Lendringsen. Einkaufen für kleines Geld können Interessierte jetzt im neuen Sozialkaufhaus Fairkauf in Lendringsen. Das Sortiment ist groß und wächst weiter.
Viertel nach elf und der Laden ist voll: Minuten nach der Öffnung wimmelt es im neuen Sozialkaufhaus Fairkauf nur so vor Menschen. Sie stöbern durch die Gänge, betrachten Handtaschen, Hosen oder Blusen. „Das ist schon gut hier“, sagt eine Besucherin. „Es ist etwas Wertvolles, dass die Kleidung nicht weggeworfen wird und ein neues Leben bekommt.“ Das Konzept kommt an, die Verantwortlichen lächeln.
Die Akteure
Die Bieberschlümpfe, der Stadtteiltreff, die evangelische Gemeinde und die Initiative „Aktiv für Lendringsen“ stecken hinter dem Sozialkaufhaus. Nachdem die Kleiderkammer im Gemeindehaus geschlossen und das Haus abgerissen wurde, musste Ersatz her. Denn der Bedarf ist riesig – und durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine gestiegen.
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Nun können Kunden an der Ecke Bieberberg/Meierfrankenfeldstraße im neuen Geschäft einkaufen – mit und ohne Berechtigungsschein. Die Preise richten sich nach dem Einkommen: Ab 1,50 Euro geht es los. Wer „normal“ verdient, zahlt etwas mehr. „Das geht im Endeffekt in die Kasse der anderen Menschen“, sagt Geli Fröndt von der Kirchengemeinde. Win-Win quasi.
Die Idee
Die Idee ist simpel: Gespendete Ware erhält ein zweites Leben – und macht einen anderen Menschen glücklich, dessen Einkommen im Normalfall nicht für üppige Shoppingtouren reicht. Ehrenamtler nehmen die Sachen an, waschen, trocknen und bügeln sie im hinteren Bereich des Geschäfts, bevor die Kleidung im Regal landet. Es gibt keine ollen Teile, nichts Muffiges aus dem Keller: Alles, was angeboten wird, ist in einem tollen Zustand.
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Einkaufen darf jeder – nicht nur sozial Schwache. „Und das ist auch wichtig so. Wir wollen keine Spaltung“, sagt eine der Initiatorinnen Petra Homberg. Sie ist die Vorsitzende der Bieberschlümpfe und des Vereins Aktiv für Lendringsen. „Ich kaufe hier auch ein.“ Geli Fröndt ergänzt: „Es ist ein Secondhand-Laden, der offen für alle ist. Und ganz ehrlich: Wir freuen uns doch alle, wenn wir ein Schnäppchen machen“, sagt sie und lacht.
Das Sortiment
Aktuell gibt es außer Kleidung für Groß und Klein auch Schuhe, Accessoires, Spielzeug oder Parfüm. „Das gute 4711. Das ist antik“, sagt Petra Homberg und grinst. „Später wird es auch Haushaltswaren, Möbel und Elektrogeräte geben.“ Ein Schritt nach dem nächsten. Geli Fröndt stellt sich eine Art Pinnwand im Schaufenster vor. Dort könnten Bilder der vorrätigen Möbel ausgehangen werden, damit der Laden nicht überfüllt wird. „Sie müssten mal in unser Lager gucken. Das ist voll“, sagt Petra Homberg.
Die Unterstützung im Stadtteil sei beeindruckend. Man helfe sich hier gegenseitig. Das werde bei jeder Aktion immer wieder deutlich in den vergangenen Jahren. Viele Spenden seien eingegangen, aber auch viele verteilt worden. Nicht zuletzt an Menschen, die aus der Ukraine flüchten mussten. Spenden sind weiterhin erwünscht: Jeden Mittwoch können sie im Geschäft ab 15 Uhr abgegeben werden.
Die Öffnungszeiten
Die unterschiedlichen Hilfsangebote im Ort sollen bestmöglich nutzbar sein, damit niemand weite Wege an unterschiedlichen Tagen auf sich nehmen muss. So können Bedürftige dienstags beispielsweise erst das Frühstück der Gemeinde im Café Eden besuchen (9 bis 11 Uhr), das sich ausschließlich durch Lebensmittel- und Geldspenden finanziert. Ab 11 Uhr gibt es am DeCent-Laden der Caritas St. Josef die Nummern für die Warenausgabe, die wiederum von 13.30 bis 16 Uhr läuft. Und in der Zwischenzeit kann nach Herzenslust im neuen Fairkauf gestöbert werden. Das Kaufhaus ist dienstags und donnerstags von 11 bis 14 Uhr, mittwochs von 16 bis 18 Uhr und jeden ersten Samstag im Monat von 11 bis 14 Uhr geöffnet.
„Dieser Ort ist ein Geschenk für Lendringsen“, sagt auch der evangelische Pfarrer Björn Corzilius und nutzt die Sitzecke für den Austausch mit anderen mit einem Getränk aus der kleinen Küche. Die Helferinnen und Helfer wechseln sich ab. Wie viele es konkret sind, das werden die nächsten Wochen zeigen. „Wir freuen uns über jeden, der uns unterstützen möchte“, sagt Petra Homberg. Interessierte melden sich bei ihr oder Geli Fröndt. „Die Menschen sind glücklich, sich wieder etwas leisten zu können. Der Laden wird mit Begeisterung aufgenommen“, ergänzt Fröndt.