Arnsberg. Kosten für Rathaussanierung in Arnsberg steigen nach Neuberechnung um 5,67 Mio. Euro auf 48,28 Mio. Euro. Kämmer rechnet positive Effekte dagegen.
Die Sanierung des Rathauses in Arnsberg wird teurer als in der Kostenschätzung im Jahr 2019 berechnet. Eine Kostenberechnung zum Ende der dritten Leistungsphase kurz vor dem Abschluss der letzten Mitarbeiter-Umzüge in provisorische Standorte im Spätsommer und dem geplanten Baubeginn ermittelte Mehrkosten in Höhe von 5,67 Millionen Euro. Nötig werdende und vorher von Gutachtern nicht vorhergesagte Altlasten- und Schadstoffbeseitigung sowie steigende Rohstoffpreise bei Baumaterialien sind verantwortlich. Die finanziellen Auswirkungen, so Kämmerer Peter Bannes, könnten durch positive Faktoren bei der Zinsentwicklung und den Fördermöglichkeiten, fast komplett ausgeglichen werden.
So wird die Politik jetzt beteiligt
Am 16. Juni wird die Baukommission zusammen mit dem Arnsberger Rat und dem Planungs- und Bauausschuss tagen.Der Arnsberger Planungs- und Bauausschuss wird am 17. Juni zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Der Haupt- und Finanzausschuss berät am 21. Juni, ehe der Rat am 24. Juni den nächsten Schritten zustimmen muss.
Bürgermeister Ralf Bittner sprach am Freitag von „sehr guten und schlechten Nachrichten“. Gut, so Michael Bartnik aus dem Projektteam, seien die bisherigen Schritte zur Vorbereitung verlaufen. Der Umzug von 90 Mitarbeitern in die Goethestraße sei abgeschlossen, in Kürze ziehen 176 Mitarbeiter inklusive des Bürgermeisteramtes in das RWE-Gebäude in der Hellefelder Straße. Ab August sollen auch die Räume im Hüstener Hüttengraben bezogen sein (70 Mitarbeiter/-innen). Die Aktenberge sollen bis zum 15. Oktober ins neue Archiv im ehemaligen Güterschuppen am Neheim Hüstener Bahnhof gebracht werden. „Nächste Woche werden dort die Rollregale geliefert“, sagt Michael Bartnik.
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„Das ist alles gut gelaufen“, so Bartnik. Am Ende fiel aber auch das nach neuen Berechnungen um rund 390.000 Euro teurer aus (1,2 statt 0.83 Millionen Euro). Die Deckungslücke zum Haushaltsansatz beträgt hier allerdings „nur“ 83.500 Euro. Die Politik wird sich in den kommenden Tagen aber sicher mehr mit den Mehrkosten von 5,67 Millionen Euro für die eigentliche Rathaussanierung beschäftigen (48,29 Mio. statt 42,61 Mio. Euro). Der Rat muss das Okay für die nächste Leistungsphase geben, die am 15. Oktober mit Vorbereitungsarbeiten und dann mit der Kernsanierung am 25. Oktober 2021 pünktlich beginnen soll. Schon im Vorfeld waren einige ursprüngliche Planungen abgespeckt worden, um Kosten zu reduzieren.
Wieso steigen die Kosten?
Wie konnten die Kosten so steigen? Schadstoffe im Gebäude und in der Fassade des Hochbaus (u.a. Asbest), bis auf den Fels abzutragender kontaminierter Boden unter dem Flachbau sowie eine „Schmutzlinse“ im Außenbereich (hier stand einst eine Lackfabrik) dürften mit 2 Millionen Euro zu Buche schlagen. Mehrkosten von 210.000 Euro entstanden, weil beide Gebäudefassaden mit einer Vogelschutzfolie überzogen werden sollen. Die Naturschützer des BUND hatten auf eine Vogelfluglinie im Ruhrtal hingewiesen. Weitere 300.000 Euro Mehrkosten fallen beim Dach des Hochbaus an. Hinzu kommen die steigenden Preise der Rohstoffe wie Holz, Stahl und Kunststoff (2,3 Mio. Euro). „Und automatisch steigen auch die Baunebenkosten“, so Peter Bannes.
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Er rechnet dagegen: 2,1 Euro mehr als geplant sind aus der Städtebauförderung zu gewinnen (insgesamt nun 19,6 Mio.). Zudem können durch ein neues Förderprogramm aus 2,87 Millionen Euro Tilgungsnachlass gut 4,4 Millionen Euro Zuschuss für effizient und nachhaltig sanierte Gebäude werden. Rechnet man nun 2,93 Millionen Euro vom ursprünglich angelegten Risikopuffer in Höhe von 6,83 Mio. Euro schon runter, würde der städtische Eigenanteil und die nötige Kreditaufnahme am Ende sogar um 877.000 Euro auf 24,26 Millionen Euro reduziert.
Altlastenprüfung an 320 Stellen
„Wir haben immer gehofft, dass die Kosten stabil bleiben“, sagt Ralf Bittner. Das gelang nun nicht. Allerdings seien „teure Fallen“ noch vor Baubeginn erkannt worden. An mehr als 320 Stellen habe man nun noch tiefer die Gebäudesubstanz und die Böden geschaut als das noch im laufenden Vollbetrieb in 2019 möglich gewesen sei. Eine Umplanung würde nun auch Geld kosten (bei rasant steigenden Baupreisen) und Altlasten und Schadstoffe müssten nun, wo sie bekannt sind, ohnehin entsorgt werden. „Sowieso“-Kosten seien das. „Es bestand aber zu keinem Zeitpunkt Gefahr für die Mitarbeiter“, betont Bittner. Da habe man sich versichert.
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Kämmerer Bannes und Bürgermeister Bittner verweisen darauf, dass das „neue Rathaus“ die Verwaltung für die nächsten 50 Jahre zukunftsfähig machen würde. Vor dem Hintergrund schon bald dringend nötiger Fachkräftegewinnung, den Anforderungen der Nachhaltigkeit (Bittner: „hier haben wir ganz viel vor“!) und mit Blick auf neue Arbeitswelten. Zu bedenken sei auch, dass im Rahmen der Maßnahmen auch ein wichtiges modernes Bürgerzentrum für Neheim und Hüsten entstehen würde.