Balve. Das Krankenhaus-Aus hat Balve weh getan. Längst wird das Gebäude als Gesundheitscampus genutzt. Jetzt wird es 10 Jahre alt. Wie wird es genutzt?

Zu traumatischen Erlebnissen einer Stadtgesellschaft gehört der Abschied von wichtigen, oft auch prestigeträchtigen Einrichtungen. So war das Aus des Krankenhauses 2012 für Balve schmerzlich. Doch die Wunde ist längst geheilt. Das Gesundheitscampus mit seinem Mix aus medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Angeboten wird zehn Jahre alt. Das Campus-Management feiert das Jubiläum mit einer Reihe von Veranstaltungen. Am Freitag geht’s los.

Malteser Ausbildung: Der Verein nutzt das Campus für Mitgliederangebote und Schulungen.
Malteser Ausbildung: Der Verein nutzt das Campus für Mitgliederangebote und Schulungen. © Martin Klindworth | Malteser Hilfsdienst e.V.

Auch wenn es für die Nachfolge-Nutzung des ehemaligen Krankenhauses verschiedene Konzepte gab – unstrittig war, dass das lokale Gesundheitssystem auch nach dem Klinik-Aus bestmöglich aufgestellt sein sollte.

Wie ist das Campus belegt?

Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Niere hat zusätzlich eine halbe Hausarztstelle. Dazu kommt das MVZ Christliches Krankenhaus Unna mit jeweils einer halben Stelle für Kardio- und Gastroenterologie sowie einer Stelle für Inneres.

Ebenfalls im Campus untergebracht ist die Orthopädie- und Chirurgie Zweigpraxis aus Praxis Menden plus das MVZ Niere Iserlohn mit zwei Facharzt-Viertelstellen für Diabetes und Nephrologie.

Ergänzt wird das medizinische Angebot durch nicht-ärztliche Therapie-Einrichtungen. Eine Krankengymnastin mit Team ist vor Ort aktuell neun, zudem eine Heilpraktikerin und eine Klangschalen-Therapeutin. Im Haus befindet sich überdies ein Sanitätshaus.

+++ TREFFPUNKT DEMENZ: INFOS ZU TESTAMENT UND VOLLMACHT +++

Im Pflegebereich sind Demenz-Wohngruppe, DRK-Tagespflege, Intensivpflege für Langzeitbeatmete und Wachkomatisierte mit zehn Plätzen sind zu nennen. Das überörtliche Unternehmen MobiDoc zeichnet für ambulante Pflege verantwortlich mit mittlerweile drei Versorgungsrouten für mehr als 80 Patientinnen und Patienten.

Das Campus steht zu guter Letzt therapie-nahen Vereinen zur Verfügung. Dazu zählen Treffpunkt Demenz, der Reha-Sport-Verein und die Malteser sowie eine Selbsthilfegruppen für Hautkrebs-Betroffene. Vor Corona waren zudem der Kneipp-Verein und eine COPD-Selbsthilfegruppe im Gebäude an der Sauerlandstraße vertreten.

Team Dr. Krebs behandelt Nieren-Patienten im Gesundheitscampus Sauerland, Balve.
Team Dr. Krebs behandelt Nieren-Patienten im Gesundheitscampus Sauerland, Balve. © WP | jürgen overkott

Geschäftsführer Ingo Jakschies betont in seiner Aufstellung, dass der Campus etliche Neuansiedlungen beherberge. Das Campus-Management kümmert sich auch um Neugründungen, sogenannte Start-Ups. Für diese Unternehmen gibt es eine Staffelmiete; sie steigt nach 12 Monaten etappenweise. Möglich sind auch Pachtverträge. Sie beinhalten einen Anteil am Umsatz.

+++ HAUTKREBS-INFOS IM CAMPUS +++

Jakschies betont seinen übergreifenden Kümmerer-Ansatz. Es gehe im um aufeinander abgestimmte Schnittstellen. Vor Corona habe es mit Leistungserbringern im Haus „regelmäßige Zusammenkünfte“ gegeben. Die Geschäftsführung biete Mitwirkungsmöglichkeiten an.

Ortsnahe Gesundheitsversorgung

Bürgermeister Hubertus Mühling sieht den Campus als wichtigen Baustein für die medizinisch- pflegerische Versorgung der Bevölkerung von Balve, Neuenrade und Teilen Sunderns, wie er der Westfalenpost auf Anfrage mitteilte: „Der Gesundheitscampus hat es geschafft, nach der Schließung des Krankenhauses eine viel breitere Gesundheitsversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Balve war und ist damit einer der Vorreiter für eine ortsnahe und vielschichtige Gesundheitsversorgung.“ Der Verwaltungschef zeigte sich „froh und vor allem dankbar, dass diese Transformation einigen engagierten Frauen und Männern gelungen ist“. Dabei nannte er namentlich Ingo Jakschies für seine Ideen und sein Engagement. Balve verfüge „über eine sehr gute Gesundheitsversorgung, die gerade in der heutigen Zeit für den ländlichen Raum nicht mehr selbstverständlich ist“.

+++ BALVER CAMPUS IM CHECK +++

Die Bertelsmann-Stiftung sieht das genauso. Dr. Johannes Leinert ist Senior Project Manager der Stiftung für das Programm Gesundheit. Unter seiner Federführung ist ein Film entstanden, der das Campus würdigt – als Modellprojekt.