme, dass ein Großteil der Kunden vegane Produkte im SB-Bereich suchen würde, da verpackte Ware meist länger haltbar sei als frische. Zu seinen Bedientheken stände er ohne Wenn und Aber, „allerdings werde ich die Öffnungszeiten überdenken“. Bislang haben die Michael-Clever-Märkte bis 21 Uhr geöffnet, die Bedientheken immerhin bis 20 Uhr, „die Zeiten an den Theken werde ich aufgrund des Personalproblems aber wohl einschränken müssen“, räumt der Einzelhändler ein.
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Ein Abstecher in den Hagener Norden, zur Fleischerei Schnettler in der Hospitalstraße 1. „Wer uns besucht, möchte Wurst und Fleisch kaufen“, sagt Claudia Schnettler, die gemeinsam mit ihrer Schwester Katharina den 1878 gegründeten Betrieb in vierter Generation führt. Gerade in letzter Zeit würde bei ihnen mehr frische Ware als früher nachgefragt, „besonders von jungen Familien, die anscheinend genauer auf die eigene und auf die Ernährung ihrer Kinder achten“, ergänzt die Expertin.
Auch fleischlose Gerichte in Gläsern
Größtenteils werden bei Schnettler frische Wurst und frisches Fleisch verkauft, „aber wir kochen auch Gulasch und Pfefferpotthast in Gläsern ein“. Und in besagten Gläsern bieten die Schwestern auch fleischlose Gerichte wie vegane Bolognese, Ratatouille und Tomatensuppe an, „vor dem Trend der vegetarischen oder veganen Küche verschließen wir uns nicht“.
Was Claudia und Katharina Schnettler wichtig ist, zu betonen? „Dass frische Ware immer teurer ist als verpackte, ist nicht wahr. Die Kunden sollten einfach die Preise aufmerksam vergleichen.“
Wurst und Fleisch aus der Region
Und „Kollege“ Jörg Wittenstein, der seit 1967 an der Eppenhauser Straße 84 ansässig ist? „Ich sage meinen Kunden immer, dass sie weniger, aber besseres Fleisch essen sollen“, bringt es der Fleischermeister auf den Punkt.
Wittenstein bietet Wurst und Fleisch aus der Region, unter anderem auch Bio-Rind- und Kalbfleisch an, achtet auf Herkunftsnachweise und artgerechte Haltung der Tiere. Um auch jene, die weniger oder kaum Fleisch verzehren, als Kunden zu halten oder zu gewinnen, stellt sich der 58-Jährige breiter auf und bietet zum Beispiel einen wechselnden, teils vegetarischen Mittagsimbiss an. Möhreneintopf oder Kartoffelsuppe - in Schläuchen verpackt und gekühlt 14 Tage haltbar – seien besonders beliebt, sagt Jörg Wittenstein, „und freitags gibt’s bei uns immer frische Reibeplätzchen“.