Sundern. Das Unternehmen Enregis verfügt über innovative Lösungen im Umgang mit Regenwasser. Damit begegnet man den Herausforderungen des Klimawandels
Die Überschwemmungen zuletzt im Süden Deutschlands haben noch einmal deutlich gemacht, dass der Klimawandel nicht mehr geleugnet werden kann. Andreas Paul Amft beobachtet diese Entwicklungen sehr genau. Vor 16 Jahren gründete der Diplom-Wirtschaftsingenieur mit seinen drei Geschäftspartnern Claudius Lenze, Stefan Kotte und Tim Vogt das Unternehmen Enregis.
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Von Werl aus zog das damalige Start-Up-Unternehmen im Bereich der Regenwasserbewirtschaftung relativ schnell nach Neheim um. „Weil wir aber immer weiter wuchsen und mehr Fläche benötigten, sind wir nach Sundern in den Lockeweg weitergezogen“, erklärt Geschäftsführer Amft. Eine ehemalige Industriebrache wurde saniert und zum Hauptstandort des innovativen Unternehmens.
Mittlerweile hat die Enregis-Gruppe an zwei Standorten in Sundern und in Niedersachsen 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hinzu kommt noch das Geschäft in Österreich. Den Bereich der Regenwasserbewirtschaftung hat man längst weiterentwickelt und das firmeneigene Produktportfolio deutlich erweitert. „Wir betrachten die Themen Wasserwirtschaft, Klimaschutz und Stadtentwicklung aus einem ganzheitlichen Ansatz heraus“, berichtet Uwe Paschedag aus der Marketingabteilung.
Das Prinzip der Schwammstadt habe die Umweltingenieure von Enregis dazu inspiriert, nach modernen Lösungen zu suchen. „Es reicht längst nicht mehr aus, einfach nur ein paar Bäume zu pflanzen oder ein Dach zu begrünen. Man muss sich tiefgreifende Ideen einfallen lassen. Was passiert, wenn ich an der einen Stelle Regenwasser speichere, wofür kann ich es an anderer Stelle benutzen und wo fehlt es mir vielleicht an bestimmten Orten?“, sagt Andreas Paul Amft.
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So müsse man jede Stadt, in der man etwas verändern will, individuell betrachten. „Die Bedingungen in einer Metropole wie Mexiko City oder London sind andere wie in Frankfurt oder Sundern. Große Städte haben mittlerweile ihr eigenes Klima.“ Jahrzehntelang habe man immer mehr Flächen versiegelt. „Der Beton speichert die Wärme. Im Sommer hitzen sich die Innenstädte auf. Selbst über Nacht kühlen die versiegelten Flächen kaum ab. Gleichzeitig wird bei starkem Regen das Wasser über die versiegelten Flächen direkt in die Kanalisation geleitet.“ Auch so entstünden Überschwemmungen. Sinnvoller sei es aber, das Wasser durch entsiegelte Flächen abfließen zu lassen, es zu speichern, zu reinigen und dann beispielsweise für das Bewässern von Pflanzen und Bäumen zu verwenden, so Amft.
Bei Enregis setzt man auf wassergebundene Wegedecken. Sie würden nicht nur einen wichtigen Speicherbaustein für Niederschlagwasser darstellen, das von dort aus versickern oder kühlend und klimabeeinflussend verdunsten könne. Auch zur Entlastung bestehender Kanalisationen gerade bei Starkregen bildeten sie eine nicht zu unterschätzende Komponente.
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In Gesprächen mit Planungsbüros, Vertretern von Kommunen oder privaten Investoren rege man dazu an, die entsiegelten Flächen zu regelrechten Kühlinseln umzuwandeln. Dabei sei es wichtig, alle Beteiligten ins Boot zu holen. „Ein Wandel in den Städten gelingt nur, wenn kommunale Fachbereiche am selbsten Strang ziehen wie Gastronomen, die Industrie und der Handel. Auch beim Wohnungsbau muss man umdenken. Wieso nicht dachbegrünte Flächen mit Photovoltaik kombinieren?“, betont Amft.
Das steckt hinter dem Schwammstadt-Prinzip
Beim Schwammstadt-Prinzip geht es vorrangig darum, Niederschlagwasser nicht mehr wie bisher in zentrale Systeme abzuleiten, sondern gerade innerhalb urbaner Strukturen wie in einem Schwamm zurück zu halten und hier klimaaktiv, von Schmutzfrachten befreit, im Sinne des natürlichen Wasserkreislaufs wieder einzusetzen.
Dieses Prinzip kann dann erweitert werden, indem man Dachflächen mit Begrünungen und Dachspeichern ausbaut und dann mit bodengebundenen Regenwasser-Retentionssystemen koppelt. Retentionen ermöglichen die temporäre Speicherung des Niederschlagswasser und dann eine gedrosselte Abgabe in die Kanalisation. So verhindert man bei Spitzenlasten eine Überschwemmung der Kanalisation.
Auch bei Straßen, Parkplätzen und Grünflächen habe man Konzepte entwickelt, die wie in einem Baukasten aufeinander abgestimmt seien. „Wir können das Regenwasser, das auf die Straßen und Wege niedergeht, auffangen, reinigen und dann speichern, sodass Bäume und Pflanzen in angrenzenden Grünflächen damit direkt versorgt werden. Und für den Fall, dass es Winter ist und Salz gestreut wird, haben wir die Möglichkeit, zu verhindern, dass das salzige Wasser an die Pflanzen und Bäume gerät. Das verlängert ihre Lebensdauer“, sagt Uwe Paschedag.
Bei der IFAT in München - der Fachmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft - hat das Sunderner Unternehmen seine Lösungsansätze vorgestellt und positives Feedback geerntet. „An unserem Messestand war sehr viel los. Aus dem Baustoffhandel, aber auch aus Politik und Verwaltung sind Vertreter zu uns gekommen, um sich zu informieren“, berichtet Geschäftsführer Amft. Das Interesse und Lob sei groß gewesen. Das Bundesumweltministerium stattete den Sundernern einen Besuch ab.
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„Während viele unserer Wettbewerber am Markt einzelne Komponenten für die Schwammstadt anbieten, können wir ein ganzheitliches Konzept vorstellen. Das macht uns sicher in unserer Branche zu einem Innovationsführer“, freut sich Diplom-Wirtschaftsingenieur Amft. Mittlerweile finde man wassergebundene Wegedecken mit Materialien von Enregis im Regierungsviertel in Berlin. In Österreich arbeite man eng mit der dortigen Autobahnbetreibergesellschaft zusammen. „In der Forschung kooperieren wir auch mit der FH Südwestfalen, um die Entwicklung voranzutreiben“, sagt Amft.