Balve. Der Allgemeine Stellvertreter des Bürgermeisters verlässt das Rathaus. Aber seiner Stadt bleibt er erhalten und hat noch viel vor.
Wenn man von einem Balver Urgestein spricht, sind das schon große Worte. Doch wenn sie für einen zutreffen, ist es Michael Bathe - bis Ende des Jahres der Allgemeine Stellvertreter des Bürgermeisters und Fachbereichsleiter bei der Stadt Balve. Jetzt verlässt er seinen Schreibtisch im Rathaus und geht in Rente. Die Westfalenpost schaut mit ihm auf seine berufliche Laufbahn im Dienste Balves zurück.
Auch interessant
48 Jahre und 5 Monate - was für eine Zahl! So lange arbeitete Michael Bathe im Balver Rathaus - hat die Geschicke seiner Heimatstadt lange und spürbar mitgestaltet.
Bewerbung als 15-Jähriger
Auslöser, dass er nicht ins elterliche Malergeschäft Bathe in Balve einstieg, war ein Vortrag des damaligen Balver Bürgermeisters Paul Lübke. „Lübke sprach 1975 in unserer Schule über die Aufgaben einer Kommunalverwaltung. Da dachte ich, dass das etwas für mich wäre und ich habe mich als 15-Jähriger bei der Stadt Balve beworben“, blickt Bathe zurück.
Auch interessant
Los ging es dann also am 1. August 1976 - Bathe begann eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. „Damals gab es ja noch nicht so einen Ausbildungsplan wie heute. Also machte ich alles, wofür man mich einteilte“, erinnert er sich. Zum Beispiel für Bring- und Holdienste, für die Verkehrszählung oder für den Telefondienst der Stadtverwaltung.
Da zu dieser Zeit noch der Rettungsdienst im Rathaus stationiert war, liefen dort auch die Notrufe ein, seinerzeit übrigens noch unter der Rufnummer 611. „Dann passierte es eben auch, dass ich als 16-Jähriger im Keller des Rathauses die Sirene in Balve auslöste“, erinnert er sich.
Nach drei spannenden Jahren, in denen auch ein Kurs auf einer damals noch mechanischen Schreibmaschine, ein Stenografie-Kurs und die theoretische Ausbildung an der Berufsschule in Iserlohn anstanden, bestand Bathe 1979 in Hagen seine Abschlussprüfung.
Die erste berufliche Station im Rathaus war der Sozialbereich, in dem er sich um das Begrüßungsgeld für DDR-Bürger oder Vertriebenenangelegenheiten kümmerte. 1984 dann wurde er Personalsachbearbeiter und hatte bis zu seinem Ausscheiden die Personalverantwortung der Stadt Balve.
Nach zwei Lehrgängen für den mittleren und den gehobenen Dienst in den 1980er Jahren baute er gemeinsam mit dem Rechenzentrum die Internetseite Balve.de auf. Am 31. Mai 1999 ging diese erstmals online.
Seit 2008 Fachbereichsleiter
2008 dann wurde er Fachbereichsleiter für das Hauptamt „Zentrale Dienste“. Neben dem Personalwesen gehörten das Kommunalrecht und die Schulangelegenheiten zu seinem Aufgabengebiet. Die Arbeit im Bereich Schulpolitik gehört für ihn rückblickend zu den spannenden, aber auch emotionalen Zeiten.
Auch interessant
Galt es doch unter anderem die Entscheidung zu treffen, dass im Jahr 2014 die Grundschule in Langenholthausen geschlossen wird. „Das war für den Ortsteil nicht einfach und auch für uns keine leichte Entscheidung. Aber die Schule ist nicht mehr ausreichend angewählt worden, es konnte keine Eingangsklasse mehr gebildet werden“, erklärt Michael Bathe den Ratsbeschluss aus dem Jahre 2012.
„Da war nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen.“
Auch die Schließung der Gemeinschaftshauptschule in Balve im Jahr 2022 zählt Bathe zu den unangenehmen Entscheidungen, die er im Laufe seines Berufslebens treffen musste. Aber auch Disziplinarverfahren im Personalbereich, die er veranlassen musste: „Da war nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen.“
Inzwischen war Michael Bathe 2012 zum Allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters Hubertus Mühling berufen worden. In dieser Funktion war er mit allen Rechts- und Verwaltungsgeschäften betraut und vertrat den Bürgermeister in dessen Abwesenheit. „Hubertus Mühling und ich haben immer gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet“, blickt Bathe dankbar zurück.
Herzensprojekt: Partnerschaft mit der niederländischen Gemeinde Heerde
Sein Herzensprojekt war und ist die Partnerschaft mit der niederländischen Gemeinde Heerde. Unzählige Male war er bei Besuchen im Nachbarland dabei, genau so oft hat er Delegationen in Balve empfangen und ihnen bei Führungen seine Heimatstadt näher gebracht.
Und was macht ein Mann mit so viel Elan, wenn am 1. Januar 2025 die Zeit als Rentner beginnt? „Ich möchte ein Stück des Jakobsweges gehen. Ich plane erstmal zwei Wochen ein, will mich in dieser Zeit sozusagen resetten und mir überlegen: Was habe ich in meinem nächsten Lebensabschnitt vor?“
„Ich bin dankbar, dass ich so lange für meine Heimatstadt arbeiten durfte. “
Einige Vorhaben lässt er sich schon jetzt entlocken. „2028 feiern wir 50-jähriges Jubiläum der Partnerschaft mit Heerde. Wenn das gefeiert wird, bin ich auf jeden Fall wieder dabei“, blickt der zukünftige Ruheständler voraus und ergänzt. „Ich bin dankbar, dass ich so lange für meine Heimatstadt arbeiten durfte. Und das möchte ich auch weiterhin tun, mich zum Beispiel verstärkt in der Balver Bürgerstiftung engagieren. Oder 2028 die Feierlichkeiten zu 600 Jahre Verleihung der Stadtrechte an Balve begleiten. Und wenn man mich braucht, werde ich gern weiterhin Stadtführungen in Balve anbieten.“
Darüber hinaus freut er sich auf mehr Zeit mit seiner Mutter, seiner Ehefrau Monika und den beiden erwachsenen Töchtern, aufs Fahrradfahren oder Wandern.
Auch interessant
Das Büro ist aufgeräumt, die Nachfolge bestimmt. Das Balver Urgestein hat am 30. Dezember mit großer Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt, aber auch mit etwas Wehmut nach 48 Jahren und fünf Monaten das letzte Mal die Bürotür im Balver Rathaus hinter sich geschlossen.