Arnsberg. BUND fordert optimalen Vogelschutz bei Sanierung des Arnsberger Rathauses mit Glasfassade. Verwaltung will Raster gegen Spiegeleffekte aufbringen

Die Naturschutzvereinigung BUND Hochsauerlandkreis macht sich Sorgen um die Vögel im Ruhrtal. Grund ist die geplante Glasfassade, die nach abgeschlossener Sanierung des Arnsberger Rathauses den Büroturm umhüllen wird. „So etwas ist ein Killer für Vögel“, fürchtet Herbert Bartezko vom BUND, „die hauen sich da alle die Birne ein“. Die Stadtverwaltung verspricht aber, dass Thema Vogelschutz bei den Planungen auf dem Schirm zu haben.

Sanierung beginnt in einem Jahr

Die rund 32 Millionen Euro teure Rathaussanierung (nur Baukosten ohne Außenanlagen, Umzugs- und Nebenkosten) soll am 12. September 2021 beginnen.

Die Fertigstellung ist für Januar 2024 geplant.

Der Auszug der Verwaltung erfolgt final ab dem ersten Quartal 2021. Erst im dritten Quartal 2023 soll das sanierte Gebäude wieder bezogen werden.

Die Einweihung ist anvisiert für den Januar 2024.

Achtgeschossig ragt das Rathaus im Ruhrtal in den Himmel. Eine moderne Architektur mit einer Glasfassade soll nach der Fertigstellung für die Transparenz des Projekts und der Verwaltungsarbeit stehen. Für Herbert Bartezko als Naturschützer sind Glasfassaden aber in erster Linie ein Risiko für Tiere. „18 Millionen Vögel verunglücken jährlich vor Glasfronten“, sagt er. Und das passiere nicht an kleinen Gebäuden, sondern an „Türmen wie dem Rathaus“.

Der heimische BUND-Sprecher fordert daher aufwändige Maßnahmen zum Vogelschutz bei der Rathaussanierung. Im Rahmen der Volksinitiative Artenschutz wolle der BUND auf das Problem aufmerksam machen und das auch an seinem Stand am Samstag auf dem Wochenmarkt thematisieren. Konkret fordert Bartezko, dass modernste Schutztechnik angewandt wird. „Leicht gräuliche Streifen im Glas, die nur von Vögeln aber nicht von Menschen gesehen werden, wären Lösungen“, sagt er. Auf keinen Fall dürfe es zu Alibi-Lösungen kommen. „Die Zeit der aufgeklebten schwarzen Vögel ist vorbei“, so Bartezko, „da hat man sich jahrelang ordentlich ‘was in die Tasche gelogen“.

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Genau diese Vogelaufkleber sind aber auch nicht der Plan der Stadtverwaltung. Auf Nachfrage unserer Zeitung bezieht die Stadt Stellung. „Wir sind uns dieser Thematik natürlich seit Beginn der Planungen bewusst und werden daher selbstverständlich Maßnahmen ergreifen, die die Fassade vogelsicher machen“, teilt die Fachabteilung mit. Konkret, so verspricht die Stadt, werde ein Raster auf die Glasfassade aufgebracht, das den typischen Spiegeleffekt von Glas durchbricht und dadurch den Tieren optisch aufzeigt, dass hier ein Hindernis besteht, das umflogen werden muss. „Hierbei gibt es verschiedene konkrete Möglichkeiten, die in nächster Zeit vertiefend untersucht und dann auch im Detail vorgestellt werden“, so die Arnsberger Stadtverwaltung.

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Kritischer Standort

Diese klare Aussage hat der BUND um Herbert Bartezko bislang vermisst. Maßnahmen wie diese sind für ihn aber auch alternativlos. „Längs der Flüsse ist der Hauptvogelzug“, sagt er, „und der ist von nationaler Bedeutung“. Geförderte Bauprojekte kämen da um entsprechende Vogelschutzmaßnahmen gar nicht umhin.

Berechtigt und wichtig ist das Anliegen der Vogel- und Naturschützer. Umso besser, wenn die Planungen das dann auch von Beginn an aufgreifen wollen. Gerade der Standort des Rathauses ist mit einer Glasfassade kritisch: „Das Ruhrtal ist eine absolute Vogelautobahn“, erklärt Bartezko, „die Vernetzung der Lebensräume von Vögeln in Europa läuft über die Flüsse“.

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Vor allem die sogenannten Teilzieher wie kleine Bachstelzen, Amseln, Drosseln und Wasservögel würden sich durch die Flusstäler bewegen und sind durch spiegelnde Hindernisse auf der Flugroute gefährdet. „Das betrifft die halbe heimische Vogelwelt“, sagt Bartezko. Aber auch standorttreue Vögel und Greifvögel könnten je nach Lichteinfall oder Schrecksituation Opfer von Zusammenstößen mit Glasfassaden werden.