Lendringsen. Lange war das ehemalige Naturbad Biebertal für viele Menschen eine verborgene Welt. Das ändert sich jetzt nach einer Initiative aus Lendringsen.
Einst war hier ein Freibad, das jährlich Tausende Besucher anzog. Dann wurde es zum Naturbad – schön, aber nicht von der Masse der Menschen akzeptiert. Und schließlich kam für das Naturbad Biebertal das Aus. Fortan war das Gelände Kleingärtnern und Schiffsmodellbauern vorbehalten, für die meisten Menschen aber blieben die Tore zu. Das Naturbad wurde zu einer verborgenen Welt.
Diese Welt ist nun Vergangenheit – dank der Initiative des Vereins „Aktiv für Lendringsen“. Er hat sich erfolgreich für eine Öffnung der Restflächen des Bades eingesetzt. Entstanden ist ein naturnaher Raum, der kreativ bespielt werden kann. Dabei hat er auch noch einen ganz praktischen Nutzen: Es gibt eine neue Wegeverbindung zwischen Bieberkamp und Bieberpromenade und damit einen schönen Weg zum Freizeitzentrum.
Zaun grenzt Wasserbecken ab
Als die Stadt Menden und „Aktiv für Lendringsen“ die neu gestaltete Fläche mit gewissem Stolz der Öffentlichkeit präsentieren, scheint die Sonne vom blauen Himmel. Wie gemacht für diesen besonderen Tag. In den Büschen und Bäumen sitzen Vögel und zwitschern ihre Lieder. Die Hymne zur Präsentation. Vom Parkplatz am Bieberkamp zieht es die Anwesenden automatisch in den Parkbereich. Die Sehnsucht, dem Straßenlärm zu entfliehen, siegt über die Gewohnheit. Denn eigentlich wäre hier ein Betreten nicht möglich gewesen – früher.
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Ein paar Schritte weiter richtet sich der Blick nach links. Die Becken des ehemaligen Naturbades sind mit Wasser gefüllt – als kämen gleich die ersten Kinder zum Schwimmen. Dass das nicht so ist, wird durch den Zaun deutlich, der den Bereich der Becken vom Park abgrenzt. „Das ist aus sicherheits- und versicherungstechnischen Gründen erforderlich“, erklärt Thomas Schepp aus der Bauverwaltung der Stadt Menden. Das Projekt Naturbad trägt seine Handschrift.
Auf der anderen Seite steht ein Holzzaun. Frisch aufgestellt und gestrichen, fällt er zwar auf, doch der Nutzen erschließt sich nicht direkt. Auch dazu kann Schepp etwas sagen: „Auf der anderen Seite des Zaunes befinden sich Areale, in denen wilde Orchideen wachsen. Die wollen wir schützen und ihnen eine Möglichkeit geben, sich auszubreiten.“ Schön – Orchideen im Biebertal. Da, wo einst Kinder tobten und auf Liegewiesen mit Bällen spielten.
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Entlang des Weges mit einer wassergebundenen Decke fallen Betonquader ins Auge, auf denen Metallbänke befestigt worden sind. „Hinter der Betonmauer befindet sich immer noch das ehemalige Verrieselungsbecken, es hat nur keine Funktion mehr“, sagt Schepp. Man möchte ihm widersprechen. Die Funktion scheint jetzt die eines Biotops zu sein. Da schimpfen Spatzen, flöten Amseln und tirilieren Rotkehlchen. Ein Vogelparadies. Aber gut – zum Filtern von Schwimmwasser dient das Becken nicht mehr, der ursprüngliche Zweck ist aufgegeben.
Wieder richtet sich der Blick auf die andere Seite des Weges. Wer das Naturbad von früher kennt, weiß, dass er auf den Kleinkindbereich schaut. Zwischen den Felsen fließt kein Wasser, aber zum fantasievollen Spiel animiert der Bereich allemal noch. Deshalb ist auch er erhalten worden. Das Gelände sollte seinen Charakter weitestgehend behalten. Genau deswegen ist auch viel Material wiederverwendet worden. Die Betonquader entlang des Weges stammen aus dem Bad, wurden nur neu gesetzt. Auch Findlinge sind erhalten geblieben – ein Musterbeispiel für nachhaltiges Bauen in der Landschaft. Die Wiesen sind gemäht, doch auch hier soll die Natur ihren Raum bekommen. „Wir planen, nur Bankette entlang des Weges regelmäßig zu mähen“, sagt Schepp. Wilde Gräser sollen Insekten abseits der Wege ein Zuhause bieten, auf den Felsen werden sich möglicherweise auch Amphibien in der Sonne wärmen und Kraft tanken. Ein schönes Stück Lendringsen.
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Ein kleiner Schlenker nach links und schon ist am Ende der Zugang zur Bieberpromenade zu entdecken. Scheint die Sonne so kräftig vom Himmel wie an diesem Tag, wird man sich über den Schatten dort freuen, wenn man weiter in Richtung Freizeitzentrum geht.
Zuvor allerdings sorgt auf der rechten Seite eine gepflasterte Fläche hinter einem Zaun für große Augen. Ist da etwas noch nicht fertig? Irgendwie ja – und irgendwie nein! „Das ist der Bauspielplatz. Ein Bauspielplatz ist ein Spielplatz ohne Spielgeräte“, erklärt Schepp. Und hier sollen Kinder spielen? Mit was denn? „Die Kinder und Jugendlichen können mit Naturmaterialien wie Holz etwas bauen“, sagt Anja Pränger. Sie ist bei der Stadt Menden für das Spielplatzmanagement zuständig und weiß, dass der Stadtteiltreff Lendringsen zunächst Projekte anbieten wird. Dass Kinder und Jugendliche den Spielplatz unbegleitet nutzen, ist zunächst nicht geplant.
Aus dem Boden der zehn mal zehn Meter großen Pflasterfläche ragt ein Kunststoffrohr. Das ist ein Leerrohr, durch das etwa Stromkabel gezogen werden können, damit Geräte betrieben werden können und auch eine Beleuchtung möglich ist. Auch eine Überdachung soll noch entstehen. Das Fundament ist dafür vorgesehen.
Kinder schaffen Erlebnisräume
Kinder sollen sich auf einem Bauspielplatz selbst Erlebnisräume schaffen, deswegen gibt es neben der Pflasterung auch viel Grün, das zum Areal gehört. Voraussichtlich nach den Sommerferien wird es die ersten Projekte geben. Die Menschen im Ortsteil werden den neuen kleinen Park schnell für sich entdecken. Dann hätte der Verein „Aktiv für Lendringsen“ sein Ziel erreicht: Lendringsen noch ein bisschen liebens- und lebenswerter zu machen.