Oeventrop. Gemeinsam für die Natur und für mehr Bienen in Oeventrop: Mit Blumensamen-Kapseln die Artenvielfalt fördern.
Am Eingang der Kindertagesstätte St. Raphael in Oeventrop steht ein Kaugummiautomat - Moment mal, sind wir auf einer Zeitreise in die 70er Jahre? - Weit gefehlt, denn hier bekommt man nicht etwa für einen Groschen bunte Süßigkeiten, sondern für 50 Cent kullert aus dem knallgelben Automaten eine Kapsel mit Blumensamen. „Die Idee dazu entstammt unserem Qualitätsmanagement“, verrät Simone König, Leiterin der katholischen KiTa. „Wir wollten den Kindern ein ganz besonderes Nachhaltigkeitsprojekt bieten.“
Es wurde recherchiert, diskutiert und im Internet gesucht, bis Erzieherin Meike Stratmann schließlich auf den Bienenfutter-Automaten gestoßen ist. „Fast vier Monate hat es gedauert, bis er geliefert werden konnte“, sagt sie. Endlich ist der da und seit ein paar Wochen beschäftigten sich die Kinder mit der Thematik Bienen und deren Naturerhaltung. „Der Bienenfutter-Automat ist ein umgebauter Kaugummiautomat und die Kapseln, die mit einer Samenmischung befüllt sind, bestehen aus recyceltem Material“, erklärt Meike Stratmann.
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Kinder als auch Eltern zeigen sich vom neuen Projekt begeistert. Denn seit der Automat dort steht, haben alle viel erlebt und noch mehr über Bienen und Blumen gelernt. „Wir haben uns zum Beispiel gemeinsam Bilderbücher angeschaut und so herausgefunden, welche Bienenarten es gibt und wo diese leben“, so Simone König. Auch in den Gruppenräumen ist das Thema „Biene“ allgegenwärtig. Die Kinder haben dazu gemalt und gebastelt und so schwirrt das „Biene-Maja-Lied“ wohl in allen Köpfen herum.
„Ein Highlight war zudem unser Bienenfrühstück. Hier wurde schnell deutlich, wie unser Frühstück ohne die Bienen wohl aussehen würde: Brot mit Käse, Wurst und Ei. So haben die Kinder noch einmal die Bedeutsamkeit der Bienen verinnerlicht, wenn man auch weiterhin sein Obst, Gemüse oder auch mal einen süßen Aufstrich genießen möchte“, meint Meike Stratmann, die mit Begeisterung bei der Sache ist und sich in das Thema tief eingearbeitet hat.
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Der Höhepunkt des Nachhaltigkeitsprojektes galt einem Besuch beim Imker. „Hier konnten wir sehen, wie ein Imker arbeitet und welche Kleidung er dazu trägt“, sagt die KiTa-Leiterin. Auch die Kinder hatten die Möglichkeit, sich als Imker anzuziehen. „Außerdem wurde uns ein Bienenstock der Honigbienen gezeigt und wir durften selbstgemachten Honig probieren.“ Die Kleinen fanden den Ausflug „ganz schön cool“ - Daumen hoch für diese Aktion.
„Papa, ziehe mal eine Samenkapsel.“
Wenn die Kinder mittags oder nachmittags vom Kindergarten abgeholt werden, kramen die Eltern oftmals ein 50-Cent-Stück aus der Hosentasche hervor und die Kleinen dürfen sich eine Samenkapsel ziehen. So wie beispielsweise Carlos Uhe, der seine Tochter Ilva von der Tagesstätte abholt. „Ein tolles Projekt“, findet er. „Wenn wir gleich nach Haue kommen, sähen wir die Blumensamen aus oder pflanzen sie in einen Topf.“ Dem kann auch Malias Papa, Mikel Fox, nur zustimmen. „Wir haben schon ein paar mal am Bienenautomaten gedreht“, sagt er. Die junge Familie hat vor kurzem in Oeventrop gebaut und kann noch reichlich Blumen im Garten gebrauchen.
„Eine Welt ohne Bienen wäre undenkbar für unsere biologische Artenvielfalt und damit letzten Endes für unser Überleben“, sagt Meike Stratmann. Sie und ihre Kolleginnen möchten mit dem Bienenretter-Projekt das Bewusstsein der Kinder als auch der Erwachsenen für mehr Nachhaltigkeit wecken. Leider sei das Bienensterben ein Spiegelbild des Zustands unserer Umwelt und unserer Gesellschaft, meint auch Imkerin und Grundschullehrerin Nina Witsch aus Oeventrop, die ihre Schulkinder ebenfalls für das Thema begeistern konnte.
Jeder kann mitmachen!
Der Kindergarten St. Raphael möchte alle Oeventroper dazu einladen, sich an diesem Projekt zu beteiligen, damit das Dorf bienenfreundlicher wird. „Kommen Sie gerne an unserem Kindergarten vorbei und erwerben für 50 Cent eine Samenkapsel, die Sie in Ihrem Garten oder Balkon aussähen können“, lädt Simone König alle Bürgerinnen und Bürger ein.