Lendringsen. Petra Homberg steht nicht gerne im Mittelpunkt. Am Montag hatte sie aber keine Wahl. Eine hohe Auszeichnung würdigt ihr ehrenamtliches Engagement.
Sieben Mal durfte Marco Voge in fast drei Jahren als Landrat des Märkischen Kreises stellvertretend für den Bundespräsidenten ein Bundesverdienstkreuz überreichen. An diesem Montagnachmittag steht eine besondere Ehrung an. Im Kaminsaal von Gut Rödinghausen bekommt Petra Homberg das Bundesverdienstkreuz am Bande. Und nicht nur das: Stehende Ovationen zeigen, wie viel diese Frau ehrenamtlich geleistet hat und noch heute leistet. „Das habe ich auch noch nicht erlebt“, zeigt sich Voge beeindruckt.
Selbst weiß er nur zu gut, wie Petra Homberg in Menden und speziell in Lendringsen wirkt. „Sie sind die gute Seele Lendringsens. Sie sind der Anker und Anwältin sozial benachteiligter Menschen und schaffen für jede Problemlage auch ein Hilfsangebot.“ Mit diesen Worten würdigt Voge selbst die Frau, die 1983 die „Bieberschlümpfe“ gegründet hat. Der Verein ist eine Vereinigung für Eltern behinderter Kinder und setzt sich für die Inklusion ein. „Wir sind der Vorreiter in der Inklusion. Den Begriff kannten wir bei der Gründung des Vereins noch gar nicht, es ging uns um die Integration behinderter Kinder“, sagt Petra Homberg selbst dazu.
Gäste kommen von weither
Voge erinnert an Petra Hombergs Sohn Daniel: „Ihr dauerhaftes Engagement für die ,Bieberschlümpfe’ ist auch deswegen so bemerkenswert, weil Ihr bereits 2017 verstorbener Sohn Daniel aufgrund der Schwere seiner Behinderung überhaupt nur an sehr wenigen Aktivitäten der Schlümpfe teilnehmen konnte.“ Unter den fast 100 Gästen der Ehrungszeremonie, die gar nicht alle in den Kaminsaal passen, sind natürlich auch viele Mitglieder der Bieberschlümpfe. Voge: „Die Bieberschlümpfe sind heute ein Synonym für die Integration behinderter Menschen in Lendringsen und in ganz Menden.“
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Dass manche Gäste von weither nach Lendringsen gekommen sind, um diesen besonderen Moment mit Petra Homberg teilen zu können, zeigt ebenfalls die große Wertschätzung, die dieser Frau entgegenschlägt. Ihr Einsatz geht nämlich weit über das Amt der 1. Vorsitzenden in dem Elternverein hinaus.
Engagiert in der katholischen Kirche
Sie ist Vorsitzende des Vereins „Aktiv für Lendringsen, engagiert sich im Stadtteilteam Süd. Sie gehörte 2008 zu den Mitbegründern des Lendringser De-Cent-Ladens. Von 2005 bis 2017 war Petra Homberg zudem Vorsitzende Pfarrgemeinderates der St.-Josef-Gemeinde, in der sie zudem seit 2003 als Küsterin arbeitet.
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Voge, aber später auch Mendens Bürgermeister Dr. Roland Schröder würdigen Petra Hombergs Verdienste in der Flüchtlingsarbeit. 2015 gründete sie die Flüchtlingshilfe Lendringsen. Heute sind es vor allem Menschen aus der Ukraine, die Hilfe brauchen und sie nicht zuletzt dank Petra Homberg auch bekommen.
Landrat Voge erinnert in diesem Zusammenhang an den Wunschbaum, der es ermöglicht, dass auch benachteiligte Kinder und Geflüchtete Geschenke bekommen. In ihren Dankesworten unterstreicht Petra Homberg, wie wichtig ihr der Wunschbaum ist. Sie erinnert sich daran, dass sie an einem Heiligabend eine ältere Frau besuchte, von der sie wusste, dass sie alleine ist. Petra Homberg hatte ihr ein kleines Geschenk gepackt. Als sie mit der Seniorin in deren Wohnküche saß, lagen dort nur wenige Scheiben Brot und etwas Butter auf dem Tisch. „,Das ist mein Weihnachten’ hat sie gesagt“, erinnert sich Petra Homberg. Noch heute denke sie jedes Mal daran, wenn sie „Stille Nacht, heilige Nacht“ höre.
Dank an die Familie
Petra Homberg dankt ihrer Familie für das Verständnis und die Unterstützung, die sie von ihrem Mann und ihrem zweiten Sohn bekommt: „Ohne euch ginge das alles nicht.“ Bürgermeister Schröder bewundert den Einsatz der Lendringserin: „Es ist mir manchmal ein Rätsel, woher du die Kraft für all das nimmst.“
Für Petra Homberg ist das Bundesverdienstkreuz – offiziell heißt es Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland – bereits die zweite große Auszeichnung. Vor zehn Jahren, am 19. April 2013, hat die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ihr persönlich den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen.
Aus Anlass der Bundesverdienstkreuz-Verleihung an diesem Montag darf sich Petra Homberg auf Einladung von Bürgermeister Roland Schröder zudem in dass Goldene Buch der Stadt Menden eintragen, gleich hinter dem Altbundespräsidenten Joachim Gauck. In Schröders Amtszeit ist Petra Homberg nach Hermann-Josef Schnell und Marie-Ellen Krause bereits die dritte Person aus Menden, die für ihr besonderes Engagement das Bundesverdienstkreuz erhält. „Das zeigt, wie viel in Menden ehrenamtlich geleistet wird“, dankt Schröder allen Engagierten in der Stadt.