Hagen. Über vier Kilometer Länge soll der Tunnel haben, der von bundesweiter Bedeutung werden könnte. Hagens Politik will nun mit dem VRR darüber reden.
Die Welt hat sich gedreht. In nur zwei Jahren. An einer Hagener Mega-Vision lässt sich das ablesen. Noch im September 2020 hat man den Vorschlag von Jürgen Sporbeck (Grüne) als unrealisierbar, nicht sinnvoll und nicht umsetzbar abgetan. Doch die Debatte um den Klimawandel, die Verkehrswende, Veränderungen im Eisenbahnnetz und vor allem die marode und gesperrte A 45-Rahmedetalbrücke lassen die Politik jetzt anders denken. Während Sporbecks Vorschlag, einen vier Kilometer langen Eisenbahntunnel zwischen dem Volme- und dem Lennetal, zwischen Delstern und Hohenlimburg, zu bauen, vor zwei Jahren abgeschmettert wurde, ist er nun quasi auf den Weg gebracht worden. Auch wenn der noch weit ist.
Bemerkenswert: „Wir müssen auch mal groß denken“
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Gleich zweimal fiel im Umweltausschuss der Satz, den man in Hagen sonst selten hört: „Wir müssen uns auch mal trauen, groß zu denken.“ Frank Schmidt (Bürger für Hohenlimburg) sprang Jürgen Sporbeck so zur Seite. Und auch Patrick Lausen (CDU) fand, dass man es „auf jeden Fall versuchen“ müsse. Das ist erstaunlich. Sein eigener Fraktionsvorsitzender Jörg Klepper hatte nämlich noch vor zwei Jahren behauptet: „Es wird niemand mehr von uns erleben, dass man sich über solch einen Tunnel ernsthaft Gedanken macht.“ Klepper hat sich getäuscht. Denn nun hat der Umweltausschuss die Verwaltung beauftragt, einen Vertreter des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr zu einer der nächsten Sitzungen einzuladen, um über die Projektidee zu diskutieren. CDU-Mann Patrick Lausen wusste bereits zu berichten: „Beim VRR heißt es, dass man auch mal angesprochen werden müsste.“ Er könnte es auch seinem Oberbürgermeister Erik O. Schulz erzählen. Der ist beim VRR nämlich Verbandsvorsteher.
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Änderungen in der ÖPNV-Politik des Landes
Zwischenzeitlich, so Jürgen Sporbeck (Grüne) habe es Änderungen in der ÖPNV-Politik des Landes sowie beim Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) Überlegungen zur Umgehung von umsteigefreien Verbindungen nach Hagen und Zughalten in Hagen gegeben. Von ursprünglich vier umsteigefreien Verbindungen zwischen Siegen und Hagen würden nur noch zwei verbleiben. Zuletzt plante die Deutsche Bahn eine neue IC-Verbindung von Frankfurt über Siegen durch das Lennetal nach Münster mit Halten in mehreren Städten – nur nicht in Hagen. Denn hier müsste der Zug „Kopf machen“, was eine Verzögerung von mindestens 15 Minuten mit sich brächte. Kopf machen nennt man den Richtungswechsel eines Zuges in einem Kopfbahnhof. So ein Bahnhof ist wie eine Sackgasse. An den hineingefahrenen Zug wird eine zweite Lokomotive in Gegenrichtung angekoppelt, die ihn in der Gegenrichtung der Einfahrt wieder herauszieht.
Bundesweite Bedeutung des Projekts
Würde man die Bahnstrecken durch das Lenne- und das Volmetal mittels eines Tunnels verbinden, so Sporbeck bereits vor zwei Jahren, könnten auch Regional- und Fernzüge aus dem hessischen Raum ohne „Kopfmachen“ im Hagener Hauptbahnhof einfahren und die Position Hagens als Oberzentrum in Südwestfalen wäre nachhaltig gestärkt. „Das ist ein Infrastrukturprojekt von deutschlandweiter Wichtigkeit. Wir merken an der Problematik mit der gesperrten Rahmedetalbrücke doch jetzt, wie wichtig es ist, eine Redundanz der Verkehrssysteme zu haben und Verkehre von Dortmund Richtung Siegen durch den Hagener Hauptbahnhof zu führen. Das wäre ein Quantensprung in Erschließungsqualität für unsere Stadt.“
Verwaltung: Nicht verhältnismäßig
Vor zwei Jahren dämpfte der Fachbereich Stadtentwicklung die Pläne mit der Bemerkung, die Tunnellösung sei nicht umsetzbar und nicht verhältnismäßig. Zusätzlich werde eine Trassenführung durch die Bebauung sowie die A 45 erschwert. Aber genau die ist ja jetzt das Problem. Und: Der unter Bestandsschutz stehende Goldbergtunnel müsste ausgebaut werden.