Balve. Die Yoko-Gruppe will Menschen, die unter Hautkrebs leiden eine Anlaufstelle bieten. Die Resonanz am Gesundheitscampus
Während das Thema nun an heißen Sommertagen vermehrt ins öffentliche Bewusstsein rückt, beschäftigt es die Betroffenen das ganze Jahr über, bestimmt einen Großteil ihres Lebens: Hautkrebs. Seit eineinhalb Jahren gibt es auf dem Balver Gesundheitscampus die monatliche Selbsthilfegruppe. Initiatorin Christine Stuhldreier-Hochstein berichtet von den Erfolgen.
Corona bremste Start aus
Die Gruppe traf sich Anfang 2022 zum ersten Mal, wegen der Corona-Pandemie damals bestand auch die Möglichkeit zur virtuellen Teilnahme. Angefangen hat man damals mit sechs Teilnehmern, heute sind es auch dreimal so viele bei den monatlichen Treffen, immer am letzten Mittwoch eines Monats auf dem Gesundheitscampus. „Wir haben in diesen eineinhalb Jahren aber auch schon zwei Leute der Gruppe an den Brustkrebs verloren“, berichtet Christine Stuhldreier-Hochstein.
Die Balverin ist auch von Brustkrebs betroffen, auch über das Internet kam sie in Kontakt mit vielen anderen Erkrankten, den Austausch mit ihnen habe sie von Anfang an als einen ganz wichtigen Teil ihres Umgangs mit der Krankheit wahrgenommen. Und so wollte sie auch für Balve und Umgebung eine Selbsthilfegruppe gründen. Auch wenn sie sich mit dem Namen ein bisschen schwer tut, wie sie weiter erzählt. „Vielleicht kann man statt Selbsthilfe besser Erfahrungsaustausch sagen.“ Der ganz offizielle Name ist noch ein anderer: Yoko. Das ist Japanisch und bedeutet Sonnenkind. Es geht um den Austausch in einem geschützten Rahmen, Vertrauen in den eigenen Körper zurückzuerlangen, Lebensqualität trotz der Krankheit zu steigern.
Die Yoko-Gruppe in Balve mit genau diesem Ziel wächst weiter. Der Einzugsbereich, so berichtet Christine Stuhldreier-Hochstein, gehe weit über Balve hinaus, bis Hagen und umfasse die verschiedensten Gruppen Betroffener von der jungen Mutter bis zu Rentnern. Nicht alle kommen jeden Monat persönlich vorbei, auch weil für manche die Anreise schon beschwerlich ist. Zuschalten per Bildschirm geht auch, andere sind immer dann dabei, wenn ihnen die Krankheit ganz akut Probleme bereitet. Alles genau so gewünscht, unterstreicht Stuhldreier-Hochstein. „Man kann sich aber auch an uns wenden, wenn man einfach Fragen stellen möchte. Oder wir führen Gespräche unter vier Augen wenn man nicht direkt erst in eine Gruppe gehen möchte.“ Das alles immer unter dem großen Ziel, möglichst viele Menschen mit ihrem Anliegen zu erreichen und vor allem, die Sensibilität für Hautkrebs weiter zu steigern. Und dabei zu helfen, diesen im Fall des Falles möglichst frühzeitig zu erkennen.
Immer noch seien auch Auswirkungen spürbar, dass Menschen in der Corona-Pandemie einen Arztbesuch viel zu lange aufgeschoben hätten. Noch voller als in den monatlichen Yoko-Treffen war es kürzlich beim zweiten Informationstag der Yoko-Gruppe, ebenfalls auf dem Gesundheitscampus, mit über 30 Anmeldungen. „Manche werden vielleicht demnächst regelmäßig kommen“, freut sich Stuhldreier-Hochstein über die Resonanz im Nachgang.
Mehrere Referenten berichteten über neue Medikamente und Therapieansätze. Dr. Svea Hüning von der Hautklinik in Dortmund zeigte anhand von Bildern die Möglichkeit einer Immuntherapie, welche eine Operation vermeiden kann, beim Tumor einer Patientin im Gesicht. Auch wenn die Nebenwirkungen ebenso ein Thema waren, die Verbesserungen beeindruckten die Gäste, so Christine Stuhldreier-Hochstein: „Da ging ein Raunen durch den Saal.“
Weitere Vernetzung
Momente, die vielen Hoffnung schenken. Katharina Kaminski, selber Betroffene und Gründerin einer Patientenorganisation betonte die Wichtigkeit von Selbsthilfe etwa, „um mit den Ärzten auf Augenhöhe sprechen zu können“. Auch die Krankenkasse wüssten gar nicht immer von allen Möglichkeiten, so dass der Austausch untereinander immens wichtig bleibe. Was auch Christine Stuhldreier-Hochstein mit ihren persönlichen Erfahrungen nur unterstreichen kann, die etwa über das große Yoko-Netzwerk zu Erkenntnissen und Ratschlägen kam und damit letztlich mit den Ärzten zusammen einen anderen Weg ging, als diese ihr zunächst eindringlichst vorgeschlagen hatten. Mit einem positiven Ausgang übrigens. Und solche Momente gäbe es immer wieder, betont die Balverin, große Dankbarkeit und neuen Mut bei den Yoko-Teilnehmern.
+++ Hintergrund: Der Weg vom Krankenhaus zum Gesundheitscampus in Balve +++
Und weil gerade dieses Konzept so wertvoll sei, möchte Christine Stuhldreier-Hochstein auch den Kontakt zu Selbsthilfegruppen anderer Krankheiten in der Region ausbauen. Um die 150 gebe es nur im Märkischen Kreis. Auf dem Balver Gesundheitscampus, bei dem die Yoko-Gruppe kürzlich auch dessen zehnten Geburtstag mitfeierte, fühlt man sich dafür gut aufgehoben. „Es gibt hier tolle Ideen zur weiteren Etablierung.“