Arnsberg. Machbarkeitsstudie der Dehoga sieht wenig Erfolgsaussichten für hochwertigere Gastronomie auf dem Vorplatzes des sanierten Arnsberger Rathauses
Wer plant, muss Visionen haben: Im Wunschkonzert der Arnsberger Rathaussanierung war die Schaffung einer höherwertigeren Gastronomie im und am neu geplanten Bürgerzentrum mit Innen- und Außenbereich als Ziel ausgegeben worden, um den künftigen Rathausvorplatz deutlich aufzuwerten und zu einem Begegnungszentrum zu machen. „Diese Pläne müssen wir nun deutlich abspecken“, sagt Ingrid Rengier aus dem Projektplanungsteam der Stadt Arnsberg. Eine Machbarkeitsstudie des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga macht wenig Mut für eine „große Lösung“.
Treffpunkt-Charakter erwünscht
Das „neue“ sanierte Rathaus soll zu Beginn des Jahres 2024 fertiggestellt sein.
Entstehen soll ein modernes Bürgerzentrum mit gebündelten Bürgerdienstleistungen, Treffpunkten für Initiativen und Vereinen und Ort der politischen Zusammenkünfte.
Ergänzt werden soll das Bürgerzentrum um den gastronomischen Bereich, um den Treffpunkt-Charakter zu verstärken.
Am Standort Rathausplatz (und der gegenüberliegenden „Dicken Hecke“) werden künftig rund 340 Mitarbeiter/-innen der Stadt Arnsberg beschäftigt sein.
Analyse des Standortes
Die Konzeptstudie zur Entwicklung einer Gastronomie im Bürgerzentrum nahm eine Analyse der Standort- und Marktsituation vor, betrachtete die allgemeine Branchenentwicklung und bewertete die möglichen Betreiberkonzepte zwischen Voll- und Cateringgastronomie. Das Fazit ist mit Blick auf die ursprünglichen Wünsche eher ernüchternd: „Aufgrund der vorliegenden Rahmenbedingungen empfiehlt die Betriebsberatung die Catering-Gastronomie“, heißt es in einem Bericht der Stadt Arnsberg, mit dem sich in der kommenden Woche auch der Planungsausschuss beschäftigen wird, „diese Variante wird in der weiteren Planung jetzt auch berücksichtigt“.
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Umdenken erforderlich
Es wird umgedacht. „A la carte wird es nicht geben“, sagt Ingrid Rengier. Sie spricht von einer Ausgabe-Küche - gemeinhin auch als Kantine bekannt -, verweist aber gleich darauf, dass trotzdem gehobene Ansprüche an die künftige Rathausgastronomie gestellt werden sollen. „Es gibt moderne Kantinenkonzepte, die für viel Aufenthaltsqualität stehen“, so Rengier. Und an diesem Ziel werde bei der Planung natürlich festgehalten.
Hochwertige Konkurrenz
Die Betriebsberatung nahm den Standort unter die Lupe. Der hat zwar den Vorzug des Ruhrtalradweges, der direkt am Rathaus und dessen künftig attraktiv gestalteten Vorplatz vorbeiführt, jedoch gibt es auch „hochwertige Konkurrenz“ in unmittelbarer Nachbarschaft. Nicht weit entfernt am Ruhrtalradweg ist das R-Café und direkt gegenüber und künftig sogar über eine Fußgängerbrücke erreichbar, das italienische Restaurant „da Vinci“. Äußerst fraglich offenbar auch, ob an diesem Standort außerhalb der Arbeitszeiten der Rathausmitarbeiter und der Öffnungszeiten des Bürgerzentrums die Frequenz für eine Vollgastronomie ausreicht.
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Wirtschaftlichkeitsprognose steht noch aus
Genau wird diese Fragen aber die Wirtschaftlichkeitsprognose für eine Gastronomie im Rathaus beantworten. Diese soll in der kommenden Woche abschließend vorliegen. Hier geht es dann auch um für die Betreiber, aber auch Verpächter, wichtigen Eckdaten einer Wirtschaftlichkeitsvorschau, die Ableitung eines nachhaltig erzielbaren Pachtzinses, eine Schätzung der Investitionskosten des Pächters und branchenspezifische behördliche Auflagen. Die Dehoga-Betriebsberatung sieht allerdings schon jetzt einen „nennenswerten erzielbaren Pachtzins als problematisch“ an.
Die bauliche Planung für die Gastronomie indes steht: Ohnehin ist der Platz mit 80 bis 100 Quadratmeter im Innenbereich begrenzt - auch das ist für eine Vollgastronomie nur schwer ausreichend. Der Standort mit Blick zum Vorplatz und der Ruhr soll ebenso bleiben wie die Außenbestuhlung. „Die Aufenthaltsqualität soll auch bei einer Catering-Küche hoch sein“, sagt Ingrid Rengier.
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Die abschließende Wirtschaftlichkeitsprognose werde zeigen, ob die ursprüngliche Idee von einer Öffnungszeit am Wochenende - möglicherweise auch saisonal - realisierbar ist oder nicht.