Brumlingsen. Beim Großbrand vergangene Woche hat Andreas Bauerdick aus Brumlingsen seinen Jahresvorrat Stroh verloren – doch er steht nicht alleine da.

„Ich habe mich die ganzen Tage um nichts anderes gekümmert. Helfen, mit Versicherungen telefonieren, alles organisieren.“ In der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober hat sich das Leben von Andreas Bauerdick verändert – in der Nacht brach auf seinem Hof, genau auf der Grenze zwischen Meschede und Arnsberg, ein Feuer aus. Sein Strohlager und damit 3500 Strohballen, brannten ab. Sofort wird auf Brandstiftung getippt, denn auch auf einem Hof in Herdringen, der dem Landwirt Johannes Hoppe gehört, werden rund 1000 Strohballen angezündet. Noch in der letzten Woche nimmt die Polizei einen verdächtigten Arnsberger fest. Er ist selbst Feuerwehrmann bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Aber deswegen will Bauerdick auf keinen Fall die ganze Feuerwehr verteufeln – „Und das soll auch kein anderer machen“. Seit der Erstmeldung am Mittwoch, 25. Oktober, gegen 21.40 Uhr, sind die Feuerwehren aus Meschede und Arnsberg den ganzen Tag vor Ort – 24 Stunden, aufgeteilt in einem Drei-Schicht-System. „Das sind alles Freiwillige. Die opfern für uns ihre Freizeit, die werden von der Arbeit freigestellt. Einige haben eigentlich Urlaub und verbringen den nun hier. Dafür muss man einfach mal Danke sagen!“ Da sind sich die betroffenen Landwirte Bauerdick und Hoppe einig.

Auch eine Woche nach der Brandstiftung brennen die Strohballen immer noch, wenn sie geöffnet werden. Jeder wird einzeln auf Glutnester untersucht und abgelöscht.
Auch eine Woche nach der Brandstiftung brennen die Strohballen immer noch, wenn sie geöffnet werden. Jeder wird einzeln auf Glutnester untersucht und abgelöscht. © WP | Katharina Kalejs

Mittlerweile ist das der längste Einsatz für die Feuerwehr Meschede. In den vergangenen Tagen waren aus allen Orten Meschedes die Feuerwehren zur Stelle, außerdem aus Arnsberg, Rumbeck und Oeventrop. In Herdringen waren außerdem Herdringen und Neheim im Einsatz – hier hatten die Ballen allerdings auf einem Feld gelegen, nicht in der Nähe eines Stalls, sodass die Ballen kontrolliert abbrennen konnten und der Einsatz schon lange beendet ist.

Große Hilfsbereitschaft im Ort und darüber hinaus

Bauerdick ist überflutet von Hilfsbereitschaft: Schon in der Nacht kamen Nachbarn rüber, um mitanzupacken, Freunde, Bekannte und andere Helfer aus anderen Orten. „Die haben gedacht, ich bräuchte die Leute, falls wir Tiere umtreiben müssen oder so, und sind gekommen“, erinnert er sich. In der Nähe des Strohlagers sind die Bullen aus Bauerdicks Bullenmast untergebracht. Doch durch das besonnene Handeln der Feuerwehr wurden die Tiere vor dem Rauch und den Flammen geschützt – die 3500 Strohballen, die hat Bauerdick verloren. Ein ganzer Jahresvorrat.

Wollen sich bei allen Helfern nach der Brandstiftung auf ihren Höfen bedanken: Johannes Hoppe aus Herdringen und Andreas Bauerdick aus Brumlingsen.
Wollen sich bei allen Helfern nach der Brandstiftung auf ihren Höfen bedanken: Johannes Hoppe aus Herdringen und Andreas Bauerdick aus Brumlingsen. © WP | Katharina Kalejs

Nur 30 Ballen konnte er retten, mehr oder weniger. Am Donnerstag nach dem Feuer gab er die Prognose, sie würden wohl für eine Woche reichen – damit hat er recht gehabt. Das Stroh dient auf dem Bauernhof von Bauerdick als Einstreu für die Tiere, aber auch als Futtermittel. Das so genannte Futterstroh ist kürzer und feiner geschnitten als das reguläre Stroh, und wird den Rindern neben der Silage gegeben. „Damit regen wir den Pansen an, damit genug Magensäfte produziert werden und die Verdauung gut funktioniert.“

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Doch das Futterstroh ist rar in diesem Jahr: Nur aus der Wintergerste, der ersten Feldfrucht, konnte es eingefahren werden, die Regenperiode danach sorgte für die Bildung von Schwarzpilz auf dem Getreide. „Und pilzverseuchtes Stroh können wir nicht verfüttern.“

Umliegende Landwirte helfen mit Strohversorgung aus

Doch noch steht Andreas Bauerdick noch nicht ohne Stroh da: „Unsere benachbarten Bauern haben alle Hilfe angeboten und mir Stroh zur Verfügung gestellt. Der Zusammenhalt ist da großartig. Die haben angerufen, aus allen möglichen Dörfern, und haben mir Ballen oder ganze Wagenladungen angeboten.“ Bis “ Das zeigte sich schon in der Brandnacht, in der die Bauern mit ihren Güllewagen Löschwasser den Berg hochfuhren, die ganze Nacht. „Einige waren da dann auch 30 Stunden auf den Beinen: Die haben ihren Tagessoll geschafft, dann der Feuerwehr geholfen und sind dann zum Tagwerk aufgebrochen.“

Erst jetzt wird das Ausmaß der Zerstörung durch das Feuer deutlich.
Erst jetzt wird das Ausmaß der Zerstörung durch das Feuer deutlich. © WP | Katharina Kalejs

Dank ihrer Unterstützung hat er jetzt doch nochmal genug Stroh für etwa 14 Tage. Bis dahin ist dann hoffentlich auch die Bezahlung mit der Versicherung geklärt – denn dann muss er sich weiter umgucken, um Stroh zu organisieren. „Da hatte ich bis jetzt noch gar keine Zeit für. Mal gucken.“ Die Ernten waren überall nicht so gut in diesem Jahr, nicht nur auf Bauerdicks Feldern. „Ich gehe davon aus, dass wir bis ins Münsterland fahren müssen, um uns Stroh zu organisieren.“ Solche Fahrtstrecken würde er dann mit mehreren Gespannen gleichzeitig machen, um möglichst viele Strohballen nach Brumlingsen zu fahren.

Löscharbeiten dauern an – unermüdliche Arbeit der Feuerwehr

Aber alles nacheinander – denn die Löscharbeiten auf Andreas Bauerdicks Hof dauern auch am Dienstag weiter an. Seit Samstag ist ein Bagger der Firma WK Erdbau vor Ort, mit dem regelmäßig das Stroh auseinander gezogen wird, um weitere Glutnester zu finden. Immer wieder beginnen einzelne Ballen beim Öffnen zu brennen. Der Hof und die Wiese stehen unter Wasser, der Geruch von brennendem und kokelndem Stroh liegt in der Luft. Die Wiese ist mittlerweile komplett aufgeweicht auch Gummistiefel retten die Feuerwehrleute kaum vor dem teils knietiefen, extrem rutschigen Matsch.

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Auch eine Woche nach der Brandstiftung brennen die Strohballen immer noch, wenn sie geöffnet werden. Jeder wird einzeln auf Glutnester untersucht und abgelöscht.
Auch eine Woche nach der Brandstiftung brennen die Strohballen immer noch, wenn sie geöffnet werden. Jeder wird einzeln auf Glutnester untersucht und abgelöscht. © WP | Katharina Kalejs

Und mittendrin Andreas Bauerdick, der hilft, wo er nur kann – und ganz so viel kann er nicht, denn in einer der vielen kurzen Nächte hat er sich auch noch einen Bänderriss in der Schulter zugezogen. Aber auf seinem Hof werden die diensthabenden Feuerwehrleute ordentlich verköstigt. „Wer auf meinen Hof kommt und hilft und arbeitet, der bekommt genug zu trinken und genug zu essen.“ Das habe ihm sein Großvater schon so beigebracht, und daran würde er weiter festhalten.

Den Feuerwehren, die sich an den Schichtdiensten beteiligen, aus Mescheder, Freienohler und Arnsberger Raum, ist er unendlich dankbar. „Irgendwas lassen wir uns da auch noch einfallen – ich weiß gar nicht, was da genug sein könnte.“