Menden. Der Rat stimmt mehrheitlich für Umwälzungen in der Grundschullandschaft. Die Hintergründe.

Eltern in der Hönnestadt, deren Kinder ins Grundschulalter kommen, müssen sich spätestens ab dem Schuljahr 2024/25 auf tiefgreifende Veränderungen einstellen. Bis zum Schluss kämpfen die Grünen für die Josefschule, die es dabei besonders trifft. Die Hintergründe.

Unverständnis aufseiten der Grünen

Dass das Thema Grundschulen in Menden mehr als leidenschaftlich diskutiert wird, ist in den vergangenen Wochen immer wieder deutlich geworden. Nicht weniger emotional sind im Rat nun die Entscheidungen für tiefgreifende Veränderungen der Schullandschaft getroffen worden. Vor allem die Mendener Grünen haben sich immer wieder stark gemacht für die Josefschule, die sprichwörtlich aus allen Nähten platzt und deren Gebäude dringend saniert werden müsse.

„Die Obergrenze für die Aufnahmemöglichkeiten bilden die räumlichen Kapazitäten und Ressourcen einer Schule“, so Bürgermeister Dr. Roland Schröder. Doch genau daran schieden sich zuletzt die Geister. Laut Grünen entscheide man sich in Menden gegen den Elternwillen, sollte die Josefschule künftig nur noch zwei Eingangsklassen haben. Die Eltern müssten ihre Kinder dann anderswo unterbringen. Angesichts der Entwicklung der vergangenen Jahre ein Affront für Grünen-Fraktionsvorsitzenden Peter Köhler. Seit der Zusammenlegung von Josefschule und Westschule vor fast genau zehn Jahren habe sich die Josefschule in der Innenstadt als dreizügige Grundschule etabliert. Und auch der Schulentwicklungsplan gebe diese Richtung vor. Die Bodelschwinghschule auf Platte Heide sei hingegen „stabil zweizügig“ in der Prognose. Stattdessen solle man genau umgekehrt beschließen. „Ich habe mich gefragt: Warum? Und finde keine wirkliche Begründung“, so Köhler.

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Für ihn vollkommen unverständlich. Denn vor gut einem Jahr sei die Diskussion um die Grundschulen eben mit einem erhöhten Raumbedarf an der Josefschule begonnen worden, mit dem Ziel, den Ausbaubedarf zu befriedigen. „Wir verschieben den Ausbau jetzt nur von der einen Schule an die andere“, kritisiert Köhler. Und selbst wenn es künftig nur noch eine zweizügige Josefschule gäbe, bestünde dort trotzdem Ausbaubedarf. „Es gibt keine sachliche Grundlage, die diese Änderung begründet. Es ist letztlich eine Willkürentscheidung.“ Unterm Strich bedeute diese Entscheidung nicht nur Einschränkungen für Eltern, die ihre Kinder auf eine katholische Bekenntnisschule schicken wollen, sondern auch für Schülerinnen und Schüler: „Wir müssen damit rechnen, dass die Klassen maximal voll werden.“ Noch dazu trete man das Konzept der Josefschule mit Füßen, es werde durch die Zweizügigkeit gar zerstört. Zudem fürchtet Köhler langfristige, negative Auswirkungen auf die Grundschullandschaft.

CDU wirbt für zukunftsfähige Ausrichtung

Peter Maywald (CDU), gleichzeitig Schulausschussvorsitzender, hält dagegen: schlecht recherchiert, falsche Zahlen und Prognosen aufseiten der Grünen. Dass die Mendener Grundschulen – zumindest in Teilen – umgebaut werden müssen, sei von Anfang an klar gewesen. Mit einer dreizügigen Bodelschwingh­schule auf Platte Heide könne man allerdings dort ausbauen, wo es auch möglich ist. Bekanntermaßen sind die Möglichkeiten an der Josefschule Menden begrenzt.

Den Christdemokraten geht es um das große Ganze, nicht nur um einen einzigen Standort. Mit Blick auf die Anmeldezahlen und Einpendler aus anderen Stadtteilen könne man mit der Neuausrichtung allen Eltern eine wohnortnahe Beschulung ermöglichen. „Für uns alle ist das eine gute Gelegenheit, unsere eigenen Schlüsse zu ziehen und dann die Schulen zukunftssicher aufzubauen“, betont Maywald.

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Verwundert ist Peter Köhler dann aber vor allem, „dass ausgerechnet die CDU offensichtlich ausblendet, dass es sich bei der Josefschule Menden um eine katholische Bekenntnisschule handelt“. Bei den nackten Zahlen werde das völlig außer Acht gelassen. „Ein gehöriger Teil der Josefschul-Plätze wird durch katholische Kinder auch aus anderen Stadtteilen belegt.“ Köhler fürchtet, dass Kinder aus der Innenstadt langfristig das Nachsehen haben. Noch dazu seien die Arbeitskreise im vergangenen Jahr nicht wirklich ergiebig gewesen. „Wir haben in den letzten Sitzungen eigentlich nur Zahlen zusammengeworfen.“

Schreckgespenst Bekenntnisschule?

Diese Zahlen will sich dann auch SPD-Fraktionschef Sebastian Meisterjahn vorknöpfen. Vor allem mit Blick auf das Thema Bekenntnisschule. „Ich wüsste gerne mal, wie hoch der Anteil katholischer Kinder an der Josefschule ist. Ich glaube, das ist gar kein Thema. Da wird ein Schreckgespenst an die Wand gemalt, das keines ist.“ Zahlen kann Schulleiter Ralf Beyer in der Sitzung dann allerdings nicht liefern. Ganz zum Ärger der Sozialdemokraten. Über ein Jahr habe man Lösungen angeboten, die vor allem Räume in der ehemaligen Rodenbergschule beinhalteten. Die Schulleitung habe die Vorschläge – „sicherlich auch aus guten Gründen“ – allesamt abgelehnt, so Mirko Kruschinski. Gleichwohl stellen die räumlichen Kapazitäten an der Josefschule dann aber das Limit dar. „Es passt räumlich einfach nicht“, betont Kruschinski.

„Es geht um die Möglichkeit, dass wir überhaupt eine Bekenntnisschule haben. Das ist doch das Entscheidende.“

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Wie viele Kinder welcher Konfession jetzt grade an der Josefschule seien, ist für FDP-Fraktionschef Stefan Weige absolut unerheblich. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal einem Grünen zur Seite springe“, witzelt Weige. Auch die FDP sei unterm Strich nicht zufrieden, dafür gebe es trotz Arbeitskreisen schlichtweg zu viele offene Fragen. So sehen es dann auch die Fraktionen der Linken, Grüne, UmSo und Menden Innovativ.

Mit den Stimmen von SPD, CDU, Bürgermeister und Einzelratsmitglied Bernd Alban beschließt der Rat schlussendlich die Zweizügigkeit der Josefschule ab dem Schuljahr 2024/25.