Meschede/Arnsberg. Der Vorwurf lautet auf Brandstiftung. Ein Arnsberger muss sich nach dem Großfeuer in Brumlingsen vor dem Jugendschöffengericht verantworten.
Monatelang hat die Staatsanwaltschaft Arnsberg nach dem Großbrand in Brumlingsen an der Grenze zwischen dem Arnsberger Ortsteil Wildshausen und Freienohl, einem Brand in Herdringen und weiteren Feuern ermittelt. Im Verdacht steht ein junger Arnsberger, der zum Zeitpunkt der Brände im Oktober 2023 auch aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr war. In Brumlingsen gab es in den größten Einsatz in der Geschichte der Mescheder Feuerwehr. Jetzt steht fest: Der beschuldigte Mann wird sich bei einer Verhandlung vor dem Amtsgericht mit einer Anklage konfrontiert sehen.
Gerichtsdirektorin Charlotte Merz teilte auf Nachfrage dieser Zeitung nun Details mit. So setzte das Amtsgericht nach Prüfung der Anklage der Staatsanwaltschaft drei Verhandlungstermine vor dem Jugendschöffengericht an. Am Donnerstag, 20. Februar, soll der der Prozess eröffnet und dann am 27. Februar und 13. März fortgesetzt werden. Da der Angeklagte zum vermeintlichen Tatzeitpunkt bereits Heranwachsender und kein Jugendlicher mehr war, handelt es sich um ein öffentliches Verfahren.
Die Chronologie der Ereignisse
25. Oktober 2023: Meterhohe Flammen lodern auf einem Bauernhof in Brumlingsen im Stadtgebiet Meschede. Die Feuerwehr war im Großeinsatz. Die Alarmierung erfolgte gegen 21.40 Uhr. (siehe auch hier >>>)
26. Oktober 2023: Schon am Donnerstagmittag meldete die Polizei einen Ermittlungserfolg: Sie hat einen jüngeren Mann aus Arnsberg festgenommen. Er war bei dem zweiten Brand in Herdringen verdächtig aufgefallen. Wie die Polizei bestätigte, handelt es sich bei dem Verdächtigen um ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr aus dem Stadgebiet Arnsberg.
27. Oktober 2023: Der Arnsberger wird in U-Haft genommen.
27. Oktober 2023: Bei der Arnsberger Feuerwehr zeigt man sich schockiert über den Vorwurf - zumal bereits in den vergangenen Monaten Zusammenhänge zwischen Bränden und der Tatbeteiligung eines Arnsberger Feuerwehrmannes hergestellt worden waren. Der Mann wurde suspendiert. Verwiesen wurde dabei aber ausdrücklich darauf, dass dies keine Vorverurteilung sei. Arnsbergs Bürgermeister Ralf Bittner machte klar, dass er volles Vertrauen zur Arnsberger Feuerwehr und allen Einsatzkräften habe.
25. Oktober 2023: Es war ein seltsames zeitliches Zusammentreffen in der Brandnacht: Denn am gleichen Abend ist auch der Brand von Strohballen im Bereich von Herdringen bei Arnsberg gemeldet worden - auch dort war die Feuerwehr im Einsatz. Gegen 23 Uhr war die Feuerwehr zum Habbeler Weg gerufen worden. Die Polizei prüfte frühzeitig, ob Brandstiftung die Ursache war. (siehe auch hier >>>)
31. Oktober 2023: Inzwischen spricht die Feuerwehr vom größten Einsatz in der Geschichte der Feuerwehr Meschede. Noch sechs Tage später war der Brand nicht komplett gelöscht. 3500 Strohballen waren auf einer Wiese in Brand geraten - die schiere Dimension der Lagerfläche stellte die Einsatzkräfte dann schon vor eine Herausforderung: Die Ballen lagen auf einer Breite von 150 bis 200 Meter, rund fünf Meter hoch. Die 3500 Strohballen brannten ab. (siehe auch hier >>>)
31. Oktober 2023: Landwirt Andreas Bauerdick aus Brumlingsen zeigt sich berührt und überwältigt von der Hilfsbereitschaft im Ort und in der Nachbarschaft. Ein dickes Lob gibt es auch für die Feuerwehr. (siehe auch hier >>>). Auch Bauer Johannes Hoppe aus Herdringen bedankt sich bei der Feuerwehr Arnsberg für ihr schnelles Eingreifen. Er verlor 1000 Strohballen bei dem Feuer. (siehe auch hier >>>)
Dezember 2023: Sechs Wochen lang saß der Arnsberger Feuerwehrmann in U-Haft. Die Familie des Beschuldigten und deren Anwalt kämpften um eine Freilassung des jungen Mann, von dessen Unschuld sie überzeugt sind. Aus der Haft entlassen wurde er, nachdem einer Beschwerde gegen den Haftgrund vom Landgericht Arnsberg entsprochen wurde. „Die Ermittlungen gegen den Verdächtigen laufen aber weiter“, sagte Staatsanwalt Thomas Poggel schon damals. (siehe auch hier >>>)
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Januar 2024: Der Fall hat Nebengeräusche, denn umgekehrt gibt es aus dem Umfeld des Tatverdächtigen auch Anzeigen gegen die Polizei und Vorwürfe wegen vermeintlicher Ermittlungsfehler. So wurden Polizeibeamte angezeigt, weil sie ein Vernehmungsprotokoll nachträglich ergänzten und andere, weil sie im Verlauf von Zeugenbefragungen genaue Hinweise auf den Tatverdächtigen gemacht haben sollen. Auch hier ermittelt die Staatsanwaltschaft. (siehe auch hier >>>)
1. Juli 2024: Das Verfahren gegen die Polizei wegen Ermittlungsfehler wird von der Staatsanwaltschaft eingestellt.
30. Oktober 2024: Die Staatsanwaltschaft teilt mit, dass die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen seien. Eine Anklage werde nun geprüft. (siehe auch >>>)
Anfang Dezember 2024: Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen den inzwischen 22-jährigen Arnsberger. Bei den dem jungen Mann zur Last gelegten Straftaten handelt es sich um den Großbrand in Brumlingsen und das Feuer in Herdringen sowie den Brand eines Altpapiercontainers im Innenhof der Feuerwehrwache Hüsten. Der dabei entstandene Sachschaden wird auf 250.000 Euro in Brumlingsen und 70.000 Euro in Herdringen festgesetzt. (siehe auch hier >>>)
Dezember 2024: „Die Anklageschrift ist sehr mutig, denn sie basiert auch inhaltlich auf keinerlei Beweisen, sondern rein auf Vermutungen“, heißt es aus dem familiären Umfeld des Angeklagten. Man sehe der Anklage daher „sehr entspannt entgegen“. Von Seiten des Angeklagten wurde seit Beginn der Ermittlungen auf „Verfahrensfehler der Staatsanwaltschaft und der Kreispolizeibehörde“ hingewiesen.
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