Sundern/Hochsauerlandkreis. Digitale vs. gedruckte Reiseinfos: Wie Hotels und WiSta in Sundern auf Nachhaltigkeit setzen. Doch ohne klassische Radkarten geht noch nichts.
Wer Reisen unternimmt, kennt gedrucktes Infomaterial wie Stadtpläne, Radroutenkarten oder Veranstaltungsflyer nur zu gut. In Hotel-Lobbys liegen sie meist aus, bisweilen gibt es sie am Ferienort auch im Tourismusbüro und an Kassen bekannter Sehenswürdigkeiten und Freizeiteinrichtungen. Doch in Zeiten von Klimaschutz und nachhaltigerem Umgang mit Ressourcen stellt sich immer häufiger die Frage, ob man solch gedrucktes Material noch benötigt. Schließlich gibt es mittlerweile vielfältige Möglichkeiten, um sich digital über Land und Leute während des Urlaubs zu informieren. Die Auswirkungen dieser Entwicklungen sind auch in Sundern zu spüren.
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Marion Steinberg führt gemeinsam mit ihrem Ehemann Franz-Josef Steinberg das Hotel Steinbergs Wildewiese. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt sie: „Wir selbst setzen bereits seit Jahren verstärkt auf digitale Informationsangebote und können dadurch unseren Anteil an gedruckten Materialien jährlich reduzieren. Unsere Internetseite wird kontinuierlich aktualisiert, und wir erreichen viele unserer Kunden über Instagram und Facebook. Dennoch vergessen wir selbstverständlich nicht die Gäste, die haptische Informationen bevorzugen oder sich nicht online informieren können oder möchten.“ Daher gebe es weiterhin den jährlichen „Steinbergs Boten“, der viele Informationen auch in gedruckter Form bietet.
Tobias Männecke hat vor einem Jahr das Hotel Gut Funkenhof übernommen - und hat seitdem andere Erfahrungen gemacht: Eigentlich soll alles digitaler werden, nur leider wünscht sich der Gast das nicht. Wir haben viele ältere Gäste und brauchen daher wirklich alles aus Papier. Die WiSta hat uns sehr geholfen im Bereich Infobroschüren, doch aktuell fehlt bedauerlicherweise der Nachschub“, so Männecke.
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Carina Gramse, Geschäftsführerin der WiSta Sundern-Sorpesee-GmbH, ist die Problematik bekannt, wie sie verdeutlicht: „Wir arbeiten bereits intensiv daran. Der Sauerland-Tourismus als übergeordneter Netzwerkverband stellt den Mitgliedskommunen Infomaterial und Broschüren zur Verfügung. Wir ordern immer wieder eine größere Menge an Broschüren und Infomaterialien beim Sauerland-Tourismus. Darüber hinaus können sich Interessierte jederzeit bei uns melden, falls sie zusätzlichen Bedarf haben. Wir sammeln die Bestellungen und kümmern uns um die Nachlieferungen. Allerdings erfordert dies stets etwas Vorlaufzeit.“
Sundern attraktiv für Kurzurlauber
„Das Sauerland ist eine Tourismusregion. Besonders für Kurzurlauber ist das Sauerland attraktiv“, erklärt Rouven Soyka von Sauerland-Tourismus. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 230.000 Übernachtungen in insgesamt 29 Sunderner Betrieben mit mehr als zehn Betten. „Betriebe mit weniger als zehn Betten sind nicht zu Meldungen an IT-NRW verpflichtet, wodurch sie in solchen Erhebungen nicht berücksichtigt werden“, erklärt Soyka.
Durchschnittlich bleiben Gäste 2,4 Tage in Sundern. Die meisten ausländischen Gäste stammen aus den Niederlanden, Belgien und der Schweiz. Auf Rang vier folgt Dänemark. Anders als viele andere touristisch geprägten Kommunen im Sauerland verlangt die Stadt Sundern bislang noch keine Bettensteuer von Übernachtungsgästen. Die IHK Arnsberg-Sauerland-Hellweg erklärt, dass der Hochsauerlandkreis bundesweit weit vorn ist, bei der Versorgung von Interessierten mit digitalen Informationen.
Es sei bedauerlich, dass man aktuell keine eigenen Medien zur Verfügung stellen können, aber auch hier sei man aktiv in der Planung. Für diese Saison müsse man sich mit dem vorhandenen Material begnügen, doch für das nächste Jahr sei man zuversichtlich, dass die Situation deutlich verbessert sein werde, so Carina Gramse weiter. „Unser Ziel ist es, künftig eine umfassendere und besser zugängliche Informationsversorgung für unsere Touristen zu gewährleisten – und zwar modern, am Puls der Zeit sowie digital und in print.“
Claudia Gerstenberg, Direktorin des SunderlandHotels, wünscht sich eine der Wander- und Radbroschüre. „Diese beiden waren bei den Gästen sehr beliebt. Auch im digitalen Zeitalter ist es für unsere Gäste schöner und einfacher, etwas in der Hand zu haben, als auf dem kleinen Handydisplay Wander- oder Fahrradrouten zu eruieren. Dazu kommt ja noch die ‚Funkstille‘ in einigen Tiefen der Sauerländer Wälder. Wer seine Route also nicht vorher runtergeladen hat, steht allzu schnell mal mit ‚GPS Verbindung verloren‘ im Nirgendwo“. Um Ressourcen zu schonen, bitte man Gäste bei der Abreise, Kartenmaterial zurückzugeben. „Alles im Sinne der Nachhaltigkeit.“
Auch Tobis Männecke vom Funkenhof wünscht „mehr Kartenmaterial für mehr Wanderwege und Radwanderwege.“ Denn das werde von den Gästen am meisten nachgefragt. Trotz digitaler Plattformen wie Komoot und Outdooractive, die von Wanderern und Naturliebhabern verstärkt genutzt würden, sei es nach wie vor wichtig, aktuelle gedruckte Wanderkarten der Region anbieten zu können, stellt Hotelière Marion Steinberg fest. „Und das tun wir!“
„Wir befinden uns derzeit in einer Art Transformationsphase. Zum einen gibt es verstärkte Nachfrage nach digitalen Angeboten. Zum anderen wird klassisches, bedrucktes Infomaterial weiterhin benötigt“, erklärt Rouven Soyka. Er ist Pressesprecher von Sauerland-Tourismus - dem Dachverband, der für die Vermarktung touristischer Angebote im Sauerland zuständig ist. Es sei aus Sicht Soykas unerlässlich, dass man sich breit aufstelle und die Wünsche der Urlaubsgäste in die Planungen einbeziehe. „Internetseiten müssen auch so aufbereitet sein, dass sie sich problemlos in jedem Endgerät anzeigen lassen.“
Man verzichte aber bewusst nicht auf Booklets, weil speziell ältere Gäste diese weiterhin bevorzugen würden. „Wir haben aber Seitenzahlen reduziert, um Papier zu sparen. Außerdem stellen wir an vielen Stellen auch QR-Codes zur Verfügung, wo man zusätzlich zu den gedruckten Infos auch digitale Infos erhält. So kann man beides auf Wunsch kombinieren“, erklärt der Pressesprecher.
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WiSta-Geschäftsführerin Carina Gramse hat große Pläne für die Zukunft: „Der Ausbau der touristischen Infrastruktur, wie Rad- und Wanderwege, kommt auch den Einheimischen zugute. Diese können die verbesserten Wege und Erholungsgebiete ebenfalls nutzen, was ihre Freizeitmöglichkeiten erweitert und die Lebensqualität vor Ort deutlich steigert. Ein florierender Tourismus schafft Arbeitsplätze und fördert die lokale Wirtschaft. Die strategischen Pläne der Wi.Sta im Bereich Tourismus zielen daher darauf ab, Sundern als attraktives Reiseziel zu positionieren und gleichzeitig die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen.“